Weshalb wurde die deutsche Rechtschreibung geändert?

8 Antworten

Wichtig ist, zu wissen, wann man "das" und wann "dass" verwendet. "dass" und "daß" ist von der Verwendung her kein Unterschied, allerdings wird es NUR NOCH mit "ss" geschrieben.

Gerade "s" und "ß" sind meiner Meinung nach eine gute und nachvollziehbare Sache der Rechtschreibreform, denn sie richtet sich schlicht nach der Regel für alle Doppelkonsonanten: ist der Vokal davor kurz, wird es doppelt, ist er lang, wird es einfach (in diesem Fall das "ß").

Beispiel: "Fuß" - "Fluss"

Und dann auch egal, ob am Ende des Wortes oder nicht.


LuziCapaci  29.07.2015, 15:17

Gute Erklärung und danke fürs Beispiel.Für alle,die lange raus aus der Schule sind,eine gute Hilfe.Ich hab es bis heute auch nicht verstanden,warum die Rechtsschreibung auf einmal geändert werden musste.

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Ich versuchs mal anschaulich zu beantworten.

Dier erste Rechtschreibreform, korrekterweise Orthographische Konferenz, fand 1876 unter Leitung Dr. Konrad Dudens statt. Die Schreibung der deutschen Sprache sollte auf dieser Konferenz auch den Dialekten und der allgemeinen Aussprache der Wörter zu Gute kommen, so ist also das "h" in der "th"-Verbindung im Auslaut zum Beispiel weggefallen, weil es in den heutigen Dialekten Hessens und Thürigens damals schon oftmals nicht mehr geschrieben wurde. Die zweite Orthographische Konferenz 1901 fand, aufgrund von Krankheit Dr. Dudens, ohne ihn statt. Dort verwarf man alle bisherigen Reformergebnisse und erschwerte die deutsche Schreibung wieder. Man kehrte also wieder fast auf den alten stand zurück. Duden erfuhr nach erfolgreicher Genesung davon und ordnete ein weiteres Zusammentreffen an. Dort wurden dann erneut Änderungen vorgenommen, allerdings wurde einiges falsch notiert und anderes gar nicht. Das Kultusministerium war entsprechend verwirrt über die Änderungen. Auf der dritten Orthographischen Konferenz von 1996 wurden diese wirren Änderungen wieder zurückgerufen. Man hat die Schreibung wieder versucht, näher an den alltag und die Aussaprache heranzuführen, um sie zu vereinfachen. Die angeblichen Reformen von 2006 und 2011 sind keine Reformen, sondern nur Beschlüsse. In diesen wurde festgehalten, wie die deutsche Schrift sich zu ändern hat. In den Zentralbeschlüssen von 2006 und 2011 lässt sich nachlesen, dass die Schreibung der deutschen Sprache insbesondere in die Richtung geändert wird, dass Fremdwörter eingedeutscht werden und teilweise deutsche Worte wieder anders geschrieben werden, weil dies angeblich die Aussprache und Schreibung weiterhin vereinfachte. Wenn man aber sieht, dass man mit der Reform von 1996 auf einem Niveau einer Einfachheit war, was fast nicht mehr zu unterschreiten ging, waren also die Zentralbeschlüsse von 2006 und 2011 sinnlos. Den Überblick hatte man dann 2009 endgültig verloren. Das Kultusministerium hatte 2010 die Verwaltung von Schreibung und Aussprache der deutschen Sprache an den DUDEN übergeben. Die Redaktion ist bis heute überfordert, die Sinnlosigkeiten auszubügeln.

Heißt im Fazit: Die erste Orthographische Konferen diente dazu, altes (th im Endlaut) auszumerzen und die Schreibung der Aussprache anzupassen. Die zweite Konferenz war für'n Ar*ch. Die dritte Konferenz war wieder dafür da, die sich wandelnde deutsche Sprache wieder der Aussprache anzupassen und die nächsten Reformen werden dazu dienen, den Mist der Zentralbeschlüsse wieder rückgängig zu machen.

Deshalb ist die Reformation der deutschen Schrift eingetreten.

Zum Punkt: Deutsche Sprache - Schwere Sprache. Das hat mit Sicherheit auch etwas mit der Schreibung zu tun. Doch vielmehr mit unserer reichhaltigen Grammatik. Wir deklinieren Nomen in komplizierter Art und Weise. Die Konjugation von Verben folgt eben jenem Prinzip. Die Verwendung von mehreren Artikeln in unterschiedlichen Funktionen und die große Zahl an Satz- und Pronomenarten ist im endeffekt dann doch schwerer, als die Rechtschreibung. Und das eben sind nur wenige Beispiele für die deutsche Grammatik.

Die Regeln wurden ja nur vereinfacht. Umd du musst nicht verwirrt sein: man schreibt nur noch "dass" und nicht "daß" ;)

Sonst würden ja fast alle wissen wie was geschrieben wird.

Das letzte Mal, dass eine für das Deutsche verbindliche Rechtschreibung geschaffen wurde, war zur Jahrhundertwende. Das lag bereits zur Zeit der Reform fast 100 Jahre zurück. Zum Einen hat sich die Sprache (wie auch die Schreibung) in diesem Zeitraum weiterentwickelt, zum Anderen herrschte auch schon damals große Uneinigkeit darüber, was wie geregelt werden sollte. So kam es, dass z. B. die Getrennt- und Zusammenschreibung überhaupt nicht geregelt wurde. Man ließ dieses Thema einfach außen vor, da es zu keiner Einigung kam. Deshalb hatte man von offizieller Seite bereits schon Jahrzehnte vor der Reform den Versuch unternommen, die Rechtschreibung quasi generalzuüberholen. Auch damals konnten sich die Beteiligten aber nicht einigen. Da man aber im Speziellen in Deutschland Handlungsbedarf sah, verkündete der damalige Vorsitzende Kultusministerkonferenz, dass fortan in Deutschland die im Duden stehenden Regeln verbindlich sein sollten (man spricht vom Duden-Privileg). Im Duden standen bereits zu dieser Zeit nämlich kaum mehr die zur Jahrhundertwende verschieden Regeln, sondern großteils eigene, von der Duden-Redaktion "erdachte" Regeln. Es haben nämlich auch schon die verschiedenen Wörterbuch-Verlage/-Redaktionen lange vorher bemerkt, dass die alten Regeln überholt waren. Ziel der Reform, war es also u. a., im gesamten deutschsprachigen eine gemeinsame Regelung zu finden. Eine Vereinfachung der Regeln war natürlich ebenso gewollt; und meiner Meinung klappte das in großen Teilen auch. Auch wenn naturgemäß nicht jedermanns Wille berücksichtigt werden konnte. So ist das halt bei Kompromissen.