Wie findet ihr Nationalstolz?

12 Antworten

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Ich mag eher Heimatliebe. "Nation" klingt für mich immer nach Politik, nach nationalen Grenzen und solchen Dingen. "Heimat" klingt für mich angenehmer, das hat auch nichts mit Grenzen zu tun oder politischen Gegebenheiten.

„Ich liebe mein Vaterland nicht, weil es mein Vaterland ist, sondern weil ich es schön finde. Ich habe Heimatgefühl, aber keinen Patriotismus.“

(Arthur Schnitzler)

So ist das bei mir auch. Deutschland ist an vielen Stellen schön.
Ich mag das alles auch, dennoch ist "Stolz" kein passendes Wort.
Isländer lieben ihre schöne Insel auch. Aber sie empfinden eher eine Art Demut darüber, an so einem tollen Ort leben zu dürfen.

Als ich mich aus Island verabschiedete, sagte Örvar zu mir:
"Wir dürfen hier noch bleiben." Ich fand diesen Satz recht beeindruckend, das ist nicht Stolz, sondern Dankbarkeit darüber, dort eben leben zu dürfen.

Von Experten OlliBjoern und Merlin128 bestätigt
“Die wohlfeilste Art des Stolzes hingegen ist der Nationalstolz. Denn er verrät in dem damit Behafteten den Mangel an individuellen Eigenschaften, auf die er stolz sein könnte, indem er sonst nicht zu dem greifen würde, was er mit so vielen Millionen teilt. Wer bedeutende persönliche Vorzüge besitzt, wird vielmehr die Fehler seiner eigenen Nation, da er sie beständig vor Augen hat, am deutlichsten erkennen. Aber jeder erbärmliche Tropf, der nichts in der Welt hat, darauf er stolz sein könnte, ergreift das letzte Mittel, auf die Nation, der er gerade angehört, stolz zu sein. Hieran erholt er sich und ist nun dankbarlich bereit, alle Fehler und Torheiten, die ihr eigen sind, mit Händen und Füßen zu verteidigen.”

― Arthur Schopenhauer, Aphorismen zur Lebensweisheit: Parerga und Paralipomena


wobblestone  17.06.2024, 17:52

Ich meine eigentlich schon, dass man auf die Leistung (wie beispielsweise unseren Wohlstand, Demokratie etc.), die eigene Vorfahren und deren Mitmenschen hart erarbeitet haben, stolz sein kann.

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SchopinHauer  17.06.2024, 17:54
@wobblestone

Du selber hast nichts dafür geleistet und ruhst dich auf iwelchem Stolz aus, weil du selbst nichts hast, womit du als Individuum hast ODER noch zutreffender: dir ist Aufmerksamkeit und Stolz wichtig.

Man kann meinetwegen wertschätzen, was einem die Vorfahren gegeben haben. Aber selbst das sehe ich bei vielen Rechten nicht.

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wobblestone  17.06.2024, 18:19
@SchopinHauer

Stolz kann ein Zeichen der Anerkennung und Wertschätzung sein, außerdem kann dieser auch zu tugendhaftem Handeln beitragen.

Wie sähe sonst die Welt aus, wenn beispielsweise die Polizei deren Land und dessen Verfassung nicht würdigten, oder Soldaten nicht bereit sind ihr Land zu verteidigen, da sie es nicht als würdig, verteidigt zu werden, erachten?

Ich bin stolz darauf, dass ich Halbausländer bin, und somit auch stolz fremde Kultur in diesem Land vertreten darf. Ebenso bin ich stolz auf meinen deutschen Urgroßvater, welcher für Deutschland 1923 den Hitlerputsch als Polizist niedergekämpft hat. Ich bin stolz auf meinen Vater und meine Mutter, welche alles für mich täten.

Ergo bedeutet Stolz für mich Anerkennung von Leistung, welche mich auch zu nachsichtigem Handeln anregen kann.

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SchopinHauer  17.06.2024, 18:33
@wobblestone

Wir müssen uns schon an Definitionen halten, sonst ergibt gar nichts Sinn.
Stolz:

1a von Selbstbewusstsein und Freude über einen Besitz, eine [eigene] Leistung erfüllt; ein entsprechendes Gefühl zum Ausdruck bringend oder hervorrufend
"die stolzen Eltern"
1b in seinem Selbstbewusstsein überheblich und abweisend

Nichts sprich gegen ein inkludierendes Nationalbewusstsein. Oder Patriotismus, was ein Gefühl ist. OK

Aber Stolz zu sein, auf Dinge, die du nicht geleistet hast, ist und bleibt billig. Es ist nämlich nicht nur reiner Zufall, dass du an diesem Fleck geboren bist, sondern du hast ja nichts beigetragen dazu. Stolz ist dann gerechtfertigt, wenn dahinter auch was steht, aber tut es ja nicht. Stolz ist auch nichts vulgäres eigentlich, sondern was elitäres. Es ist nicht für die Massen gedacht.

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annabg777  17.06.2024, 18:23

Magst Du Schopenhauer?

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annabg777  17.06.2024, 18:39
@SchopinHauer

Weil ich mal ne Kollegin hatte die so hieß, war wohl mit dem verwandt aber so entfernt oder wie man dazu sagt das es ihr finanziell nichts bringt:-)

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annabg777  17.06.2024, 18:49
@SchopinHauer

Ich hab die gleich gefragt wieso sie arbeitet wenn sie mit dem verwandt ist, aber leider sind da viele andere dazwischen, sie profitiert finanziell davon nicht. Heißt nur so. Bringt auch nichts. Die arme :-)

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annabg777  17.06.2024, 19:14
@SchopinHauer

Keine Ahnung, wenn man Schopenhauer kennt dann vermutlich schon. Aber der Name ist jetzt nicht sooo bekannt würde ich sagen. Goethe ist viel bekannter.

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annabg777  17.06.2024, 19:42
@SchopinHauer

Schopin ich weiß nicht wovon Du sprichst. Grüße aus dem Tal der Ahnungslosen;-)

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annabg777  17.06.2024, 19:47
@SchopinHauer

Goethe kennt wirklich jeder. Selbst Leute die keine Ahnung haben wer das ist, haben den Namen schon mal gehört. Schopenhauer ist schon etwas spezieller.

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Negativ.

Man sollte hauptsächlich auf eigene erbrachte Leistungen stolz sein.

Gegen Patriotismus ist aber nichts einzuwenden.

Nationalstolz hingegen ist übertrieben.


annabg777  17.06.2024, 19:48

Ich denke das viele Patriotismus mit Nationalstolz verwechseln, wobei das auch sehr ähnlich ist. Jemand der Patriotisch ist, empfindet nicht anders als jemand der Stolz auf sein Heimatland ist - der Unterschied ist nur das der eine es Patriotismus nennt der andere Stolz, das Empfinden beider ist sich aber sehr ähnlich.

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lifefree  18.06.2024, 09:03
@annabg777

Das kann verwechselt werden.

Nationalismus (negativ)kann sich über andere Länder stellen und zu aggressiver Innen-.und Außenpolitik sowie Konflikten führen.

Patriotismus (positiv)ist die emotionale Verbundenheit mit der Heimat , stellt sich aber nicht über andere Länder.

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annabg777  18.06.2024, 13:31
@lifefree

Ich vermute bei deren Frage ging es um letzteres und nicht nationalistisch geprägter Außenpolitik

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Wie findet ihr Nationalstolz?

Vollkommen überflüssig!

Es genügt völlig, ein Patriot zu sein und ohne Überheblichkeit anderen Nationen gegenüber Deutschland wertzuschätzen!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Eine veraltete Weltanschauung für zurückgeblieben Ewiggestrige die selbst noch nichts geleistet haben.

Seit 1945 hat Deutschland einen Wideraufbau geleistet der schließlich in ein Wirtschaftswunder geführt hat und uns heute zu einer der führenden Nationen der Welt macht.

Bei all dem wäre Nationalstolz nicht nur nutzlos sondern hinderlich gewesen, nichts davon hätte ohne internationale Hilfe erreicht werden können.

Ausserdem haben die Deutschen inzwischen selbst viel geleistet auf das sie Stolz sein können und sind nicht mehr auf dumpfen Nationalismus angewiesen. Zusammen mit einer wesentlich besseren Bildung fehlt den Menschen einfach das Bedürfnis auf etwas "stolz" zu sein was auf Zufall beruht und keine eigene Leistung erfordert hat.