Wie gehe ich am besten mit einem sturen Chow Chow um?

LilyInstaGirl1  18.06.2022, 16:29

Wieso möchtest du eine Qualzucht?

Destiny351 
Beitragsersteller
 21.06.2022, 18:02

Seit wann sind Chows qualzuchten? Das sind urtümliche Rassen und keine qualzuchten

5 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Erstmal vorweg: Es ist schwer diese Fragen so allgemein zu beantworten, da jeder Hund individuell ist und die Rasse alleine zwar schon Auswirkungen auf das Verhalten hat, aber eben noch so viel mehr mit reinspielt.

"Was mache ich, wenn ich einen Chow Chow habe, und dieser lässt sich von mir nicht bürsten?"

Bürsten kann man, wie andere Pflegemaßnahmen, gut trainieren. Es kommt immer auf den Hund an, aber im Endeffekt verbindet man die Pflege mit Dingen, die der Hund gut findet. Wenn er zum Beispiel gerne gestreichelt wird kann man ihn einmal vorsichtig bürsten, oder die Bürste nur auflegen, sich mit ihr nur nähern, oder was auch immer der Hund eben noch voll okay findet, und ihn dann streicheln. Man kann das Streicheln auch durch zum Beispiel Futter ersetzen, hauptsache es ist was, was der Hund gut findet. Alternativ zum "Bürsten ist toll" kann man zusätzlich ein Kooperationssignal aufbauen. Der Hund zeigt ein Verhalten (zum Beispiel Kopf auf etwas bestimmtes ablegen), und wird nur dann gebürstet, wenn er dieses Verhalten auch zeigt. Auch hier sollte das Bürsten immer eine gute Konsequenz für den Hund haben, zusätzlich bekommt der Hund aber noch mehr Kontrolle über die Situation, was für das Selbstbewusstsein unglaublich wichtig ist. Aber Achtung: Er sollte die Belohnung nach dem Bürsten auch nicht mega gut finden. Dann könnte es nämlich sein, dass der Hund in einen Konflikt kommt. Er möchte die Belohnung unbedingt, findet das Bürsten aber grade eigentlich blöd, und entscheidet sich dann aber dennoch für die Belohnung. Das kann den Hund stressen und dazu führen, dass er irgendwann bemerkt, dass er das, was grade passiert dich ganz schön blöd findet, und er dann eine sehr neagtive Assoziation mit dem Bürsten hat. Deswegen kleinschrittig und mit angemessener Belohnung. Zu Medical Training und Cooperative Care findet man auch ganz viel Informationen im Internet.

"Wenn er Medikamente bräuchte, aber den Kiefer nicht öffnen will, was mache ich dann am besten?"

Wenn es nur hin und wieder ist kann man Tabletten verstecken, in Käse, Wurst usw. Aber wenn man einen kleinen Schlaumeier hat, der genau weiß, dass man was ekliges versteckt hat, oder wenn der Hund regelmäßig Tabletten einnehmen muss, kann man dem Hund beibringen, diese freiwillig zu schlucken. Man beginnt, in dem man sich etwas nimmt, was der Hund gerne isst, und etwas, was er zwar isst, was ihm aber weniger gut schmeckt. Man denkt sich ein Signal aus, das man dem Hund geben möchte. Dieses Signal sagt man, gibt ihm das weniger gute Futter, dass der Hund dann isst, und markert bzw. lobt während er kaut bzw. schluckt und gibt ihm dann das bessere Leckerli. Mit der Zeit kann das weniger gute Leckerli immer schlechter werden, da der Hund weiß, dass er für das Essen eine tolle Belohnung bekommt. Man kann das zum Beispiel auch irgendwann mit leeren Kapseln oder Nahrungsergänzungsmitteln in Tablettenform üben.

"Oder was passiert, wenn ein Chow verletzt ist, aber mich nicht an sich ran lässt?"

Auch das kann man über Cooperative Care und Medical Training üben. In Ernstfällen kommt aber oft hinzu, dass der Hund Schmerzen hat und er deshalb nicht angefasst werden möchte. Da hilft es, sowohl bestimmte Management Maßnahmen (Maulkorb, fest gehalten werden,...) vorher positiv zu konditionieren als auch grundsätzlich das Medical Training zu machen. So kann man dafür sorgen, dass man selbst sicher ist, dass der Hund "ruhig gestellt" werden kann, und dass man Behandlungen sicher durchführen kann, ohne, dass zusätzlich zu den Schmerzen noch mehr Dinge passieren, die den Hund stressen. Stattdessen sind so viele Maßnahmen, die man durchführen muss, schon so positiv wie möglich besetzt.

"Und wie ist das überhaupt mit dem Tierarzt, Chows sind ja sehr auf Abstand fremden Menschen gegenüber, lassen sie sich dann überhaupt von einem Tierarzt behandeln?"

Auch da kann man super mit medical training/cooperative care arbeiten, man muss nur einen Tierarzt finden, der das mitmacht. Gerade bei Hunden, die fremden gegenüber skeptisch sind, kann es sich lohnen, sich diese Mühe zu machen.

Und ansonsten: Drauf achten, dass die Grenzen des Hundes beachtet werden. Fremde Menschen beobachten, coole Dinge in der Gegenwart von fremden Menschen machen, aber keine Interaktion erzwingen. Kein "100 Menschen an 100 Tagen" oder ein "hier, alle mal den Welpen streicheln, damit er später keine Angst vor Menschen hat".

"Was machen, wenn der Hund wirklich mal was Ernstes hat und behandelt werden muss?"

Wenn alles, was man davor so geübt hat in einem solchen Fall nichts mehr bringt und der Hund zusätzlich zur ernsten Erkrankung/Verletzung noch mehr Stress ausgesetzt wäre, kann man da auch medikamentös nachhelfen. Da man in diesen Fällen eh mit dem Tierarzt zusammen arbeitet kann man das mit diesem absprechen.

"Was mache ich überhaupt im allgemeinen, wenn er stur ist und mich gar nicht an sich ran lassen würde?"

Ich finde das Wort "stur" im Zusammenhang mit Hunden immer ein bisschen schwierig. Stur bedeutet ja eigentlich, dass man einerseits weiß, was man machen soll, und auch weiß, dass es eigentlich ganz sinnvoll ist bzw. sich lohnt, und man es trotzdem nicht macht. Einfach aus Prinzip. Hunde machen immer das, was sie in dem Moment als am sinnvollsten und besten erachten. Das Verharren auf einer Idee bzw. Meinung obwohl man vom Gegenteil überzeugt wurde ist eher menschlich, nicht hündisch. Ich würde eher selbstständig sagen. Manche Hunde finden Interaktion mit dem Menschen spaßiger als andere, und manche Hunde lösen Probleme in dem sie selbst nachdenken und nicht, in dem sie für jede Kleinigkeit ihren Menschen brauchen. Und eigentlich ist das auch gar nicht so verkehrt. Im Endeffekt ist das Ziel, herauszufinden, was der Hund gut findet und dafür zu sorgen, dass sich für ihn das Verhalten lohnt oder er es als sinnvoll erachtet, was wir in dem Moment auch wollen.

Manche dieser Hunde kooperieren weniger, wenn Druck oder Frust ins Spiel kommt, eben weil die Kooperation ihnen sowieso nicht so wichtig ist. Bei solchen Rassen mit Druck und Strafe zu arbeiten kann zwar kurzfristig zum Erfolg führen, langfristig aber eher dazu, dass der Hund immer weniger Lust auf Kooperation hat.

"Welche Schwierigkeiten kann es noch geben und wie beuge ich diese vor?"

Allem kann man nicht vorbeugen. Genetik spielt immer eine große Rolle und man kann mit der besten Grundlage nicht jedes Problem verhindern. Eine gute "Erziehung" ist kein Garant dafür, dass alles glatt läuft. Ich würde mich vorher drüber informieren, was typischerweise für die Rasse so auftreten kann (bei Züchtern oder anderen Haltern der Rasse, über Bücher, Foren usw.) und mir dann überlegen, was ich tun kann, um gewisse Situationen zu managen. Wenn zum Beispiel eine hohe Wahrscheinlichkeit für Ressourcenverteidigung besteht, würde ich von Anfang an drauf achten, dass Situationen, in denen Ressourcen in Gefahr sind, vermieden werden. Das ist wichtiger, als jedes aktive Training. Klar, man kann dem Hund dennoch zeigen, dass die Annäherung von anderen an wichtige Ressourcen was tolles sind, oder das freiwillige Abgeben von Ressourcen trainieren, aber viel wichtiger ist es, dass der Hund keine gegenteiligen Erfahrungen gemacht hat. Trainieren kann man später immer noch, negative Erfahrungen rückgängig machen ist dagegen sehr viel schwieriger. Hinzu kommt dass es einfach Hunde gibt, bei denen man im Training Grenzen erreicht, über die man nicht hinweg kommen kann, weil Genetik. Und dann ist Managment nochmal so viel wichtiger. Deswegen, das beste Vorbeugen ist das Vermeiden von Auslösern und nicht "ja ich muss dem das alles beibringen, damit er später nicht Problem xyz hat". Die Rasse findet Fremde blöd? Von Anfang an darauf achten, dass niemand ungefragt den Hund anfasst oder Grenzen des Hundes überschreitet, dass Abstand gehalten wird, anstatt dem Welpen ja so viele Menschen wie möglich zu zeigen und auf Interaktion zu bestehen. Ich kenne mich mit ChowChows nicht so gut aus, deswegen kann ich hier nicht spezifischer werden, alles, was ich sagen will, ist, dass ich mir immer erst Gedanken um Management machen würde um auslösende Situationen zu veremiden bzw. gut zu überstehen, anstatt wie versessen zu versuchen, dem Problem vorzubeugen, in dem man den Welpen auslösenden Situationen aussetzt, weil "er muss das ja lernen".

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Destiny351 
Beitragsersteller
 21.06.2022, 18:08

Danke für dieses super ausführliche Antwort

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LynnSo  21.06.2022, 19:24
@Destiny351

Gerne! Ich finde es richtig schön, dass du dir jetzt schon so viele Gedanken dazu machst und dir überlegst, wie das werden könnte, so mit Hund und allem :D

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Destiny351 
Beitragsersteller
 21.06.2022, 21:24
@LynnSo

Danke, ich möchte dem Hund eben das bestmöglichste Leben bieten und es soll ihm auch gut bei mir gehen. Da kann man sich gar nicht genug Gedanken machen. ☺️

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Genau wie bei jedem anderen Hund muss man eben von Welpen Alter an trainieren. Man kann dem Hund spielerisch beibringen sich überall anfassen zu lassen, egal ob bürsten, Maul aufmachen, in die Ohren gucken oder sonst was. Wichtig ist das Vertrauen das der Hund zu dir aufbaut. Das darfst du halt nicht versemmeln wenn er klein ist. Kein Zwang, kein Druck, auch wenn der Hund nicht gleich tut was er soll, Geduld haben, aber konsequent bleiben. Dem Hund die Chance geben zu verstehen was du von ihm möchtest.

Ein Chow wird sicherlich Kein Hund werden der jeden fremden freudig begrüßt, aber wenn man im Welpenalter dafür sorgt, Dass er viele positive Erlebnisse mit fremden Menschen hat, wird er auch als erwachsener Hund zwar zurückhaltend aber nicht gleich ablehnend sein. Dazu gehört aber auch dass du den Hund vor Übergriffen von fremden Menschen beschützt.

es liegt alles in deiner Hand.

Ich finde es gut, dass Du Dir vor der Anschaffung eines Hundes so viele Gedanken machst.

Warum möchtest Du überhaupt einen Hund, der so schwer zu erziehen ist, wenn es so viele Rassen oder Mischlinge gibt, bei denen die Erziehung auch für Anfänger zu bewältigen wäre?

Ich kenne zwei Chows, selbst besitze ich keinen.

Die beiden sind unfassbar stur, finden fremde Menschen völlig unnötig und hören nicht mal auf ihre Halterin.

Sie haben sehr starken Jagdtrieb und sind hervorragende Wachhunde, was sie in Verbindung mit ihrer Selbstständigkeit nicht gerade alltagstauglich macht.

Dafür sind sie tiefenentspannt. Hektik können sie gar nicht leiden. Besuch auch nicht.

Die Fellpflege ist aufwendig, sie haaren ziemlich und riechen nicht gut. Medikamente müssen ins Futter gemogelt werden, was die Hunde wohl oft "aussortieren".

Falls es wirklich ein Chow sein sollte, beschäftige Dich noch mit Erbkrankheiten, die diese Rasse häufig hat.

https://www.chowchow.de/chow-chow-krankheiten/

Woher ich das weiß:Hobby

spikecoco  18.06.2022, 10:32

genau, die Überzüchtung hat leider wieder einmal bedenkliche Krankheiten zur Folge. Täglich sehe ich einen Rüden von ca 4 Jahren der unter Myotonie leidet, absolut nicht schön wie sich das Tier bewegt

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Destiny351 
Beitragsersteller
 17.06.2022, 19:27

Ja ich weiß das, ist mir durchaus bewusst. Aber ich möchte eben diese Rasse, keine andere. Es muss ein Chow sein. Es gibt vielleicht Hunde, die so ähnlich sind aber kein Hund kommt an einen Chow Chow ran. Ich liebe einfach ihren Charakter und natürlich finde ich sie auch wunderschön. Ich möchte eben auch alles wissen, um den Hund ein tolles Leben zu bieten. Ich bin mir natürlich auch alles Schwierigkeiten bewusst, habe mich bereits umfassend über die Rasse informiert, aber es muss einfach dieser Hund sein. Es gibt keinen anderen Hund, den ist so sehr vergöttere wie den chow Chow

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Wäre das dein erster Hund?

Wenn ja dann Finger weg von solchen Rassen. Ganz klarer Fall.

Wenn nicht, tja dann wäre ein sehr guter Hundetrainer wichtig welcher ohne Gewalt arbeitet und ohne dieses bescheuerte Dominanz gehabe von der Seite des Menschen aus. Das funktioniert bei einigen Hundearten so oder so nicht, dazu gehört auch der Chow Chow.

Das gute an Chow Chow im Gegensatz zu anderen Hunderassen ist dass wenn man sich wirklich von klein auf dahinter klemmt, auch dieser Hund einen will to please entwickeln kann. Denn wenn du dir den Ursprünglichen nutzen dieser Rasse ansiehst, wirst du erkennen das er unter anderem auch für die Arbeit MIT dem Menschen gezüchtet wurde. Ich finde das ist immer sehr ausschlaggebend über eine Hunderasse. Schau wie eng die Rasse mit dem Menschen gearbeitet hat ursprünglich und zu was genau sie gezüchtet wurden. Das wird dir beim Training eine Hilfe sein.

Es sind halt dickköpfe die ChowChows aber TA Besuche und weiteres ist einfach notwendig. Daher rechtzeitig Sozialisieren, konsequent sein und auch mal streng aber gleichzeitig liebevolle und Verständnisvoll mit den Hunden sein. Die halt leider keinen ausgeprägten Will-to-please den muss man erst etwas aus ihnen raus kitzeln und das rechtzeitig.

Daher: Guter Trainer und viel Arbeitswille deinerseits.

Aber wie gesagt, wenn das dein erster Hund ist oder vielleicht sogar dein erster "etwas schwieriger" Hund rate ich davon ab. Und zwar zum Wohle von dir und dem Hund. Weil wenn du davor noch nie einen eigenen Hund hattest kannst du dich informieren so viel wie du lustig bist...das wird vermutlich nicht funktionieren.

Wenn du dir vor Einzug des Hundes so viele Gedanken machst dann scheint ein Chow Chow nicht die passende Rasse für dich zu sein.

Alle Dinge wie Fellpflege, Krallen schneiden, Zahnkontrolle, Handling beim Tierarzt, Tabletteneingabe übt man mit seinem Hund.

Was gefällt dir an einem Chow Chow und warum bist du auf diese Rassen gekommen?

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich lebe seit mehreren Jahren mit Hunden zusammen.

Destiny351 
Beitragsersteller
 17.06.2022, 19:22

Ich finde es eben wichtig, sich Gedanken zu machen und ich mache mir generell sehr viele Gedanken. Ich liebe einfach die Art des Chows, ich finde es toll, dass er seinen eigenen Kopf hat, zu den urtümlichen Rassen gehört und auch sonst finde ich seinen Charakter toll. Und natürlich sein faszinierendes Äußeres. Chow Chows sind einfach wunderschön ich liebe diese Rasse einfach und es wäre mein größter Wunsch so einen Hund an meiner Seite zu haben. Ich möchte ihm einfach das bestmögliche Leben bieten deswegen möchte ich alles wissen und alles hinterfragen. ich möchte keine Fehler machen.

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Flauschy  17.06.2022, 19:33
@Destiny351

Dann triff dich mit Hundehalter die einen Chow Chow haben, besuche Züchter während sie keine Welpen haben und melde dich in Facebookgruppen und Foren an und lerne möglichst viel über die Rasse.

Ein Hund merkt übrigens sofort ob du dich zögerlich verhältst und gerade eigenständige Rassen nutzen das aus.

Und jeder Hundehalter macht Fehler, gerade Ersthundehalter.

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Destiny351 
Beitragsersteller
 17.06.2022, 20:03
@Flauschy

Danke für den Tipp. Bin schon in einigen Gruppen und habe dort auch schon Leute aus Deutschland kennengelernt mit denen ich mich auch austausche.

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