Erstmal vorweg: Es ist schwer diese Fragen so allgemein zu beantworten, da jeder Hund individuell ist und die Rasse alleine zwar schon Auswirkungen auf das Verhalten hat, aber eben noch so viel mehr mit reinspielt.
"Was mache ich, wenn ich einen Chow Chow habe, und dieser lässt sich von mir nicht bürsten?"
Bürsten kann man, wie andere Pflegemaßnahmen, gut trainieren. Es kommt immer auf den Hund an, aber im Endeffekt verbindet man die Pflege mit Dingen, die der Hund gut findet. Wenn er zum Beispiel gerne gestreichelt wird kann man ihn einmal vorsichtig bürsten, oder die Bürste nur auflegen, sich mit ihr nur nähern, oder was auch immer der Hund eben noch voll okay findet, und ihn dann streicheln. Man kann das Streicheln auch durch zum Beispiel Futter ersetzen, hauptsache es ist was, was der Hund gut findet. Alternativ zum "Bürsten ist toll" kann man zusätzlich ein Kooperationssignal aufbauen. Der Hund zeigt ein Verhalten (zum Beispiel Kopf auf etwas bestimmtes ablegen), und wird nur dann gebürstet, wenn er dieses Verhalten auch zeigt. Auch hier sollte das Bürsten immer eine gute Konsequenz für den Hund haben, zusätzlich bekommt der Hund aber noch mehr Kontrolle über die Situation, was für das Selbstbewusstsein unglaublich wichtig ist. Aber Achtung: Er sollte die Belohnung nach dem Bürsten auch nicht mega gut finden. Dann könnte es nämlich sein, dass der Hund in einen Konflikt kommt. Er möchte die Belohnung unbedingt, findet das Bürsten aber grade eigentlich blöd, und entscheidet sich dann aber dennoch für die Belohnung. Das kann den Hund stressen und dazu führen, dass er irgendwann bemerkt, dass er das, was grade passiert dich ganz schön blöd findet, und er dann eine sehr neagtive Assoziation mit dem Bürsten hat. Deswegen kleinschrittig und mit angemessener Belohnung. Zu Medical Training und Cooperative Care findet man auch ganz viel Informationen im Internet.
"Wenn er Medikamente bräuchte, aber den Kiefer nicht öffnen will, was mache ich dann am besten?"
Wenn es nur hin und wieder ist kann man Tabletten verstecken, in Käse, Wurst usw. Aber wenn man einen kleinen Schlaumeier hat, der genau weiß, dass man was ekliges versteckt hat, oder wenn der Hund regelmäßig Tabletten einnehmen muss, kann man dem Hund beibringen, diese freiwillig zu schlucken. Man beginnt, in dem man sich etwas nimmt, was der Hund gerne isst, und etwas, was er zwar isst, was ihm aber weniger gut schmeckt. Man denkt sich ein Signal aus, das man dem Hund geben möchte. Dieses Signal sagt man, gibt ihm das weniger gute Futter, dass der Hund dann isst, und markert bzw. lobt während er kaut bzw. schluckt und gibt ihm dann das bessere Leckerli. Mit der Zeit kann das weniger gute Leckerli immer schlechter werden, da der Hund weiß, dass er für das Essen eine tolle Belohnung bekommt. Man kann das zum Beispiel auch irgendwann mit leeren Kapseln oder Nahrungsergänzungsmitteln in Tablettenform üben.
"Oder was passiert, wenn ein Chow verletzt ist, aber mich nicht an sich ran lässt?"
Auch das kann man über Cooperative Care und Medical Training üben. In Ernstfällen kommt aber oft hinzu, dass der Hund Schmerzen hat und er deshalb nicht angefasst werden möchte. Da hilft es, sowohl bestimmte Management Maßnahmen (Maulkorb, fest gehalten werden,...) vorher positiv zu konditionieren als auch grundsätzlich das Medical Training zu machen. So kann man dafür sorgen, dass man selbst sicher ist, dass der Hund "ruhig gestellt" werden kann, und dass man Behandlungen sicher durchführen kann, ohne, dass zusätzlich zu den Schmerzen noch mehr Dinge passieren, die den Hund stressen. Stattdessen sind so viele Maßnahmen, die man durchführen muss, schon so positiv wie möglich besetzt.
"Und wie ist das überhaupt mit dem Tierarzt, Chows sind ja sehr auf Abstand fremden Menschen gegenüber, lassen sie sich dann überhaupt von einem Tierarzt behandeln?"
Auch da kann man super mit medical training/cooperative care arbeiten, man muss nur einen Tierarzt finden, der das mitmacht. Gerade bei Hunden, die fremden gegenüber skeptisch sind, kann es sich lohnen, sich diese Mühe zu machen.
Und ansonsten: Drauf achten, dass die Grenzen des Hundes beachtet werden. Fremde Menschen beobachten, coole Dinge in der Gegenwart von fremden Menschen machen, aber keine Interaktion erzwingen. Kein "100 Menschen an 100 Tagen" oder ein "hier, alle mal den Welpen streicheln, damit er später keine Angst vor Menschen hat".
"Was machen, wenn der Hund wirklich mal was Ernstes hat und behandelt werden muss?"
Wenn alles, was man davor so geübt hat in einem solchen Fall nichts mehr bringt und der Hund zusätzlich zur ernsten Erkrankung/Verletzung noch mehr Stress ausgesetzt wäre, kann man da auch medikamentös nachhelfen. Da man in diesen Fällen eh mit dem Tierarzt zusammen arbeitet kann man das mit diesem absprechen.
"Was mache ich überhaupt im allgemeinen, wenn er stur ist und mich gar nicht an sich ran lassen würde?"
Ich finde das Wort "stur" im Zusammenhang mit Hunden immer ein bisschen schwierig. Stur bedeutet ja eigentlich, dass man einerseits weiß, was man machen soll, und auch weiß, dass es eigentlich ganz sinnvoll ist bzw. sich lohnt, und man es trotzdem nicht macht. Einfach aus Prinzip. Hunde machen immer das, was sie in dem Moment als am sinnvollsten und besten erachten. Das Verharren auf einer Idee bzw. Meinung obwohl man vom Gegenteil überzeugt wurde ist eher menschlich, nicht hündisch. Ich würde eher selbstständig sagen. Manche Hunde finden Interaktion mit dem Menschen spaßiger als andere, und manche Hunde lösen Probleme in dem sie selbst nachdenken und nicht, in dem sie für jede Kleinigkeit ihren Menschen brauchen. Und eigentlich ist das auch gar nicht so verkehrt. Im Endeffekt ist das Ziel, herauszufinden, was der Hund gut findet und dafür zu sorgen, dass sich für ihn das Verhalten lohnt oder er es als sinnvoll erachtet, was wir in dem Moment auch wollen.
Manche dieser Hunde kooperieren weniger, wenn Druck oder Frust ins Spiel kommt, eben weil die Kooperation ihnen sowieso nicht so wichtig ist. Bei solchen Rassen mit Druck und Strafe zu arbeiten kann zwar kurzfristig zum Erfolg führen, langfristig aber eher dazu, dass der Hund immer weniger Lust auf Kooperation hat.
"Welche Schwierigkeiten kann es noch geben und wie beuge ich diese vor?"
Allem kann man nicht vorbeugen. Genetik spielt immer eine große Rolle und man kann mit der besten Grundlage nicht jedes Problem verhindern. Eine gute "Erziehung" ist kein Garant dafür, dass alles glatt läuft. Ich würde mich vorher drüber informieren, was typischerweise für die Rasse so auftreten kann (bei Züchtern oder anderen Haltern der Rasse, über Bücher, Foren usw.) und mir dann überlegen, was ich tun kann, um gewisse Situationen zu managen. Wenn zum Beispiel eine hohe Wahrscheinlichkeit für Ressourcenverteidigung besteht, würde ich von Anfang an drauf achten, dass Situationen, in denen Ressourcen in Gefahr sind, vermieden werden. Das ist wichtiger, als jedes aktive Training. Klar, man kann dem Hund dennoch zeigen, dass die Annäherung von anderen an wichtige Ressourcen was tolles sind, oder das freiwillige Abgeben von Ressourcen trainieren, aber viel wichtiger ist es, dass der Hund keine gegenteiligen Erfahrungen gemacht hat. Trainieren kann man später immer noch, negative Erfahrungen rückgängig machen ist dagegen sehr viel schwieriger. Hinzu kommt dass es einfach Hunde gibt, bei denen man im Training Grenzen erreicht, über die man nicht hinweg kommen kann, weil Genetik. Und dann ist Managment nochmal so viel wichtiger. Deswegen, das beste Vorbeugen ist das Vermeiden von Auslösern und nicht "ja ich muss dem das alles beibringen, damit er später nicht Problem xyz hat". Die Rasse findet Fremde blöd? Von Anfang an darauf achten, dass niemand ungefragt den Hund anfasst oder Grenzen des Hundes überschreitet, dass Abstand gehalten wird, anstatt dem Welpen ja so viele Menschen wie möglich zu zeigen und auf Interaktion zu bestehen. Ich kenne mich mit ChowChows nicht so gut aus, deswegen kann ich hier nicht spezifischer werden, alles, was ich sagen will, ist, dass ich mir immer erst Gedanken um Management machen würde um auslösende Situationen zu veremiden bzw. gut zu überstehen, anstatt wie versessen zu versuchen, dem Problem vorzubeugen, in dem man den Welpen auslösenden Situationen aussetzt, weil "er muss das ja lernen".