"Wie können sich so viele ein Pferd leisten?"?

4 Antworten

Wie kommst du darauf, dass sich "viele" ein Pferd leisten können? Das stimmt gar nicht. Es ist eine sehr geringe Minderheit. Die meisten haben - wie du - Reitbeteiligungen. Deine Eltern sind sehr vernünftig, kein Pferd für dich anzuschaffen, wenn sie es sich nicht erlauben können. Sei nicht undankbar, sondern freue dich darüber, dass sie dir immer Reitbeteiligungen ermöglichen. Schon das ist für viele Kinder und Jugendliche eine Seltenheit bzw. ein Luxus, den sich viele nicht erlauben können.


Taylorlovee23 
Beitragsersteller
 19.07.2020, 16:45

Hallo!

Ja das war etwas undeutlich ausgedrückt, aber da wo ich herkomme ist es wirklich so, das viele zumindest in meinem Umfeld und Freundeskreis ein eigenes pferd haben. Wenn ich sie frage wie die sich das leisten können, kommt immer nur das Argument dass die stallmieten bei uns ja nicht teuer sind.

Und ich bin zwar dankbar für meine Eltern dass sie mir eine Reitbeteiligung ermöglichen, aber wir müssen dafür auch gar nicht zahlen, zumindest wird von uns auch kein Geld verlangt, aber das hat leider auch Konsequenzen. Das pferd ist sehr schwierig und wir kommen eigentlich Null mit einander zurecht. Trotzdem danke für die Antwort.

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Sieh es als Ansporn einen guten Schulabschluss zu erreichen, damit du einen Job lernen kannst, der dir a) genug Geld für ein Pferd einbringt und dir b) genug Zeit lässt, dich auch drum zu kümmern...

andonsten:

willkommen im leben!


Urlewas  19.07.2020, 17:18

Ja, leider... der Boden der Tatsachen ist schrecklich dürftig gepolstert 🙇

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Urlewas  19.07.2020, 17:57
@Vampire321

Richtig. Sieh dir meine Antwort und Kommentare zu anderen Antworten an. Ich bin nämlich diesbezüglich seeeehr hart aufgeschlagen. Mein Idealismus und wirklich großer Fleiß boten mir nämlich keinerlei „Fallschirm“. 😓

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Dahika  19.07.2020, 18:15
@Urlewas

und ich glaube es ist weit schlimmer, sein Pferd verkaufen zu müssen, als es gar nicht erst kaufen zu können. So was möchte ich nicht erleben müssen.

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Urlewas  19.07.2020, 18:27
@Dahika

Da hast du ganz bestimmt recht - wobei ich sagen muß, dass es mir erst viel später aufgegangen ist, wie tragisch es war, dieses anfangs schwierige Pferd ( für wenig Geld bekommt man ja kein hervorragend ausgebildetes...), als es endlich ein super Kumpel fürs Leben geworden wäre, weggeben zu haben. Damals hatte i h nämlich nicht mal mehr Sinn dafür, weil ich derartig fertig war, dass ich erst mal nur noch Erleichterung empfand, diese Last und Verantwortung abgeben zu können. Zumal ich das große Glück der Gewißheit hatte, es in gute Hände abzugeben. Ich möchte mir nicht vorstellen, wie es gewesen wäre, wenn ich es in meiner Not irgendeinem Händler hätte mitgeben müssen...

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Dahika  20.07.2020, 14:16
@Urlewas

Ich hatte mein erstes Pferd auch abgegeben. Allerdings hatte ich das Glück, ihn, einen Haflinger, meiner Freundin schenken zu können. Sie war seine RB udn bei ihr wurde er 32. Ich hatte ihn verschenkt, weil ich da schon 1 Jahr meinen Araber hatte und zwei Pferde waren nun wirklich nicht drin. Und als mein Vater mir dann mal spöttisch sagte: "Der Golo ist jetzt aber dein Stiefkind, was?" war ich sehr getroffen. Weil er recht hatte. Aber es hätte mir das Herz gebrochen, ihn an einen Händler abzugeben.

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Oder allgemein, wie können sich junge Erwachsene mit "normalen" Job und normalen Gehalt ein Pferd leisten?

Was verstehst du unter normalem Gehalt. Eine Arzthelferin z.B. die nicht mehr bei den Eltern lebt, also eine eigene Wohnung finanzieren muss, und keinen Mann hat, der sie unterstützen kann, kann sich kaum ein Pferd leisten. Oder nur unter großen persönlichen Entbehrungen.

Ansonsten müssen die allermeisten Leute, die ich kenne, Prioritäten setzen. Shoppen, regelmäßig neue KLamotten und schicke Schuhe, Flugreisen, häufigere Restaurantbesuche, ein schickes Auto gehören nicht dazu. Je weniger man verdient, um so mehr muss man bereit sein zu verzichten.

Eine Einstellerin bei uns ist Altenpflegerin. Sie lebt in einer Einzimmerwohnung, fährt ein altes Auto. Zittert vor jedem TüV Termin, fährt mit ihrer Mutter einmal im Jahr für eine Woche nach Holland und hat schlaflose Nächte, wenn der Tierarzt kommen muss.

Eine andere Einstellerin ist Arzthelferin, die aber am Wochenende und Mittwoch Nachmittags in einem Ausflugslokal kellnert. Viel Zeit zum Reiten hat sie nicht.

Von Ställen, die 500 oder 600 Euro kosten, kann sie nur träumen.


Dahika  19.07.2020, 18:01

Nachtrag: ich weiß auch nicht, ob die Liebe zum Tier so eine große persönliche Belastung, nämlich der Verzicht auf so vieles, was auch noch schön ist, aushalten würde. ich liebe mein Pferd über alles und würde mich von ihm auch nicht trennen. DAs geht auch nicht, da sie schon 21 ist und leider auf einem Auge so gut wie nichts mehr sieht - wer kauft schon so ein Pferd. Ich behalte also mein Pferd. Aber zum Gran Canyon würde ich schon mal gerne hinfliegen. Es geht aber nicht.

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Rechne dir aus, was dein Traumpferd kosten würde, und dann denk drüber nach, wie du das Geld zusammenbekommst.

Ferienjobs und Nebenjob jetzt schon. Auch wenn es nur Zeitungsaustragen oder Nachhilfe geben ist. Später sind dann auch 450€ und Zeitarbeit in den Schulferien möglich. So hast du bis zum 18. Geburtstag schon die Anschaffungskosten für dein Pferd zusammen.

Natürlich nur, wenn du das selbstverdiente Geld nicht anderweitig ausgibst. Verabschiede dich von Markenklamotten und -schuhen. Auch bei Kosmetik nur noch das Nötigste, und das natürlich preiswert.

Gewöhne dich an ein ältere Smartphones und einen Prepaidtarif für ein paar Euro. Geh nicht mehr ins Kino, zur Imbissbude, ins Restaurant.

Nimm keinen Musikunterricht, tritt aus dem Sportverein aus.

Verkaufe alles, was du nicht brauchst, auch wenn es nur ein paar Cent bringt, unjd schaffe dir "neue Dinge" ebenfalls gebraucht an.

Verzichte auf Reisen, Schüleraustausch, teure Ausflüge.

Brauchst du wirklich einen Führerschein?

Ab jetzt nur noch Geldgeschenke zum Geburtstag und Weihnachten, und jeden Cent sparen.

Bleib so lange wie möglich bei deinen Eltern wohnen oder zieh in eine preiswerte WG.

Such dir eine gut bezahlte Ausbildung, oder einen zusätzlichen Nebenjob.

Wenn du zwischen Schule und Ausbildung ein Jahr Pause machst und in dieser Zeit Vollzeit arbeitest, kannst du ein bisschen was für Notfälle auf die hohe Kante legen.

Usw.

Wenn du wirklich, wirklich, wirklich dein eigenes Pony willst, kannst du es dir also in absehbarer Zeit leisten. Wenn dir alles andere wichtiger ist, nicht.


Taylorlovee23 
Beitragsersteller
 19.07.2020, 16:54

Danke für deine liebe Antwort. Und ja, ich würde wirklich alles dafür tun ☺

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Dahika  19.07.2020, 18:04
@Taylorlovee23

Fragt sich nur wie lange. Und mit dem Ansparen des Kaufpreises ist es ja nicht getan. Sondern du musst jahre- jahrzehntelang das Geld für den Unterhalt herbeischaffen.

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Urlewas  19.07.2020, 17:17

Schön wäre es, wenn das alles so einfach ginge...

Leiderist der Unterhalt eines Pferdes so teuer, dass man mit solchen Mitteln nicht weit kommt.

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DODOsBACK  19.07.2020, 17:22
@Urlewas

Dann schreib doch bitte einfach mal eine Zahl hier rein, am besten so aufgeschlüsselt, dass sie auch für mich nachvollziehbar ist.

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Urlewas  19.07.2020, 17:54
@DODOsBACK

Die Anschaffung eines Pferdes für den Freizeitbereich beläuft sich so in etwa zwischen 2500 und 10000€. Klar, wir rechnen mal eher im unteren Bereich, aber auch da muß man schon eine Weile für sparen mit „Handy und Kosmetik“.

Sattelzeug und weitere Utensilien 1000 - 4000€. Glückssache, ob man was passendes Gebrauchtes findet.

Fur die monatlichen Unterstell - und Futterkosten sind 200 - 600 € zu veranschlagen. 200 bei (zumindest teilweise) Selbstversorgung, die aber niemand zuverlässig gewährleisten kann, der kein passendes Familienmitglied hat, wenn er ausfällt (was junge Leute natürlich meinen, Ausschließen zu können..) Also Rechen wir mal 350€.

Hinzu kommt Schmied, Tierarzt, Versicherungen, Wurmkuren, Sattler, Verbrauchsmaterial... ca 80- 100€ durchschnittlich im Monat regelmäßig.

Damit sich durch reiterliche Fehler keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen bei Pferd oder Reiter entwickeln, ist zumindest ab und an Unterricht anzuraten, sagen wir mal wenigstens 50 € im Monat

Damit sind wir bei 500 € monatlichen Kosten, mit denen man realistisch rechnen muß, auch wenn es im Einzelfall mit viel Glück mal weniger sein kann.

Dann braucht man Rücklagen für den Fälle wie kaputter oder völlig unpassend gewordener Sattel ( siehe oben: 4stellige Zahl), Probleme mit dem Lebewesen Pferd ( Profi- Beritt kann auch über einige Wochen leicht in den 4 stelligen Bereich gehen), Verletzungen und Krankheiten: schon das Nähen und Versorgen einer kleinen Plaztzwunde kostet schnell 500 €, eine Kolik mit Op und Transport zur Klinik geht schnell bis in den 5 - stelligen Bereich, was bei Pferden mit ihrem empfindlichen Verdauungstrakt nicht selten ist.

Unterm Strich, knapp (!) kalkuliert:

  • Anschaffung: 2-3 Tausend €
  • anzuratende Rücklage mind. 10 000 €
  • laufende Kosten monatlich 500 €

Und ich weiß, wovon ich rede - denn ich mußte mein Pferd wieder abgeben, weil es lahmte und kein Geld mehr da war für Schmied und Tierarzt... DAS ist bitter!

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Dahika  19.07.2020, 18:13
@Urlewas

tja... ich verdiene gut und mein Pferd steht in keinem teuren Stall, wobei bei uns in der Gegend meine 350 Euro im Monat Halbpension - Stalldienste und Kraftfutter sind nicht eingerechnet - ein seltener Schnapper sind. Normalerweise ist man bei uns ab 450,- dabei. Und dann kommt noch eben alles, was Urlewas noch aufgeführt hat, oben drauf. Du kannst Gift darauf nehmen: hast du dir ein Polster angespart und freust dich vielleicht mal auf Mallorca, wird das Pferd krank. Das passiert so sicher wie das Amen in der Kirche.
Ich verdiene gut, akademischer Beruf, aber auch ich habe vor anderthalb Jahren, als mein Pferd wegen seines Auges sechs Wochen in der Klinik war und zweimal operiert werden musste, oft nachts schlotternd vor Angst im Bett gesessen. Zumal die nötige zweite OP im Leistungskatalog der Versicherung nicht enthalten war. Schon mal gar nicht die 6 Wochen Intensivstation. Ich konnte die ca 6000 Euro vom Sparbuch bezahlen, aber das Geld muss ja wieder erneut angespart werden. Mein Auto, ein oller Hyndai fällt fast auseinander. Ob er noch mal durch den TüV im nächsten Jahr kommt, bezweifel ich mal sehr.

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DODOsBACK  19.07.2020, 18:38
@Urlewas

Okay, dann mal eine Gegenrechnung:

Das Mädel ist 15. Sie wohnt zuhause, hat also vermutlich keine festen Ausgaben für irgendwas. Wenn sie ab jetzt etwa 100€ im Monat verdient/ zur Seite legt, hat sie die Anschaffungskosten mit relativ bescheidenem Aufwand bis zum 18. Geburtstag zusammen. In den nächsten Jahren werden vielleicht sogar "richtige" Ferienjobs möglich sein, 1000-1500 für 4-6 Wochen Vollzeit in sind drin, entweder als Ersatz, wenn es in der Schulzeit mit dem jobben nicht klappt, oder zusätzlich, für Sattel usw.

Die 10.000 Rücklagen werden nicht einfach, daher der Vorschlag mit dem "Arbeitsjahr". Wenn sie das Pferd erst danach kauft, hat sie auch in dieser Zeit kaum eigene Kosten. Mindestlohn sind 1100 netto, lass sie 400 im Monat für sich ausgeben (ungefähr HartzIV-Satz in einer BG) - und schon ist auch diese Summe fast erreicht.

Dann noch die laufenden Kosten von 500 monatlich. Klar, in der Ausbildung ist das heftig, aber auch hier ist wieder die Frage, welche Ausgaben und anderen Wünsche sie hat. Wenn die Eltern weiter den Kühlschrank füllen, ist der Betrag vermutlich drin.

Natürlich bleibt kein Geld für irgendwas anderes, natürlich müssen die Eltern mitziehen, natürlich hat sie kaum Zeit für Beziehungen, Hobbys usw.

Ich gehe auch davon aus, dass sie es nicht so durchziehen wird, dass ihr irgendwann andere Dinge wichtiger sind usw.

Aber "unmöglich" ist es m.M.n. nicht.

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Urlewas  19.07.2020, 21:37
@DODOsBACK

Das Problem dabei: mit 15 ist es sehr schwierig tatsächlich 100 € im Monst zu verdienen. Es wartet nämlich leider nicht an jeder Straßenecke jemand, der Jobs für minderjährige Schüler anbietet. Vor allem aber will das Mädel JETZT ein Pony - 3 Jahre erscheinen so einem Kind wie eine Ewigkeit. Hinzu kommt, dass man für ein Pferd, selbst wenn es in Vollpension steht, 2-3 Stunden am Tag aufzuwenden hat, ohne Wegezeiten und das säubern der Stallklamotten. Ob die Eltern das so klaglos mitmachen und auch noch den Kühlschrank für die inzwischen erwachsen werdende Tochter füllen, ist zu bezweifeln. Und bis dahin werden auch die Ansprüche steigen (man mochte vielleicht nicht mehr irgendein Pony zum Knuddeln, sondern ein besseres Reitpferd..), und irgendwann ist es ja auch an der Zeit, sich auf eigene Füße zu stellen. Man kann ja nicht bis man fast 40 ist aus Mamas Kochtopf leben, damit man sein Pferd halten kann. Ein Führerschein samt Auto muß vermutlich her, und womöglich kommen irgendwann auch familiäre Verpflichtungen ganz anderer Art hinzu (schwanger, Pflegebedürftigkeit der Eltern, was auch immer).
Ich selbst habe es erlebt, wie man mit dem eigenen Pferd Schiffbruch erleidet, und ich kenne unzählige Reiter, deren „Glück der Erde“ sich mit der Geit eher zum Unglück entwickelt hat. Und weil grade solche Frauen, die sich ihren Liebling vom Munde abgespart haben, eine sehr innige Bindung zu dem Tier entwickeln, können sie sich dann nicht mehr davon trennen und laufen Jahre, ja Jahrzehnte, mit langem Gesicht herum und sagen: „wenn es dann mal so weit ist, will ich kein neues mehr....“
Auf Dauer wirklich Freude an den Tieren haben meiner Beobachtung nach nur Leute, die finanziell wirklich sorglos sind, oder wenigstens in einer Reiterfamilie in jeder Hinsicht gegenseitige Unterstützung finden.

Ich sage ja nicht, dass es völlig unmöglich sei - aber sich und seiner Familie über 20 Jahre jedes Opfer abzuverlangen, um sich solchen Luxus zu gewähren, ist doch recht heftig. Und wenn man dann viel Pech hat, fressen die Tierartzrechnungen und ähnliches die Rücklagen schneller, als man neue ansparen kann.

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Dahika  07.08.2020, 18:34
@DODOsBACK

und wie lange will das Mädel von den Eltern abhängig sein ? So ein Pferd, das man ja liebt, lebt 25 plus Jahre, wenn man kein Pech hat. Wie lange will sie sich das Pferd buchstäblich vom Munde absparen? Auf die Eltern angewiesen sein? Was ist, wenn Konflikte mit den Eltern aufkommen. Das ist einer Bekannten von mir passiert. Sie hat sich ein Pferd gekauft, da war sie 17. Die Eltern gaben ihr zu den Lebensunterhaltskosten des Pferdes die Hälfte dazu. Das ging ganz gut, 200 Euro im Monat hat sie hinzuverdienen können. Shoppen, Ibiza, Disco war eher nicht möglich. Aber gut, Das hat sie gerne gemacht. Dann hat sie ihren damaligen Freund kennengelernt. Der aber passte den Eltern nicht. "der kommt uns nicht ins Haus!" sagten sie. Und dann sagten sie: "Wenn du dich von dem nicht trennst, ist Schluss mit Pferd. Entscheide dich: Pferd oder diesen Kerl." DAs ist sicher nicht gerade nett von den Eltern, aber zeige mir die Eltern, die in einem ernsten Konflikt nicht auf dieses Mittel zurückgreifen. Wenn die Eltern einen unterstützen, ist man erpressbar! Gott sei Dank hat sich das Problem von alleine gelöst, denn sie lernte einen anderen jungen Mann kennen, mit dem sie auch schon lange verheiratet ist. Aber was wäre wenn.....

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