Wer ist für euch der interessanteste römische Kaiser?
Und warum ist er es?
10 Antworten
Ich liebe die Biographien der römischen Augusti und habe dementsprechend viele Biographien gelesen.
Antonius Pius: Er regierte 138-161 und förderte die Wirtschaft, sicherte die Grenzen (Antonius Pius Wall) und führte keinen einzigen Angriffskrieg. Es ist die längste Friedensperiode des Römischen Reichs. Die Wirtschaft blühte und der allgemeine Wohlstand wuchs. Selbst der Mittelschicht ging es so gut, dass diese reisten und es gab gementsprechende Unterkünfte/Gästehäuser.
Sein Privatleben scheint sehr unauffällig zu sein. Klatschgeschichten, wie sonst üblich, sind mir nicht bekannt. Sein Vorgänger, der Augustus Hadrianus (117-138) hatte schon ein Gesetz erlassen, dass auch Sklaven Menschen mit dem Recht auf Leben sind und nicht willkührlich getötet werden dürfe. Heute wohl eher selbstverständlich, damals eine weitgehende Neuerung. Sein Nachfolger, der Augustus Marcus Aurelius (161-180) gilt als bedeutendster Philosophenkaiser.
Iulia Maesa: Sie regierte 218-226 mit harter Hand über ein Reich, dass durch eine Pandemie politisch erschüttert war. Als Augustus regierten nacheinander ihre minderjährigen Enkel Eleogabalus (218-222) und Alexander Severus (222-235). Faktisch war sie die Kaiserin und das in einem Patriarchat. Sie schreckte nicht davor zurück, ihren Enkel Eleogabalus und ihre Tochter, die Augusta Iulia Soemias (218-222) fallen zu lassen, als diese beim Volk unbeliebt wurden und unterstützte dann ihre jüngere Tochter, die Augusta Iulia Mamaea (222-235) mit deren Sohn Alexander Severus. Die Regierungsgeschäfte hatte sie durch ihre Schwester, der Augusta Iulia Domna (193-217) erlernt, welche gemeinsam mit ihren Mann, dem Augustus Septimius Sverus (193-211) und danach mit ihren Sönen Caracalla (211-217) und Geta (211-212) regierte.
Diese Zeit der "syrischen Frauren", wozu auch noch die Augusta Zenobia (266-273) gehört, finde ich besonders spannend, da regierende Frauen in der Geschichte eine Seltenheit sind.
Ich habe eine besondere Zuneigung zu Flavius Claudius Iulianus, genannt Julian Apostata. Regierte 360-363.
Er wird als der letzte heidnische Kaiser Roms bezeichnet, da er versuchte, dem Christentum wieder seine Privilegien und Vormachtstellung zu nehmen.
Ich habe an der Uni mal ein Seminar über ihn gemacht, und obwohl die Quellentexte natürlich eine gehöriges Maß an Propaganda enthalten war er mir einigermaßen sympathisch. Ein Stoiker und Philosoph, der eine bescheidene Lebensführung und Gelehrsamkeit wertschätzte und für die seltsame neue Religion nicht viel übrig hatte.
Seine Biographie fand ich ebenfalls extrem spannend. Für mich ist er der einzige Augustus aus der Familie der Constantiner, den ich mag. Vom Vater von Constantinus I., Constantius I. Chlorus weiß ich zu wenig. Da ist das bekannteste, dass er von Trier aus regierte.
Julianus war wohl der philosophischen Richtung des Neuplatonismus noch enger verbunden.
Hallo,
Augustus. Zum einen hat er das Berufsbild eines römischen Kaisers geprägt, zum anderen war er ein perfekter PR-Manager in eigener Sache.
Siehe auch dieses Buch:
https://www.amazon.de/Augustus-Macht-Bilder-Paul-Zanker/dp/3406799604/ref=sr_1_22?__mk_de_DE=ÅMÅŽÕÑ&crid=ULW4SDAY0Q6Z&dib=eyJ2IjoiMSJ9.BuV30Bx7yC-_SaaLgP1iNZ42yOfH63zVvKaalHIcES1vZsieZLq_1muCA8zqiAdV85-atg2dP5g9boom-E_gijwHDD9lL19QTChymDPdUwuGskN-S9R-WNKotKPwYINDcNzHNt1Xik30JhtZNBzjv6ngN_0SoDVRGkUR_JaNKLornZ84h5B1uwPlTeybgROL.Sr46ENHZnIavPM1tBKoNEkaoxFT1mT7DwFJH-AkWeYk&dib_tag=se&keywords=augustus&qid=1728546257&s=books&sprefix=augustus%2Cstripbooks%2C132&sr=1-22
Würde man ihn mit einer Zeitmaschine in unsere heutige Zeit holen, hätte er in kürzester Zeit herausgefunden, was man mit dem Internet und mit Social Media anstellen kann.
Herzliche Grüße,
Willy
An erster Stelle steht wohl der Begründer des dauerhaften Kaisertums: Augustus, der auch durch seine lange und erfolgreiche Regierungszeit Maßstäbe setzte (bis auf Varus' Ausrutscher im Teutoburger Wald).
Ich finde aber auch die Kaiserzeit von Mark Aurel interessant (Marcus Aurelius Antoninis Augustus), der bei seinem Tod ein gut geordnetes Reich hinterließ, das aber in der Folge recht schnell heruntergewirtschaftet wurde.
Als einer der letzten großen Stoiker vereinte Marcus Aurelius die Rolle des Kaisers mit der eines Philosophen. Seine Selbstbetrachtungen sind ein persönliches Tagebuch, in dem er seine Gedanken über das Leben, den Tod, die Tugend und die Pflichten eines Herrschers festhielt. Seine Regierungszeit war geprägt von zahlreichen Kriegen gegen germanische Stämme, gleichzeitig verfasste er philosophische Schriften, in denen er über die Vergänglichkeit des Lebens und die Bedeutung innerer Ruhe nachdachte. Unter seiner Herrschaft begann eine Zeit großer Herausforderungen für das Römische Reich, Epidemien, Invasionen und politische Intrigen belasteten das Reich. Seine Betonung von Gerechtigkeit, Pflichtbewusstsein und Selbstbeherrschung trug zu einem geordneten Zusammenleben bei, er setzte sich für eine humane Behandlung der Untertanen ein und versuchte, die Macht des Staates zum Wohle aller einzusetzen.
Für mich war er "Der letzte gute Kaiser"
LG aus Tel Aviv