Wenn beide meine Eltern kein Studium geschafft haben schaffe ich dann mit großer Wahrscheinlichkeitauch keines?

24 Antworten

Unsere Gesellschaft ist zu sehr auf gut und passend ausgebildete Menschen angewiesen. Mit "passend" meine ich, dass die Ausbildung den Begabungen und Neigungen der Leute entspricht. Wir können es uns daher nicht leisten, dass der Zugang zum Abitur oder zum Studium denen vorbehalten sein soll, deren Eltern das auch schon gemacht haben.

Vor allem auf der Ebene der Begabung ist das ziemlich deutlich: Begabung ist größtenteils angeboren (40-70%). Da aber bspw. die Intelligenz als ein Begabungs-Bereich sich schon aus hunderten von Genen zusammensetzt, kann man hier nicht einfach die Mendelschen Regeln wie bei der Fellfarbe von Hamstern ansetzen. Man kann zwar von Tendenzen sprechen, aber in so einem Prozess dominiert ganz klar die sogenannte "Regression zur Mitte". Im Grunde werden bei jedem Kind hunderte von Gene neu gemischt und am Ende vom Tag landet das Kind zweier Universitätsprofessoren hinsichtlich seiner intellektuellen Lesitungsfähigkeit in der gleichen Zufallsverteilung wie das Kind zweier Hauptschulabbrecher.

Wenn du jetzt also zum Beispiel schon ziemlich sicher bist, dass du das Abi schaffst, solltest du dich mit deiner Frage weniger mit deinen Eltern sondern mehr mit den anderen Abiturienten vergleichen: Wenn ich ein durchschnittlich gutes / überdurchschnittlich gutes / unterdurchschnittlich gutes Abi schaffe, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, ein Studium zu schaffen?

Zumal: Haben deine Eltern kein Studium "geschafft" oder haben sie es einfach nicht probiert? Früher haben die Leute auch oft kein Abi / Studium gemacht, weil es teuer und langwierig war. Jemand, der nach der Hauptschule eine Ausbildung macht, steht mit 18, 19 Jahren auf eigenen Beinen und konnte zuvor mit dem Azubigehalt schon einen Beitrag zum Haushalt der Eltern leisten. Wer studiert, ist bis 23, 25 Jahre finanziell von den Eltern abhängig, braucht vielleicht eine eigene Wohnung in einer anderen Stadt, etc. Diesen Luxus (das sind zehntausende von € Differenz) konnten sich früher nur ganz wenige leisten und die Stipendieninfrastruktur war früher auch noch nicht so gut wie heute. Das soll dich heute nicht von deinem Studium abhalten, aber erklären, dass das Schaffen eines Studiums bei deinen Eltern nicht zwangsläufig von ihrer intellektuellen Leistungsfähigkeit abhing. Meine Eltern haben auch nicht studiert (mein Dad dann später in seinen 30ern berufsbegleitend eine Art MBA für Nichtakademiker, wofür er ein Diplom-Zertifikat bekam), ich halte sie aber für recht intelligent.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Natürlich kannst du besser sein als sie!

Meine Eltern haben auch beide nicht studiert und hatten beide nur mittelmässige Schulabschlüsse.

Meine drei Geschwister und ich haben nun allesamt studiert, alle in MINT-Fächern. Es ist also offensichtlich möglich. Mach dir weniger Gedanken darum, was deine Eltern getan haben, sondern finde heraus, was der richtige Weg für dich ist.

Das ist Unsinn. Viele hatten zb keine Möglichkeit, bekamen ein Kind, etc etc. Man muss immer alles betrachten. Studieren zu können ist "Luxus", bei manchen geht es halt nicht.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Studium technische Physik, promoviert in Festkörperphysik

Schreifritz  20.09.2020, 14:54

Dafür gibt es Bafög

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Nein, wenn du dir Mühe gibst , fleißig bist und den Willen hast dann kannst du es durchaus schaffen.

Was deine Eltern geschafft oder nicht geschafft haben ist kein Maßstab. Vielleicht eher ein Ansporn das zu schaffen wo deine Eltern gescheitert sind.

Natürlich kann es sein das du es nicht schaffst, aber daran gar nicht erst denken.

Eine Familie die mal in der Nachbarschaft gewohnt hat ist ist da vielleicht ein Beispiel was dir Mut machen könnte.
Beide Eltern haben den einfachen Abschluss an einer Förderschule. Nicht mal Hauptschule. Beide große Lernschwäche. Großmutter väterlicherseits ist sogar Analphabet ( ja sowas gibts tatsächlich noch)
Die älteste Tochter ist hochbegabt, Der ältere Sohn hat als ich sie das letzte Mal sah gerade sein sein Abi mit 1,2 oder so abgeschlossen und strebte ein Medizinstudium an. Der jüngste Sohn hatte damals den Schulwechsel aufs Gymnasium mit einem 2,3 Notendurchschnitt.

Gegenteil ist eine Familie aus dem Freundeskreis. Beide studiert. Sie Anwältin, er Informatiker. Ihre beiden Söhne sind eher schwach in der Schule. Einer hat vor kurzem auf die Förderschule gewechselt.

Also mach dir da mal keinen Kopf. Einfach dein Bestes geben mehr kann man nicht verlangen.