Wer kennt noch analoge Photographie?

14 Antworten

Auch als ich das Fotografieren angefangen habe, gab es nur analog (m 57). Ich finde aber Du schreibst hier, sicher aus deinem Werdegang und Deiner Erfahrung heraus, Dinge der analogen Fotografie zu, die mit analog eigentlich gar nichts zu tun haben.

Natürlich hat man bei Film immer die "Groschen fallen" hören, wenn man den Auslöser gedrückt hat. Das hat vielleicht bei vielen dazu geführt, vielleicht sogar dazu gezwungen, viel bewusster zu Fotografieren. Allerdings haben Profis und Hobbyisten mit hohem Anspruch auch früher schon viele Negative belichtet.

Meine Schwester nahm schon immer 1-2 Filme pro Tag mit in den Urlaub.

Ich selbst habe wie gesagt früher zwangsläufig auch analog fotografiert, bin aber nach meiner ersten digitalen SLR nie wieder zum Film zurückgekehrt. Heute ist die Qualität der Sensoren, dem Film sowieso weit überlegen und ich kann mir inzwischen auch die besseren Objektive leisten als in meiner Jugend.

Auch das Fotokoffer schleppen ist nicht unbedingt ein analoges Previleg. Ich habe 3 Fotokoffer, von denen einer eigentlich immer im Auto mitfahren darf. ;-) (1x MFT Ausrüstung, 1x Vollformat Ausrüstung, 1xBlitzkoffer)

Zusätzlich gibt es dann noch all die Monopods, Stative, Reflektoren u.s.w. die ja auch nicht explizit analog sind, sonst bräuchte man sie ja heute nicht mehr.

Woher ich das weiß:Hobby – erste Spiegelreflex 1981, erste Digitalkamera 1999

Einen Vorteil der digitalen Fotografie kann ich dir bequem nennen. Sie bietet Zugang zu fotografischen Welten, die analog überhaupt nicht oder nur mit einem immensen technischen Aufwand hätten betrieben werden können.

Eine Belichtungszeit von 1/8000 Sekunde ist eine echte Errungenschaft, die du analog wie erreichst? Eine moderne Stabilisierung, die auch mit 1/10 Sekunde aus der Hand noch sehr gut funktioniert?

Analog hat immer noch ihren Stellenwert und ihre Daseinsberechtigung, letztlich hängt das ausschließlich davon ab, was DU willst und wo DU DEINE Schwerpunkte siehst. So einfach ist das.

Mein immer noch positiver Anreiz des analogen - wohl nachhaltigeren - Fotografierens: Man überlegt sich dreimal, auf den Auslöser zu drücken und macht keine Serienbilder, die ja ohnehin gleich wieder gelöscht werden können.

Wie oben gesagt, es hängt von den Bereichen ab in denen man unterwegs ist. Im Bereich Natur hat man oft kaum Zeit, auch nur einmal nachzudenken, da muss man teils instinktiv handeln. Eine hohe Serienbildgeschwindigkeit ist das von Vorteil. Und was das Löschen betrifft, was soll das in diesem Fall für ein Argument sein? Man sucht nach einer Vorabsichtung die wenigen brauchbaren Fotos raus.

Analog wäre das schon aus technischer Sicht nicht zu stemmen.


WraithGhost 
Beitragsersteller
 21.06.2024, 14:24

Vielen Dank für deine ausführliche Rückmeldung, deren Inhalt ich zum Großteil nachvollzeihen kann.

Dagegenhalten darf ich, dass Serienbilder mit einer Analog-Kamera ebenfalls durchführbar sind (mittels "Winder" - etwa 2,5 Bilder pro Sekunde). Habe davon allerdings immer Abstand genommen, allein aus Kostengründen (Film & Entwicklung).

Und wer braucht "im normalen Leben" schon eine Belichtungszeit von 1/8000? Mit meiner Canon AE-1 (ein Blendenautomat) habe ich selbst die geringste Belichtungszeit 1/1000 nur sehr selten gebraucht bzw. manuell einstellen müssen.

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SirKermit  22.06.2024, 05:58
@WraithGhost

Das normale Leben besteht aus vielen Facetten.

Eine hohe Serienbildgeschwindigkeit ist in Bereichen Sport oder Wildlife oft unverzichtbar, wenn du einen ganz besonderen Moment einfangen möchtest, den du mit einem einzigen Bild nicht erwischen kannst. Moderne Kameras haben sogar einen pre burst.

Dazu aus https://www.galaxus.de/de/page/diese-kameras-beherrschen-pre-recording-25486

Bei Schnappschüssen, beim Sport oder bei flinken Tieren: Als Fotograf oder Fotografin drückst du manchmal zu spät auf den Auslöser und verpasst den entscheidenden Moment.
Es gibt Kameras, die aufnehmen können, bevor du auf den Auslöser drückst. Magie? Nein, ein simpler Trick: Schon bei halb durchgedrücktem Auslöser werden Bilder aufgenommen, aber nur temporär im Puffer gespeichert. Solange der Auslöser nicht durchgedrückt wird, löscht die Kamera die ältesten Bilder im Pufferspeicher fortlaufend, um Platz für neue zu schaffen. Erst beim Auslösen wird der Inhalt des Pufferspeichers auf die Karte geschrieben. Dadurch kompensiert die Kamera deine Reaktionszeit – typischerweise gewinnst du eine halbe bis eine Sekunde.

Auch eine extrem kurze Belichtungszeit kann wichtig werden, du kannst sich schnell bewegende Objekte knackig scharf abbilden. Oder, wie ich neulich, du hast ein kleineres Tele ohne Stabilisierung. Da kann das wertvoll werden.

Die Digitalkameras bieten aufgrund ihrer Technik Zugang zu vielen Motiven und Bereichen, die man analog nicht erreichen konnte, zumindest nicht ohne extremen Aufwand.

Wenn deine Motive eher statischer Natur sind und du viel Zeit hast, alles sauber einzustellen, ist das doch perfekt. In anderen Bereichen jedoch gelten andere Spielregeln und da ist es nicht ungewöhnlich, an die Grenzen der Kameras zu gehen. Ganz einfach, weil es nicht anders geht.

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Was heißt hier "noch"? Du redest als wäre das schon 100 Jahre her. Dabei ist doch Analogfotografie gerade bei der Gen Z wieder im Kommen. Bestverkaufte Kameras sind die Fujifilm Instax Sofortbildkameras und auch analoge Kompaktknipsen werden wieder benutzt. Hersteller wie Kodak und kürzlich auch Pentax veröffentlichen wieder Analogkameras.

Analoge Fotografie ist also noch lange nicht tot. Nur ich habe mich noch nie dafür interessiert, weil für mich die Nachteile überwiegen:

  • Unterbelichtungen lassen sich kaum retten.
  • 1 Woche warten, um zu sehn ob man irgendwo was verkackt hat.
  • Umständliche Studiofotografie mit Lichtmesser.
  • Auflösung der meisten Filme liegt bei maximal 12 Megapixeln, was heute jede Einsteigerkamera schafft.
  • Preise für Film & Entwicklung liegen nach nur 10-15 Filmen schon über dem Preis einer gebrauchten DSLR + Speicherkarte.

Ja, bei digitaler Fotografie muss man sich keine Gedanken machen ob man jetzt was fotografiert oder nicht. Aber so kann man dann von einem guten Motiv auch mehrere Fotos machen und sich das beste raussuchen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Arbeite mit verschiedenen Canon Kameras seit 2008

guru61  21.06.2024, 08:01

Zum Anfang:

Ich bin kein Digitalverweigerer, aber ich fotiere auch gerne Analog. 90% meiner Bilder sind digital.

  • Unterbelichtungen lassen sich kaum retten.

Beim selber entwickeln schon. wer die Bilder natürlich in der Einheitssuppe von Rossman entwickeln lässt, muss sich nicht wundern.

  • 1 Woche warten, um zu sehn ob man irgendwo was verkackt hat.

Selber entwickeln mach spass und man hat die Bilder am gleichen Tag

  • Umständliche Studiofotografie mit Lichtmesser.

Machen auch die Digitalen Fotografen in der Studiofotorafie, vor allem mit Blitz!

  • Auflösung der meisten Filme liegt bei maximal 12 Megapixeln, was heute jede Einsteigerkamera schafft.

Kleinbild schon. Mittel und Grossformat eher nicht. Ausserdem:

Mythos im Check: Sorgen mehr Megapixel tatsächlich für eine bessere Bildqualität? - CHIP

Und: Wer die Bilder auf einem Monitor anschaut, zum Beispiel bei mir gerade: 3840 x 2160: gibt gerade 8'294'400, also 8.3 Megapixel, der hat wenig von den Megapixeln.

Beim Drucken ist es nicht besser:

Welche Auflösung brauche ich für einen Fotodruck? (myposter.ch)

  • Preise für Film & Entwicklung liegen nach nur 10-15 Filmen schon über dem Preis einer gebrauchten DSLR + Speicherkarte.

Ja dann kommt noch der Computer, die externe Festplatte, das Bearbeitungsprogramm und eine gebrauchte DLSR würde ich nie kaufen!

Digital hat schon seine Vorteile, Analog war aber auch nicht so schlecht, wie es heute dargestellt wird!

Mir reicht die Auflösung:

https://flic.kr/p/2nhFV3C

https://flic.kr/p/2pYBmYA

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WraithGhost 
Beitragsersteller
 21.06.2024, 14:33
@guru61

Wenig hilfreiche Antwort!

Das meiste hast Du 1:1 von "Uneternal" kopiert.

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guru61  24.06.2024, 07:44
@WraithGhost

nee leider nicht.

Ich habe das alles selber geschrieben. Nur die Links gesucht!

Ich bin 63 und habe immer fotografiert.

Aber gegen alte Männer mit vorgefassten Meinungen kann man nicht anstinken.

Esn schöne Gruess us der Schwyz vomene alte Maa, wo beides macht und so träniert isch, dasser au e Sinar mitschleike chan!

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die analoge Fotografie erlebt seit einigen Jahren tatsächlich wieder ein größere Revival. Zumindest bei vielen professionellen Fotografen aber natürlich auch bei so manchem Amateur.

Ich selbst habe in den letzten Jahren auch wieder etwas Geld für ein paar ältere, gebrauchte Analogkameras ausgegeben, auch in meinem Umfeld kenne ich einige, die da zum Teil sogar ordentlich Geld rein gesteckt haben

So ein bisschen ärgert es mich auch, dass ich vor einigen Jahren unserer Azubine meine alte Kamera "geschenkt" hatte (eigentlich war sie ja geliehen, aber sie hat nie den Weg zurück gefunden und mir war's damals auch relativ egal, weil die eh schon jahrelang ungenutzt rumgelegen ist und ich hatte auch nicht gedacht, dass ich jemals wieder analog fotografieren würde, ich hab auch mal einen Packen Filme weggeworfen, weil ich dachte ich brauch sie eh nicht mehr) heute wär ich froh wenn ich sie noch hätte, das war ja immerhin auch meine aller erste Kamera seinerzeit..


WraithGhost 
Beitragsersteller
 21.06.2024, 00:48

Schön, von einer Art "Renaissance" der digitalen Photographie zu hören!

Es kommt ja alles wieder, aktuell z.B. die Vinyl-Schallplatten.....

"Geld reinstecken" - muss ja nicht unbedingt eine LEICA sein. Allerdings großer Liebhaber-/Sammlerwert!

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GammaFoto  21.06.2024, 00:53
@WraithGhost

naja, du kannst auch in eine Mittelformat, egal ob nun Hasselblad, Mamiya oder Pentax etc. sehr viel Geld stecken. Immerhin gab es die ja nie in der großen Masse und deshalb sind die auch entsprechend rar..
Eine Consumer SLR aus den 90ern bekommst du natürlich auch schon für 30 oder 40€ inc. Standard-Objektiv, die gab und gibt es wie Sand am Meer, nur sind die Plastik Schachteln halt dann evtl. auch nicht mehr so gut in Schuss wie eine viel ältere aus den 70ern

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WraithGhost 
Beitragsersteller
 21.06.2024, 01:05
@GammaFoto

Natürlich - ja!

Das 6x6-Format hatte ich mal außen vor gelassen und mich eigentlich nur auf das Kleinbildformat (35 mm) bezogen.

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GammaFoto  21.06.2024, 19:55
@WraithGhost
Das 6x6-Format

bzw. 6x7... oder 6x8... oder 6x4,5... oder im schlimmsten Fall 6x17..

Das ist ja grad das schöne am Mittelformat, dass man es mit verschiedenen Kameras auch so verschieden einsetzen kann

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Jo, ich kenne auch noch das analoge Fotografieren – wenn auch nicht mit 15 kg Fotokoffer.

Meine ersten Bilder machte ich mit einer Agfa-Box und 9 x 6 cm Rollfilm. Dann durfte ich mir die EXA 1a meiner Mutter ausleihen, bekam mit 14 meine erste eigene Spiegelreflex, eine Praktica MTL 5B und fing erst vor ca. 14 Jahren mit digitalen Kameras an. Dazwischen habe ich lange gar nicht fotografiert.

Heute bedaure ich, damals nicht mehr Fotos gemacht zu haben. Da meine Mutter eine leidenschaftliche Fotografin war, brachte sie mir die Grundlagen gut bei. Es gab also nicht allzu viele böse Überraschungen, wenn die fertig entwickelten Filme und Papierabzüge endlich da waren.


WraithGhost 
Beitragsersteller
 21.06.2024, 00:32

Hey - da kennt sich noch jemand aus!

Meine erste Kamera war eine "Kodak Instamatic" mit Kassettenfilmsystem (vermutlich 35 mm). Bekommen zu Weihnachten als ca. 10-jähriger Knabe.

Meine Oma war beeindruckt, wie ich mit diesem "Klumpert" teilweise schöne Fotos machen konnte (ehrlich gesagt: zum Großteil allerdings unscharfe und verwackelte) und spendierte mir schließlich zu meinem 14. Geburtstag eine Canon AE-1. Meine erste und bisher einzige Spiegelreflex, die ich nie im Leben wieder hergeben würde - allerdings ein "Halbautomat". Sprich Belichtungszeit persönlich einstellen, die Blende gesellt sich automatisch hinzu. Ein "Vollautomat" war anno dazumal die Canon A-1 mit mehr als doppeltem Verkaufspreis.

Damals lachte ich meinen Vater aus, der mit seiner Kamera (leider keine Ahnung mehr, welches Fabrikat) erst mühsam mit dem Belichtungsmesser hantierte, sodann die Blende einstellen musste, etc. Das Posieren für ein Foto vor Papas Kamera dauerte somit geschlagene 2 Minuten, bevor er auf den Auslöser drückte.

Auch meine in weiterer Folge entstehenden Begehrungsneurosen hat Oma wohlwollend erfüllt (Teleobjektive wie 100-200 mm Zoom, oder 300 mm; Weitwinkel 24-28 mm; etc.). Selbst den Umtausch des serienmäßigen Normalobjektivs 1:1,8 auf 1:1,4 goutierte sie. Lediglich das 1:1,2 habe ich mir selbst gekauft - da war Oma schon verstorben, konnte es aber äußerst günstig von einem Photographen-Kollegen erwerben, der damals gerade auf "digital" umgestiegen ist.

Bin durch Deine lieben Zeilen richtig nostalgisch geworden und werde meine Spiegelreflexkamera demnächst wieder herauskramen.

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PaterAlfonso  21.06.2024, 00:39
@WraithGhost

Habe übrigens noch eine ältere Kamera meiner Mutter hier, die aber eine schwergängige Mechanik hat und wohl nicht mehr funktionieren würde. Die hab ich mal bei einem Akt-Shooting als Requisite benutzt: eine Reflekta II.

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WraithGhost 
Beitragsersteller
 21.06.2024, 01:09
@PaterAlfonso

Das 6x6-Format hatte ich mal außen vor gelassen und mich eigentlich nur auf das Kleinbildformat (35 mm) bezogen.

Aber schön, dass Du noch solche Schätze besitzt - bzw. zumindest Erinnerungen an unsere Ahnen.

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