Wie kam der Johannes der Offenbarung auf die Insel Patmos?

6 Antworten

Hallo, in Quellen wie z.B. Wikipedia steht, dass Johannes auf Patmos in Verbannung legt. Nun ist mir aber von einem Theologieprofessor zu Ohren gekommen, dass das nicht stimmt.

Da kannst Du mal sehen, wie einem ein Theologiestudium den Kopf verdrehen kann - ausgehend davon dass Dein Theologieprofessor dies tatsächlich und allen Ernstes behauptet hat.. Auf bibleserver.com ( http://www.bibleserver.com/start ) hat man einige Bibeln zur Auswahl und zumindest alle deutschen und englischen Übersetzungen bestätigen in Vers 1,9 der Offenbarung (in einer Übersetzung wird Patmos jedoch erst in Vers 10 erwähnt) gleichermaßen, dass Johannes auf der Insel Patmos gewesen sein soll.


Rockbozu 
Beitragsersteller
 20.01.2016, 15:24

Das hat der Professor nicht bestritten. Dass er dort in Verbannung lebte, wie es in einigen Quellen behauptet wird, sei jedoch nicht korrekt.

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Hamburger02  20.01.2016, 15:36
@Rockbozu

Die Argumentation der Verbannungsbefürworter ist sehr schwach. Aus Quellen weiß man, dass Patmos von den Römern als Verbannungsort genutzt wurde. Das ist alles und daher musste angeblich auch Johannes verbannt gewesen sein. Dass es aber auch andere Gründe geben kann, um nach Patmos zu reisen, wird dabei gar nicht berücksichtigt und Johannes hatte andere Gründe.

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JTKirk2000  20.01.2016, 15:48
@Hamburger02

Zu der Zeit, als Johannes lebte, war das Christentum alles andere als hoch angesehen im römischen Reich. Zur Staatsreligion wurde das Christentum erst in Folge des Einflusses von Kaiser Konstantin im 4. Jahrhundert. Dies ist auch der Grund, weshalb es sehr fadenscheinig ist, dass die RKK ihren Anspruch auf Nachfolge von Petrus begründet, der zweifelsohne bereits im 1. Jahrhundert starb und das bekanntermaßen am umgekehrten Kreuz, welches deshalb den Namen Petruskreuz trägt. Der Grund, weshalb er an einem umgekehrten Kreuz und nicht an einem normalen hingerichtet wurde, soll darin liegen, dass er darum gebeten hatte, da er sich nicht würdig fühlte, wie Christus hingerichtet zu werden. Selbst wenn es eine derart lange Unterbrechung der Folge des Bischofsitzes in Rom gab, ist es dennoch sehr interessant, wie damals mit dem ersten Bischof von Rom umgegangen worden ist und dass dennoch die RKK darauf ihre Nachfolge begründet.

Wenn die Insel Patmos als Verbannungsort von den Römern benutzt wurde und man bedenkt, wie die Insel in Wikipedia beschrieben wird und wo sie sich befindet, dann dürfte der Grund des Aufenthaltes von Johannes auf der Insel die Verbannungstheorie sehr wohl bestätigen. Schließlich wird er sich wohl kaum freiwillig und absichtlich an einen Ort begeben haben, an welchem bekanntermaßen nur Verbannte hingeschickt wurden. Und aus Versehen wird er ebenfalls kaum dorthin gekommen sein.

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Die Offenbarungen waren an die frühen Christen in der Provinz Asia (heutige Türkei)gerichtet. Sieben Sendschreiben an sieben Städte usw. Das war eine hart umkämpfte Provinz mit starker Christenverfolgung, mehr als in anderen Gegenden. Erst 100 v.Chr. ist sie an die Römer gefallen. Ein Teil seiner Offenbarungen sind eingetroffen, wie z.B. eine Pestepidemie. Wegen der Christenverfolgung in dieser Zeit ist möglich, dass er dorthin verbannt wurde. Mit Sicherheit weiss man das nicht. In die Bibel wurden die Prophezeihungen nur aufgenommen, weil sich ein Teil davon erfüllt hatte und weil man damals glaubte, dass es sich um den Evangeliumsschreiber Johannes handelte. War er aber nicht.

Also Leute,

ich war in einer theologischen Bibliothek und entsprechende Lektüre konsumiert. In dem Buch "Einleitung in das Neue Testament" von Martin Ebner und Stefan Schreiber (Hrsg.) steht, dass eine Verbannung eher unwahrscheinlich sei, weil die römische Strafpraxis die Todesstrafe für Angehörige der Oberschicht (honestiores) ersetzt.

Da aber die Zugehörigkeit eines judenchristlichen Propheten gegen Ende des 1. Jh. n. Chr. extrem unwahrscheinlich ist eine Verbannung ebenfalls sehr unwahrscheinlich. Die Verbannung von Christen auf Patmos ist zu dieser Zeit nicht belegt.

Dass Johannes auf Patmos war, ist unbestritten. Die Frage ist lediglich, warum er dort war. Da liest man öfters, das sei wegen einer Verbannung gewesen, wofür es aber keine belastbaren Quellen gibt.

Da ich gerade selber an dem Thema arbeite und ein Buch dazu schreibe, weiß ich, dass es auch für andere Deutungen des Grundes bislang keine veröffentlichten und belastbaren Quellen gibt. Nach meinen Erkenntnissen hat der Theologieprofessor allerdings recht. Johannes ist freiwillig auf Patmos gewesen, weil er schon vorher wusste, dass ihn dort eine Offenbarung erwarten würde, was ich belegen kann.


Viktor1  20.01.2016, 18:52
weil er schon vorher wusste, dass ihn dort eine 
Offenbarung erwarten würde, was ich belegen kann

Du nimmst den Mund sehr voll - gut, ich lasse mich eines Besseren belehren. Hast du irgendwelche Offenbarungen erhalten ?
Zwar steht in der "Offenbarung", daß er auf Patmos gewesen sei. Es steht dort aber auch, daß  dies, was er voraus sieht, bald geschehen würde, was nicht der Fall war. Dies belegt also nichts. Auch welcher Johannes dies aufgezeichnet hat - Jünger Jesu, Evangelist  oder eben der als Autor der Offenbarung benannte ist nicht so klar da nicht unbedingt alle drei die gleiche Person sein müssen.
Wie dem auch sei,  wir "wissen"  eben überhaupt nichts darüber ob er vorher schon wußte, daß er auf Patmos seine Visionen haben würde. Aber du kannst dies belegen !
Viel wahrscheinlicher ist tatsächlich eine Art Verbannung , zeitweise Ausweisung  auf die Insel, da er "um ...des Zeugnisses Jesu willen" dort verweilte, was man entsprechend dem Sprachgebrauch auch als "erleiden um Jesu willen" annehmen kann. Er hatte ja dort dann auch Zeit, um seine umfangreiche Schrift zu verfassen - als "Missionar" weniger.

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Hamburger02  20.01.2016, 20:02
@Viktor1

Du nimmst den Mund sehr voll - gut, ich lasse mich eines Besseren belehren. Hast du irgendwelche Offenbarungen erhalten ?

Nein, aber mir ist eine bislang unbeachtet gebliebene außerbiblische Quelle in die Finger gekommen, die die alte Streitfrage nach der Verbannung eindeutig zugunsten derer entscheidet, die keine Verbannung vermuten.

Es steht dort aber auch, daß  dies, was er voraus sieht, bald geschehen würde, was nicht der Fall war. Dies belegt also nichts.

So ist es und das verwende ich auch nicht als Argument. Johannes greift die Naherwartung Jesu wieder auf und versichert, dass der Weltuntergang nun wirklich vor der Tür stünde. Das ist nicht eingetroffen, wird auch nicht mehr eintrteten und trägt in der Tat nichts zur Frage nach der Verbannung bei.

Wie dem auch sei,  wir "wissen"  eben überhaupt nichts darüber ob er vorher schon wußte, daß er auf Patmos seine Visionen haben würde. Aber du kannst dies belegen !

So ist es, aufgrund meiner Quelle. Die gibt sogar Auskunft darüber, warum Johannes mit einer Offenbarung rechnen musste.

Viel wahrscheinlicher ist tatsächlich eine Art Verbannung , zeitweise Ausweisung  auf die Insel, da er "um ...des Zeugnisses Jesu willen" dort verweilte, was man entsprechend dem Sprachgebrauch auch als "erleiden um Jesu willen" annehmen kann.

Genau das stimmt nicht, denn die Wissenschaftler, und das sind nicht wenige, die die Verbannung ablehnen, belegen das gerade mit dieser Textstelle im griechischen nOriginal. Du hast nämlich das entscheidende weggelassen. Der Satz lautet vollständig:
"Ich, Johannes, euer Bruder und Mitgenosse in der Drangsal und dem Königtum und dem Ausharren in Jesu, war auf der Insel, genannt Patmos, um des Wortes Gottes und des Zeugnisses Jesu willen."
Die Unterdrückung wird im erste4n Satzteil genannt, nicht im letzten. Der letze Satzteil "Wortes Gottes und des Zeugnisses Jesu" meint laut griechischem Original diese Offenbarung und das ", um" sei von der altgriechischen Grammatik her eindeutig als die Angabe eines Grundes zu verstehen. Wenn nun aber jemanden wegen eines zukünftigen Ereignisses eine Reise macht, liegt es auf der Hand, dass er schon vor Reisebeginn mit diesem Ereignis rechnete.

Er hatte ja dort dann auch Zeit, um seine umfangreiche Schrift zu verfassen - als "Missionar" weniger.

Er wollte nicht missionieren. Die Zeiten waren für Judenchristen unruhig, insbesondere auch in Ephesos. Da Johannes wusste, dass er für seine Offenbarung längere Zeit benötigen würde, in der er ungestört sein wollte, entzog er sich selber dem römischen Zugriff, indem er sozusagen in voreilendem Gehorsam nach Patmos reiste, wo man ihn tatsächlich in Ruhe ließ und von wo aus er einen außergewöhnlich guten Blick auf den Westhimmel hatte.

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Hamburger02  20.01.2016, 20:15
@Hamburger02

Nachtrag:

Das mit der Verbannung ist eine typisch "katholische" Auffassung, die auf alte Kirchenlehrer zurückgeht. Wenn mich nicht alle täuscht, spielt tertullian da eine entscheidende Rolle.

Was auch noch gegen Verbannung spricht ist der Umstand, dass eine römische Verbannung in der Regel mit harter Zwangsarbeit einherging und nicht mit Urlaub, bei dem man in Ruhe schriftstellern kann.

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In der MacArthur-Studienbibel findet sich dazu: "Zu Beginn der Offenbarung erfahren wir, dass Johannes, der letzte noch lebende Apostel, als alter Mann auf die kleine, karge Insel Patmos verbannt worden war, die südwestlich von Ephesus in der Ägäis liegt. Die römische Regierung hatte ihn dorthin ins Exil geschickt, weil er treu das Evangelium verkündete (1,9). Auf Patmos empfing Johannes eine Reihe von Visionen, die die Zukunft der Weltgeschichte vor seinen Augen entfalteten.

Als Johannes verhaftet wurde, hielt er sich in Ephesus auf und diente der dortigen Gemeinde, sowie den Gemeinden in den umliegenden Städten. Er wollte diese Versammlungen stärken, konnte ihnen nach seiner Verbannung aber nicht mehr persönlich dienen und befolgte daher den göttlichen Befehl (1,11), ihnen das Buch der Offenbarung zu schreiben und zu senden (1,4). Die Gemeinden bekamen allmählich die Auswirkungen der Verfolgung zu spüren, und ein Gläubiger - wahrscheinlich ein Gemeindehirte - hatte bereits den Märtyrertod erlitten (2,13); zudem war Johannes selbst verbannt worden.). Für diese Gemeinden war das Buch der Offenbarung eine Botschaft der Hoffnung: Gott ist souverän und hält alle Ereignisse der Weltgeschichte in seiner Hand. Auch wenn oft das Böse überhand zu nehmen scheint und schlechte Menschen die Macht in der Hand haben, so steht ihr letztes Schicksal doch fest. Christus wird in Herrlichkeit wiederkommen und richten und regieren."