Wie entsteht Demokratiefeindlichkeit?

5 Antworten

Statt einfach zu erklären, wie Demokratiefeindlichkeit ensteht, definieren wir doch erstmal, was hinter einer Demokratie tatsächlich steckt. Dadurch wird schon vieles klar.

Dazu lass ich mal de Tocqueville sprechen:

Ich denke also, dass die Art der Unterdrückung, von der die demokratischen Nationen bedroht sind, mit nichts vergleichbar ist, was jemals zuvor in der Welt existierte: unsere Zeitgenossen werden in ihrem Gedächtnis keinen Prototyp dafür finden. Ich bemühe mich, einen Ausdruck zu wählen, der die ganze Vorstellung, die ich mir davon gemacht habe, genau wiedergibt, aber vergeblich; die alten Worte "Despotismus" und "Tyrannei" sind unpassend: die Sache selbst ist neu; und da ich sie nicht benennen kann, muss ich versuchen, sie zu definieren.
Ich versuche, die neuartigen Merkmale aufzuspüren, unter denen der Despotismus in der Welt erscheinen kann. Das erste, was bei der Betrachtung auffällt, ist eine zahllose Menge von Menschen, die alle gleich sind und sich unablässig bemühen, sich die unbedeutenden und armseligen Vergnügungen zu verschaffen, mit denen sie ihr Leben vollstopfen. Jeder von ihnen, der für sich lebt, ist wie ein Fremder gegenüber dem Schicksal aller anderen - seine Kinder und seine privaten Freunde bilden für ihn die ganze Menschheit; was die übrigen Mitbürger betrifft, so ist er ihnen nahe, aber er sieht sie nicht - er berührt sie, aber er fühlt sie nicht; er existiert nur in sich selbst und für sich allein; und wenn ihm seine Verwandten noch bleiben, so kann man jedenfalls sagen, dass er sein Land verloren hat. Über diesem Menschengeschlecht steht eine unermessliche und vormundschaftliche Macht, die es allein auf sich nimmt, ihre Befriedigung zu sichern und über ihr Schicksal zu wachen. Diese Macht ist absolut, genau, regelmäßig, vorausschauend und mild. Sie wäre wie die Autorität der Eltern, wenn sie wie diese die Menschen auf das Mannesalter vorbereiten wollte; aber sie sucht sie im Gegenteil in ewiger Kindheit zu halten: sie ist zufrieden, dass das Volk sich freut, wenn es an nichts anderes denkt als an Freude. Für ihr Glück arbeitet eine solche Regierung bereitwillig, aber sie beschließt, der einzige Vermittler und der einzige Schiedsrichter dieses Glücks zu sein: sie sorgt für ihre Sicherheit, sieht ihre Bedürfnisse voraus und versorgt sie, erleichtert ihre Vergnügungen, verwaltet ihre Hauptangelegenheiten, lenkt ihre Industrie, regelt die Vererbung des Eigentums und teilt ihre Erbschaften auf - was bleibt übrig, als ihnen alle Sorge des Denkens und alle Mühe des Lebens zu ersparen? Auf diese Weise wird die freie Betätigung des Menschen von Tag zu Tag weniger nützlich und seltener; sie begrenzt den Willen auf einen immer engeren Bereich und beraubt den Menschen allmählich aller Möglichkeiten, von sich selbst Gebrauch zu machen. Das Prinzip der Gleichheit hat die Menschen auf diese Dinge vorbereitet: es hat sie dazu veranlasst, sie zu ertragen und sie oft als Vorteile zu betrachten.
Nachdem sie auf diese Weise nacheinander jedes Mitglied der Gemeinschaft in ihren mächtigen Griff genommen und nach Belieben geformt hat, streckt die oberste Macht ihren Arm über die gesamte Gemeinschaft aus. Sie überzieht die Oberfläche der Gesellschaft mit einem Netz kleiner, komplizierter, winziger und gleichförmiger Regeln, durch die die originellsten Köpfe und die energischsten Charaktere nicht hindurchdringen können, um sich über die Masse zu erheben. Der Wille des Menschen wird nicht gebrochen, sondern gemildert, gebogen und gelenkt: die Menschen werden von ihr selten zum Handeln gezwungen, aber ständig am Handeln gehindert: eine solche Macht zerstört nicht, aber sie verhindert die Existenz; sie tyrannisiert nicht, aber sie komprimiert, entnervt, löscht aus und verblödet ein Volk, bis jedes Volk nichts anderes mehr ist als eine Herde zaghafter und fleißiger Tiere, deren Hirte die Regierung ist.

Die Demokratie ist eine Farce, weil hier die Herrschaft und Autorität nicht mehr klar vom Monarchen oder König kommt, sondern von vielen verschiedenen Kapitalgebern, bzw. von der Geldmacht. Statt das sich der Mensch mit der Nation identifiziert, überfluten die Markenklamotten und Waren das Leben der Menschen.

Statt also Österreich zu feiern, und sich darüber zu definieren, so wie das damals üblich war, definieren sich Leute heute länderübergreifend über...Musikgruppen wie BTS...Kleidung wie Addidas; Fußball-Clubs Bayern München; oder eben einer politischen Ideologie wie die der NEOS oder der FPÖ. Oder: "Ich bin grün".

Das sorgt dazu, dass Leute gegeneinander angestachelt werden und die Gesellschaft immer mehr erodiert und der Mensch sich dadurch selbst immer mehr entfremdet.

Der Zweite maßgebliche Grund, welcher mit dem Ersten einhergeht, ist die Ungeduld und Intoleranz der menschlichen Dummheit. Der Glaube, dass die meisten Menschen NPCs sind, und das man dadurch in Mitleidenschaft gezogen wird.

Der dritte Grund wird sein, simple Machtübernahme. Weil Menschen ausnutzbar sind, vor allem, wenn es schlecht um sie steht, eine Demokratie genau dann bröckelt. Damit einhergehend (aber muss nicht) könnte die Meinung sein, dass eine Demokratie nicht der menschlichen Natur enstpricht.

Der letzte und schwächste Punkt ist die Identifikation mit dem eigenem Land. Nationalstolz. So ist man so voller altgebackener Tradition zugepumpt worden; hatte einen gewissen autoritären Erziehungsstil; oder liebt aus sonst irgendwelchen Gründen die eigenen Leute so unermesslich, dass man nicht will, dass sie gespalten wird.


ioesh  06.02.2023, 01:53
dass man nicht will, dass sie nicht gespalten wird.

hm eine Negation zu viel oder bin ich hier der dumme?

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Hallo DoctorInge !

Die Vorstellung, eine Gesellschaft bedürfe der Zucht und Ordnung, des Drills und Gleichschritts, des Diktats und der Strenge, und es solle das inkonsequente Gewäsch in der parlamentarischen Schwatzbude endlich durch einen Macker beendet werden, der die Menschen nicht mehr reflektiert, und machen lässt, sondern der endlich aufhört zu denken, und die Menschen macht, ist nicht ungewöhnlich.

Die Vorstellung, es verdiene nicht jeder Zweite ein Mitbestimmungsrecht, weil es nur einen gibt - und daher nur einen braucht - der es am besten weiss, und am besten kann, auch nicht.

Die Vorstellung, man gönne den Mitmenschen eher nicht das Recht, sondern die Pflicht, und es führe die Willkür der freien Vielen keinesfalls zum gerechten Ergebnis, weil die vielen "demokratischen" Köche den Brei verdürben, schließlich, auch nicht.

Die Möglichkeit, sich mit einem Diktator zu identifizieren, und gleich ihm - vor laufenden Kameras - Generäle, Minister, und Geheimdienstchefs abzukanzeln, oder, wie dieser, eine Generation junger Rekruten in den Abgrund schicken zu können, um den Ruhm der Nation zu mehren, ist für viele sehr berauschend.

Satan wollte Jesus Christus in der Wüste verführen, mit weltlicher Macht. Die Ukraine hat ihm widerstanden, aber ich frage Sie : Worauf gehen russische Väter eigentlich ab, die ihre Töchter denunzieren, weil sie sie für zu regimekritisch halten ?

Der Wodka allein kann es nicht sein...

Durch fehlende Bildung und wie du es beschreibst persönlichem Frust.


IdontTrust  04.02.2023, 00:33

trugschluss derjenigen die das framing betreiben um realitäten zu verdrängen .

weder bringt bildung demokratie noch ist frust dafür ein barometer keine demokratie zu wollen . eher kann frust, das es keine demokratie gibt, zu mehr demokratie führen .

gebildete neigen sogar dazu , keine demokratie zu wollen, sie halten sich ja eh für die schlauen und meinen sie wissen es besser als das volk .

totschlag argument ist ja immer , ohne demokratie werden alle rechts extrem . och und in den 70ern war es noch der Kommunismus . Aber das Narrativ kommt ja auch bald wieder .

als gäbe es nur das eine oder das andere lol . was wiederum schon in sich nciht demokratisch ist, den demokratie ist der kompromiss aus allem .

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Lasse1203  04.02.2023, 07:27
@IdontTrust

Kein Trugschluss, Gebildete neigen dazu sich rationaler zu verhalten und sich demokratischen Parteien zuzuwenden.

Persönlicher Frust führt zu das Leute Populismus anfällig werden und sich von der Demokratie abwenden.

Bitte informiere dich erst richtig bevor du hier irgendwelche Behauptungen aufstellst.

PS: Jemand der mit „lol“ ernstgenommen werden will, der sollte sich eindeutig Fragen ob er überhaupt fähig ist zu diskutieren.

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In den die Demokratie so weit umgedeutet wird, das sie mit Demokratie nichts mehr zu tun hat . Sie ist dann nur ein Wort was eine ganz andere realität beschreibt . Eine Art wunschvorstellung derjenigen die ignorannt ihren Narrativ der überlgenheit frönen .

Wenn das Volk in seinem öffentlichen Debattenraum eingeschränkt wird und Demokratie nur zum Aushängeschild einer nicht vorhanden Perspektive wird . Dann weiss der Demokrat , das die Demokratie vergangeheit ist .

So wie der National-sozialismus , irgendiwe gar nichts von Sozialismus hatte . Und es am Ende zu was anderem wurde.

Wenn die sich Demokraten nennen, aber total Korrupt sind und das sich das herausstellt das Ihnen Ihr Posten mehr Wert ist als das Volk was sie gewählt hat.