Wie mehr Disziplin im Thema Abnehmen bekommen, Bingeeating?

5 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich bin 17, weiblich und habe genau das gleiche Problem. Du bist also nicht alleine:) kann es auch verstehen wie frustrierend das ist.

Zuerst vorweg: so ganz habe ich die Lösung auch noch nicht gefunden, ich bin selber immer noch ein bisschen am strugglen, aber es ist auf jeden Fall besser geworden. Also hier ein paar Tipps:

Am allerwichtigsten ist, dass das alles eine Kopfsache ist. Wenn du eine Woche durchgezogen hast und dann einen "binge-Tag" hast, sag dir nicht, dass jetzt sowieso alles egal ist und lass den einen Tag zu einer Woche werden. Sag dir einfach, dass das jetzt ein Ausrutscher war, und mach am nächsten Tag direkt weiter. Mache dich nicht die ganze Zeit fertig deswegen, das Leben geht weiter. Diese alles-oder-nichts-Mentalität ist es, was überhaupt erst zum Binge Eating führt. Dein Tag muss nicht perfekt sein, damit du abnehmen kannst, du kannst auch zwei Stück Pizza essen ohne direkt eine Fressattacke zu bekommen. Das muss man sich einfach immer wieder vor Augen führen.

Was den Sport betrifft: mache dir am besten einen Plan, an den du dich halten kannst. Als Anfänger reichen 3 bis 4 Mal die Woche. Ich kann mir vorstellen, dass du jemand bist, der in "guten Wochen" jeden Tag was macht, und in schlechten gar nichts. Versuche, eine gute Mischung zu finden, und steigere dich dann langsam (!)

Dann würde ich dir vielleicht noch Intervallfasten vorschlagen, also dass du dir am Tag ein Fenster von ca 8 bis 10 Stunden setzt, in denen du essen darfst und die restlichen Stunden fastest. Mir fällt es am leichtesten, das Frühstück zu überspringen, dann um halb 12 oder so was zu essen und um 19:30 mit dem Essen aufzuhören. In der Zeit, in der du essen darfst, iss normal, aber achte ein bisschen auf die Portionen. Ich finde, das hilft einem echt dabei, abends nicht mehr zu snacken.

Du kannst auch versuchen, dir abends nach dem Essen sofort die Zähne zu putzen, damit du dann nichts mehr isst. Mir hilft das häufig auch echt gut.

Viel Glück dir, ich hoffe dass ich ein bisschen helfen konnte:)

Die Idee ist jetzt nicht professionell, fiel mir aber beim Wort "Bingeeating" ein: Wenn der Drang da ist, z.B. eine Tüte Chips zu essen, dann nicht eine Tüte kaufen, sondern fünf, und die möglichst alle am Stück leer essen. Idealerweise kommen sie einem dann wieder hoch, und danach schmecken sie nicht mehr gut. Wenn man nur eine Tüte isst, oder dabei noch versucht, langsam oder nur die halbe Tüte am Stück zu essen, sind die Chips wieder eine (gefühlsmäßige) Belohnung, dass man sich nach dem langen Verzicht wieder was gönnt. Dann wird man ständig zwischen zwanghaftem Verzicht und Völlerei hin- und herschwanken. Mit echtem Bingeeating verdirbt man sich diese Belohnung. Die einmaligen Kalorien dabei kann man verschmerzen, wenn dafür der ständige Drang nach dem ungesunden Essen weg ist.

Ich kenne das Problem. Mir ging es eine Zeit genauso. Mir ist dann allerdings aufegfallen, dass ich meistens in alte Muster zurückfalle, wenn mir langweilig war. Mittlerweile habe ich es so gemacht, dass ich etas Yoga mache, wenn mir langweilig wird. Das hat mir persöhnlich sehr weiter geholfe. Mady Morrison macht auf YouTube gute Videos. Zudem solltest du sofort etwas kleines Essen wenn du Hunger bekommst und dir zwischendurch etwas Süßes essen. Du solltest es dir nicht verbieten, da verbotenes uns anzieht. Außerdem solltest du Süßigkeiten so weit wie es geht entsorgen und in deinen Tag möglichst viel Struktur reinbringen. Es kann auch helfen, wenn du deiner Familie erzählst, dass du dich gesund ernähren möchtest.

Na, da hast du ja eigentlich ein ganzes Problembündel am Hals – aber sei unbesorgt, es ist lösbar. Deine persönliche Situation kennst nur du am Besten, deshalb kann ich hier nur einige Stichpunkte als Anregung nennen.

  • oft mehrere Tage alles richtig mache

Eben nicht, sonst hättest du dein Problem ja gar nicht. „Mehrere Tage“ reichen nicht, um eine Gewohnheit zu festigen – das braucht erfahrungsgemäß etwa 3 Wochen am Stück. Vermutlich hast du dich überfordert.

  • mache ich immer wieder Sport und esse gesund

„Immer wieder“ deutet auf (ungewollte) Unterbrechungen hin – siehe hierzu auch die erste Feststellung oben. Unklar ist des weiteren, was für dich „Sport“ und „gesundes Essen“ eigentlich ist.

  • mittlerweile wirklich verzweifelt bin

Das ist gefährlich, denn wer verzweifelt ist kann nicht mehr klar denken. Komm erst mal zur Ruhe und beginne mit hilfreichen Überlegungen/Nachforschungen und (schriftlicher) Planung.

Äußerst wichtig ist deine Motivation. Ist es die eigene Meinung, Druck aus der Umgebung, Gesundheitsprobleme?

Absolut richtig ist daß du Sport (Bewegung) und Ernährung berücksichtigst. Da ist jedes davon schon wieder ein Kapitel für sich und ich hoffe, daß du dich hierfür entsprechend gut informierst. Klein anfangen, langsam steigern, Übertraining vermeiden, Zeit vernünftig einteilen.

Beachte den Rahmen deiner Möglichkeiten: Schüler verfügen heutzutage ja nicht mehr über (fast) grenzenlos frei verfügbare Zeit und ebensolche finanziellen Mittel. Auch die familiäre Situation (besonders hinsichtlich Ernährung) einbeziehen.

Gruppenanschluß (Sportverein, Studio) kann hilfreich sein, ist aber keine Voraussetzung.

Störungen von vorne herein einkalkulieren und bei Auftreten als normal akzeptieren – die sind fast ausnahmslos üblich und kein Versagen. Leute die immer ohne Ausnahme durchhalten sind eine extreme Minderheit. Meistens sind es Berufssportler – und hier ist es keine Seltenheit, daß unvernünftiges trainieren manchmal mit dem Leben bezahlt wird. Kommen Störungen sehr früh und/oder wiederholt vor, mußt du deine Planung überprüfen.

Zuletzt das Wichtigste: Plane so, daß du bei der ganzen Sache möglichst viel Freude empfindest (sowohl beim denken daran als auch bei der Ausführung). Setze dir kleine (rasch und relativ einfach erreichbare) Etappenziele und gönne dir beim Erreichen eine Belohnung. Teste das „gesunde Essen“ – da gibt es jede Menge davon und du findest bestimmt eines, mit dem du „weniger gesundes Essen“ ersetzen kannst. Vielleicht hast du dann auch gar keinen Appetit mehr auf Ungesundes, ansonsten kannst du dieses ja immer noch als gelegentliche Belohnung einsetzen. Immer nur gesund leben ist ja schliesslich beinahe gar kein lebenswertes Leben mehr. (Selten vorkommende Ausnahmen wären z. B. Ex-Alkoholiker mit Rückfallgefahr).

Genug für diesmal. Bestimmt habe ich wichtige Punkte zu kurz dargestellt oder komplett vergessen, aber du kannst ja jederzeit weitere Fragen stellen.

Viel Glück und Erfolg bei deinen Bemühungen.


RandomMensch1 
Beitragsersteller
 18.05.2020, 22:28

Also zu allererst, vielen vielen dank für deine detailierte Antwort😊. Aber um ehrlich zu sein treffen viele Punkte auf mich nicht zu, denn ich beschäfte mich schon sehr lange mit Ernährung und Sport (weiß daher was darunter zu verstehen ist) und kenn ich mit den wichtigsten Dingen aus (natürlich gibt es einiges das ich nicht weiß) und ich muss sagen meistens reizt mich so fettiges Essen oder so gar nicht.

Ein wichtiger Punkt den du ansprichst und wo ich mich wirklich freue das du das verstehst, denn immer wenn ich versucht habe das wem zu erklären bin ich auf Unverständnis gestoßen ist das mit dem "Nicht mehr klar denken zu können". Denn genau das trifft auf mich zu. Ich habe oft bei all dem Wissen, den verschiedenen Meinungen, den verschiedenen Ernährungs und Diät Arten das Gefühl das ich den Überblick verliere. Außerdem habe ich oft das Gefühl das ich zum Beispiel zu viel gegessen hab, auch wenn ich mein Kalorienziel noch nicht mal ansatzweise erreicht hab (ich tracke mein essen, mein Tagesziel liegt bei 1300 kcal) Ich habe schon probiert mir eine Art kleines Heft zusammen zuschreiben mit den wichtigsten Informationen und so. Leider hat das nicht wirklich geholfen. Hast du vielleicht noch diesbezüglich eine idee?

Ansonsten noch einmal vielen Dank. Es tut wirklich gut mit Leuten über sowas schreiben zu können, die das verstehen.

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satian  19.05.2020, 10:39
@RandomMensch1
  • Gefühl das ich den Überblick verliere

Ja, das ist eine Gefahr, der Viele (anfangs praktisch jeder) unterliegen.

Solche Leute gleichen einem Jäger, der 20 Hasen gleichzeitig jagt - am Schluß wird er keinen einzigen fangen;-)

Da glaube ich daß es besser ist, bei der eigenen fundiert gewählten Lösung zu bleiben und diese konsequent zu verfolgen, selbst wenn es sich später herausstellt, daß es angeblich etwas "noch Besseres" geben sollte. Hauptsache es funktioniert. Bei richtiger Planung hat man ja vorher berücksichtigt, daß keine Einseitigkeit und durch Abwechslung keine Überdrüssigkeit auftritt.

  • Gefühl das ich zum Beispiel zu viel gegessen hab

Auf dieses Gefühl würde ich hören. Es bezieht sich übrigens nicht nur auf die rein quantitative Menge, sondern kann auch auf Bestandteile/Inhaltsstoffe hinweisen, die in der Mahlzeit beinhaltet sind. Also eventuell mal wechseln. Und dein Körpergefühl wird dir auch beizeiten sagen, wenn du deswegen mal "Nachholbedarf" haben solltest. Im Gegensatz zu einem vorher geplanten Kalorienziel berücksichtigt dein Körper ja den momentanen tatsächlichen Ist-Zustand, der alle inneren und äußeren Einflüsse umfasst.

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Mit 15 fehlt dir die Zeit und Erfahrung um zu verstehen wie das alles funktioniert. Abnehmen bedeutet nicht, dass man Sport machen muss oder sich gesund ernähren muss. Man kann auch ohne Sport und mit ungesundem Essen abnehmen, wenn man das Prinzip dahinter versteht. Auch bedeutet Abnehmen nicht gleich zufriedener mit seinem Körper sein, den dein Gewicht alleine bestimmt nicht das Aussehen deines Körpers.

Ein guter Körper ist auch immer mit den dementsprechenden Aufopferungen verbunden. Wenn du etwas wirklich willst, holst du es dir auch, ohne wenn und aber. Wenn dein Drang zu essen, aber höher ist, scheinst du es nicht wirklich zu wollen.


whiteTree  18.05.2020, 13:24

Das Problem ist, dass Abnehmen und Sport machen in der Regel nicht gewollt wird, sondern dass man sich einem äußeren Zwang beugt: der Drohung, dass man sonst fett, hässlich und krank wird. Man trimmt sich also, Askese zu üben, zu verzichten und sich zu quälen, sich die angenehme Dinge zu verbieten. Also ein rein negatives Handlungsmuster. Nur wenige können Diät und Sport mit wirklich positiven Erlebnissen verknüpfen, und wenn, dann Leute, die gut aussehen und sportlich sind, nicht die Fettklöße, die schon nach 100 Meter Laufen aus der Puste kommen. Daher hatte ich eben die etwas spontane Idee, durch absichtlich extremes Bingeeating, durch Überfressen, bis es wieder oben rauskommt, dem ungesunden Essen den Charakter einer attrativen, aber verbotenen Sache zu nehmen.

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