Wie findet ihr die Deutschen Jugendämter?

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Warnung: Das wird jetzt wieder sehr lang.

An sich Menschen, die einen sehr wichtigen Beruf ausführen.

Die bei uns waren damals absolut inkompetent. Das alles ist jetzt gut 9 Jahre her. Von der ersten Klasse an hatten wir die an der Backe kleben. Es gab schon sehr früh Probleme, weil das alleinige Konzept Schule nicht für mich war und ich das sehr früh merkte. Ich ging auch auf "besondere" Schulen für "besondere" Kinder. (Aka. ich bin Autistin, hi, hallo.) 8 Jahre lang nervten sie uns. Grundlos. Sie hatten nicht die leiseste Ahnung, wie mein Autismus funktionierte. Sie dachten, meine Mutter wäre schlecht für mich, dabei war sie die einzige Person in meiner gesamten Verwandtschaft, die mich auch nur ein bisschen verstand (Weshalb? Guess what: sie ist ebenfalls Autistin), die einzige Person in meiner Verwandtschaft, mit der ich heute noch Kontakt habe. Sehr guten, täglichen Kontakt. ...

Es gab nur Stress durch die. Sie drohten meiner Mutter, mich in ein Kinderheim, ein Internat zu stecken. Die waren komplett Banane oder Ananas oder vielleicht sogar Physalis. Keine Ahnung. Irgendetwas waren sie und "kompetent" war es nicht. Ich habe noch nie solche Leute erlebt, die konsequent ihrem Plan folgen wollen und null Flexibilität aufweisen. Natürlich waren wir dazu auch noch von Hartz4, Kindergeld, Unterhalt etc. abhängig. Also konnte mich meine Mutter nicht auf eine Schule schicken, in denen die Lehrer etc. vielleicht etwas mehr Kompetenz und Verständnis und Wissen über Autismus hatten. Ja, das war auch so eine Sache. Nicht jede "besondere" Schule für "besondere" Kinder kennt sich mit allen Behinderungen/Störungen etc. aus.

Der einzige Weg, nicht in ein Internat/Kinderheim zu müssen, war, dass ich für 6 Monate in eine Tagesklinik musste. Also tat ich das. Nicht weil ich es wollte, sondern weil ich wortwörtlich dazu gezwungen wurde. Manch einer würde behaupten, ich hätte die Wahl gehabt, aber man stelle sich das vor: Man ist 12 Jahre alt, Autistin/Autist, mit einer Sozialphobie (die wurde mir in der Klinik diagnostiziert) und das Jugendamt droht einem, einen von der Person wegzunehmen, die einen versteht, sich um einen kümmert, die für einen da ist, immer da war, die sich in all den Jahren um alles gesorgt hatte. Natürlich sind 6 Monate Tagesklinik da das geringere Übel.

Es war trotzdem Übel. Meine Sozialphobie wurde dort verschlimmert - 12 Jahre später und ich habe sie noch immer, trotz "Therapie" -, meine Trypanophobie wurde dort ebenfalls verschlimmert and guess what: von Autismus keine Ahnung. Nice! 😃👍🏻(Meine Diagnose bekam ich übrigens mit 9/10, also war die da schon offiziell und sie mussten es gewusst haben.)

Aber hey, ich sollte da hin und nach den 6 Monaten hatte ich auch wieder zu funktionieren ... Haha. ... 😐

Weil aufgezwungene, falsche Therapien (Konfrontationstherapie in meinem Fall) auch so gut funktionieren.

Plus: Wie inkompetent muss man sein, um sowas vorzuschlagen. Meine Güte. Autismus und solch drastische Veränderungen gehen selten gut aus.

Das Jugendamt (das bei uns - ich erzähle nur meine Story) stellte meine Mutter wirklich als dumm da und tanzten ihr quasi auf der Nase rum.

Irgendwann dann war ich 15, in der 8. Klasse, auf 3 verscheidenen Schulen, von Tag 1 an unentschuldigte Fehltage bis zum Umfallen, meine Noten schlechter als schlecht, niemand hatte mehr Lust - ich schon zehnmal nicht - und meine Mutter sagte dem Jugendamt nach all den Jahren klipp und klar: Entweder, ihr kommt mit einer guten Lösung an, auf die wir uns alle einigen können und die die individuellen Wünsche und Bedürfnisse meiner Tochter berücksichtigt (Die dachten legit, ich würde weniger autistisch werden oder sowas durchs Internat oder whatever, oh mein Gott, the incompetence!), oder das war's.

Es kam nichts mehr.

Zum Glück!

Ich bin einfach nur froh, wenn das Jugendamt Kindern und Jugendlichen (und am besten auch den Eltern) wirklich hilft. Bei uns dachten sie sich, sie würden mir helfen, indem sie mich dazu zwingen würden, regelmäßig in die Schule zu gehen. Aber es hatte seine Gründe, weshalb ich jeden Tag aufs Neue früh Morgens einen Riesenterz machte, damit ich ja nicht in die Schule musste. Ich hab das nicht gemacht, weil mir langweilig war, weil ich eine "Phase" hatte, trotzig war, weil ich meine Mutter und alle anderen ärgern wollte, weil ich meine Hausaufgaben vergessen hatte oder sonstwas. Ich hab nicht wegen Kleinigkeiten riskiert, den Haussegen zu zertrümmern, meine Mutter zur Weißglut zu treiben (weil sie mich gegen meinen Willen in die Schule schleifen musste - Anordnung vom Jugendamt -, komme was da wolle und wenn wir uns jeden Morgen, um 5 Uhr morgens in den Haaren waren und uns ankeiften*) und ständig zu heulen.

*Ich bin mir sogar zu 99% sicher, dass hätte meine Mutter mich aus dem Bett und bis zur Schule geprügelt, wäre das dem Jugendamt auch recht gewesen. Solange ich da war, solange ich körperlich anwesend war, wäre denen alles andere egal gewesen. Das Kind versteht nix? Das Kind fühlt sich nicht wohl? Das Kind ist überfordert? Das Kind wird nicht verstanden? Who cares! Das Kind ist körperlich anwesend - Das zählt.

2 Jahre Logopädie haben mir wesentlich mehr beigebracht als 8 Jahre Schule. Oder wahrscheinlich waren es schlussendlich nur 4-5 Jahre, weil ich echt viel gefehlt habe, aber die Grundaussage ist noch immer korrekt und sollte einem zu denken geben.

Das hatte echt keinen Spaß gemacht. Ich will die 8 Jahre wieder haben.

Aber na ja. Wie dem auch sei. Es ist vorbei. Und das ist gut so.

Ach ja, sind Menschen, die versuchen die Kinder zu helfen, die Eltern oder die Kinder machen immer wieder Probleme und die Mitarbeiter haben zu wenig Zeit um alles ausgiebig zu prüfen und dann passieren Dinge, die ein Einschnitt in das Leben von Kindern und Familie sind und vielleicht nicht sein mussten oder andere Kinder fallen durch das Raster und es wird nicht rechtzeitig erkannt, dass die Kinder Hilfe brauchen, weil die Eltern sich nicht kümmern, und die Kinder haben dann Probleme, weil die viel nachholen was die Eltern leisten müssten...

Ich habe nie negatives mit dem Jugendamt erlebt. Ich war selbst im Pflegesystem drin. Ich hatte gute Bearbeiter und ne gute Pflegefamilie.

Heutzutage hat leider das Amt nicht die Kapazitäten wirklich gut bei jedem Hilferuf zu forschen. Oft genug gibts nur oberflächliche Kontrollen und die Täter wissen wie man das Amt wieder los wird.

Es gibt auch genug Pflegefamilien die nicht gut mit den Kindern umgehen können, da sie überfordert sind. Dazu führt auch das manche Familien überfordert werden.

Meiner Erfahrung nach W*chser.

Aber sind bestimmt nicht alle so