Wie in gefährlichen Situationen Ruhe bewahren?

Rosswurscht  26.07.2024, 13:11

Lebst du in Südamerika oder wo erlebst du das alles?

Muslimhelper 
Beitragsersteller
 26.07.2024, 13:12

Hahah fast, deutsche Großstadt.

5 Antworten

So dumm es für dich klingen mag aber das lernt man durch Routine.

Wenn diese extreme Gefahr mehr oder weniger Alltag für dich wird, dann hört das zittern durch das adrenalin einfach irgendwann auf.

Ich wuchs unter extremer gewalt auf und auch sonst war ich sehr oft in gefahren situationen und wie gesagt wurde es irgendwann einfach routine.

Als meine Familie aus dieser Hölle raus war, lebten wir einige Jahre untereinander in mietwohnungen.

Irgendwann haben die nachbarn bei mir geklingelt und als ich raus an die tür bin war das ganze treppenhaus voller rauch.

Meine Mutter hat einen Brand verursacht in ihrer Wohnung. Alle Nachbarn sind da richtig in Panik gewesen und meine Mutter auch.

Ich habe meiner Mutter und den Nachbarn gesagt sie sollen alle das Haus verlassen und die Feuerwehr rufen und bin in die Wohnung wo es gebrannt hat.

Hab das feuer gelöscht und bin dann auch raus damit ich keine Rauchvergiftung bekomme.

Als die feuerwehr kam, gab es für die nichtmehr zu tun^^

Ich bin da einfach ganz locker geblieben weil ich wie gesagt ähnliche Gefahren situationen einfach zu gut kenne.

Aber was auch mit reinspielt. Nicht jedermann ist dafür geschaffen sich solchen Gefahren zu stellen. Und das ist auch in Ordnung.

Da gehört ein großes Maß an selbstkontrolle mit dazu.


Muslimhelper 
Beitragsersteller
 26.07.2024, 13:22

"Wenn diese extreme Gefahr mehr oder weniger Alltag für dich wird, dann hört das zittern durch das adrenalin einfach irgendwann auf."

Irgendwie Mega gut und irgendwie auch nicht gut von der Biologie...aber doch eher n sinnvoller Prozess. Gefahren einschätzen verlernt man dadurch ja nicht, nehme ich an.

Interessant jedenfalls, danke für deine Einblicke und Respekt für dein Handeln. 😄 Da frag ich mich, inwiefern ich ein "Typ" für sowas wäre.. erlebe zwar auch heftigen stuff, aber doch in Recht großen Zeitabständen bisher.

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ichweisnetwas  26.07.2024, 13:25
@Muslimhelper

Naja das Adrenalin ist ja nicht weg.

Also du bist dir der Gefahr durchaus bewusst. Und dein Herz pocht auch. Aber du hast es dann eben unter kontrolle und verfällst eben nicht in Panik.

Wäre das Feuer zu extrem gewesen hätte ich es auch nicht versucht zu löschen. Aber es war grade erst am ausbreiten. Und eben machbar das schnell zu löschen ohne zuviel rauch einzuatmen.

Riskant war es aber schon. Hab von der Feuerwehr auch etwas mecker bekommen^^

Aber gut. Ich hab denen ihren Job abgenommen. Weiß nicht ob ich mich dafür wirklich entschuldigen sollte.

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Muslimhelper 
Beitragsersteller
 26.07.2024, 13:47
@ichweisnetwas

Ja gut, wenn das alle so machen würden, würden auf 10 Helden, bestimmt auch 1, 2 (fast-)Märtyrer fallen. Verständlich, dass die da meckern, um solch ein Verhalten zu "bremsen". Verstehe da beide Seiten. Bei simplen, nicht zuu gefährlichen Situationen, würde ich wohl auch selbst eingreifen.

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Auch Einsatzkräfte lernen da keine Technik, um sowas abzustellen. Es ist was ganz normales, von dem auch die professionelle Ersthelfer betroffen sind.

Auch wenn du dich in dem Moment mental ruhig fühlst, rauscht Adrenalin durch deinen Körper. Dadurch konzentrierst du dich mehr und bist leistungsfähiger. Gleichzeitig schlägt das Herz schneller, weil es mehr Sauerstoff durch den Körper pumpt, wodurch man eben mehr Leistung bringen kann. Auch Zittern ist eine normale Reaktion. Das einzige, was helfen würde, ist weniger Adrenalin. Das kommt jedoch automatisch mit dieser Ausnahmesituation.

Für Einsatzkräfte sind nur viele Ausnahmesituationen nichts besonderes mehr. Sie haben einfach schon so viel gesehen, dass längst nicht mehr so viel Adrenalin ausgeschüttet wird. Eine Ausnahmesituation ist dann einfach keine Ausnahmesituation mehr sondern Alltag.

Ich habe mittlerweile mehrere angehende Sanitäter begleitet. Es ist immer faszinierend zu sehen, wie sie bei den kleinsten Einsätzen schon aufgeregt sind. Irgendwann werden sie dann gelassener, weniger hektisch. Irgendwann kommt dann der Punkt, wo auf dem Pager "Schlaganfall" steht und man sich einfach nur noch denkt "dann machen wir halt mal".

Man erlebt ja so einiges im Leben. Wohnungsbrände, nächtliche Attacken, Raubüberfälle, Einsatz von Messern oder Schusswaffen um einen herum..

Du vielleicht, ich nicht.


Muslimhelper 
Beitragsersteller
 26.07.2024, 13:13

Mieten in Großstädten sind teuer, ich weiß.

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Muslimhelper 
Beitragsersteller
 26.07.2024, 13:18
@Rasentraktor007

Lies meinen Satz noch einmal, behalte dabei im Hinterkopf, dass du meine Frage nicht beantwortet hast und ich dementsprechend mit Augenzwinkern kontern möchte, und dass sich nicht jeder Mieten in Großstädten, wo so Dinge öfter vorkommen, leisten kann. Willkommen.

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Lernt man in Rettungsberufen nicht irgendwie, das abzustellen? Gibt's da Methoden, Tricks oder ist das reine Gewohnheitssache/Schocktherapie?
Was kennt ihr für Methoden, um da körperlich die Ruhe zu bewahren?

Da jeder Mensch anders ist, gibt es hierfür leider kein Patentrezept.

Grundsätzlich, würde ich sagen, kommen da einige Dinge zusammen:

  • Persönlichkeit und Wesen des Menschen... der eine kommt grundsätzlich mit schwierigen Situationen, Stress usw. besser zurecht als der andere
  • Erfahrung/Wissen... je mehr man an Wissen und Erfahrung gesammelt hat, desto sicherer ist man sich in einer schwierigen Situation und desto eher bewahrt man die Ruhe. Bestimmte Arbeitsschritte werden zudem, ähnlich wie beim Militär, immer und immer wieder wiederholt, bis sie quasi im Schlaf sitzen ohne groß darüber nachzudenken.
  • Routine/Gewöhnung... je öfter man eine schwierige Situation erlebt hat, desto mehr Routine erhält man. Es setzt eine Art Gewöhnung ein. Vielleicht auch eine Art (gesunde) Gleichgültigkeit. Der erste Tote ist schlimmer als der zweite, dritte, ... Es gibt auch genügend Rettungskräfte, die ursprünglich kein Blut sehen konnten. Irgendwann ist das aber völlig normal und kein Problem mehr. Oder üble Gerüche, die man irgendwann gar nicht mehr wahrnimmt.
  • Individuelle Verarbeitung... jeder hat so seine eigene Art, mit dem Erlebten umzugehen und es zu verarbeiten. Das kann ganz unterschiedlic aussehen. Dem einen hilft es, darüber zu sprechen. Der andere legt sich eine Routine zu - ich kenne beispielsweise jemanden, der nach einem schweren Einsatz nach Hause fährt, duscht und sich neu kleidet. Quasi den Tag neu startet und dabei das Vergangene hinter sich lässt. Mir persönlich hilft es immer mir vor Augen zu führen, dass wir als Rettungskräfte an der Situation nicht Schuld sind. Sprichwörtlich ausgedrückt ist das Kind ja schon in den Brunnen gefallen, wenn wir alarmiert werden. Mit unserem Eingreifen können wir die Situation nicht schlimmer machen, wir können die Situation nur verbessern. Wie gesagt: Jeder entwickelt da so seine eigene Methode.
Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Stv. Wehrführer und Zugführer bei der Freiwilligen Feuerwehr
Lernt man in Rettungsberufen nicht irgendwie, das abzustellen?

Durch Routine und Übungen. Dein Gehirn schaltet auf Automatik und du machst einfach. Und wenn du genug Autounfälle, Treppenstürze usw gesehen hast, ist das auch nichts besonderes mehr.