Wenn alle fleischfressenden Tiere verschwinden und nur noch reine Pflanzenfresser übrigbleiben würden, würde die Evolution wieder Fleischfresser hervorbringen?

10 Antworten

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Nun ja, Pflanzenfresser machen im Grunde genommen genau das, was auch Fleischfresser tun: sie überleben, indem sie andere Lebewesen fressen, nur eben keine anderen Tiere, sondern Pflanzen. Die ökologische Beziehung zwischen Gras und Gnu ist im Prinzip genauso eine Räuber-Beute-Beziehung wie die zwischen Gnu und Löwe. Und genau wie das Gnu Überlebensstrategien entwickeln musste, um nicht vom Löwen gefressen zu werden, z. B. wachsame Augen und Ohren zu haben und in großen Herden zu leben, hat auch das Gras Überlebensstrategien entwickelt, um sich vor Pflanzenfressern zu schützen, z. B. winzige Silikatkristalle (sog. Phytolithe), die die Zähne der Pflanzenfresser schneller abnutzen. Andere Pflanzen schützen sich mit Giftstoffen usw. Die Pflanzenfresser wiederum entwickelten Gegenmaßnahmen, z. B. besonders hochkronige Zähne oder Stoffwechselwege, mit denen bestimmte Giftstoffe unschädlich gemacht werden können.

Wenn eine bestimmte Ressource vorhanden ist, wird sich immer jemand finden, der sie nutzt; denn wer sich exklusiv eine neue Nahrungsquelle erschließt, muss keine Konkurrenz fürchten und verschafft sich einen Überlebensvorteil. Andere Tiere zu fressen war und ist so eine lohnende ökologische Nische und jede erdgeschichtliche Epoche hatte ihre eigenen Fleischfresser (denken wir nur mal an Dimetrodon aus dem Perm oder an T. rex) und in praktisch jeder Tiergruppe haben sich Fleischfresser entwickelt. Es gibt ja z. B.auch Insekten wie Libellen oder Raubfliegen, die sich von anderen Insekten ernähren.

In der Vergangenheit gab es z. B. auch carnivore (fleischfressende) Huftiere, also Tiere, die heute in erster Linie als Vegetarier bekannt sind. Darunter waren etwa die Mesonychia. Die Gattung Andrewsarchus repräsentiert sogar das möglicherweise größte carnivore Säugetier, das je an Land gelebt hat. Innerhalb der Paarhufer (Cetartiodactyla) kann man immer wieder auch Carnivorie beobachten. Schweine etwa fressen so gut wie alles, auch tierische Kost. Auch Hirsche werden gelegentlich beim Fressen von Fleisch beobachtet. Die Wale schließlich sind eine Gruppe der Huftiere, die ausschließlich tierische Organismen fressen. Der Blauwal ist heute der größte Fleischfresser überhaupt, sogar der größte Fleischfresser, den es je gab. Nur sind seine Beutetiere eher winzig: in der Hauptsache kleine Krebstiere wie Krill und kleine Fische.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

Ja, das würde die "Evolution". Denn es geht bei der ganzen "Fressen und Gefressen werden" Geschichte nämlich um eine Bestandskontrolle.

Die Natur war ursprünglich nämlich so eingerichtet, dass sich die Bestände der Tiere gegenseitig in der Waage hält und keine Tirart eine Übermacht bekommt auf dem Planeten.

Und dann - um es mal mit Stpehen Hawking zu sagen - "lernten wir sprechen". Das war laut diesem genialen Menschen DER Schritt in der "Evolution", in welcher alles anders wurde.

Der Großmeister des SciFi Arthur C. Clarke sah diesen "Turnaround" übrigens bereits zu einem früheren Zeitpunkt: Nämlich dem Punkt in unserer Vergangenheit, an welchem wir lernten, dass man Werkzeuge zum Töten nutzen kann - und damit die Wasserstelle seines Rudels wirksamen gegen andere Rudel verteidigen konnte.

Es gibt da den schönen Grundsatz: "Die Natur findet immer einen Weg".

Sprich: Die Natur wird immer wieder eine Möglichkeit finden, die Übermacht einer Spezies auszugleichen. Und da ist das Hervorbringen von Tieren, welche andere Tiere fressen, eben eine Möglichkeit von vielen, welche sicherlich bisher seitens der Natur mehr als nur einmal beschritten wurde.

Ich möchte in diesem Zusammenhang daran erinnern, dass "Evolution" nach wie vor eine Theorie darstellt. Denn die Evolutionstheorie kann nicht erklären, warum die Natur im Falle des "Homo Sapiens" so kläglich versagt hat.

Denn es gibt KEINE ANDERE tierische LEBENSFORM auf diesem Planeten, welche in solch einer großen Population vorkommt und damit den Lebensraum "Terra" als Ganzes gefährt.

Aber vielleicht ist das der natürlich eingebaute Kontrollschritt: Wenn es zuviele Homo Sapiens-Lebewesen gibt, vernichten sie sich selbst, bis ihre Zahl auf ein "er(d)trägliches Maß" zurückgegangen ist. Wir stehen ja gerade mal wieder kurz davor.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Menschlichkeit ist mein persönlicher Grundsatz!

Mayahuel  01.05.2023, 14:25
eine Theorie darstellt.

und das ist das Höchste in der Wissenschaft.

Evolution ist ein Fakt und eine Theorie:

Evolution is both a fact and a theory. Evolution is widely observable in laboratory and natural populations as they change over time.

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30816905/

Darwinist  01.05.2023, 12:19
Ich möchte in diesem Zusammenhang daran erinnern, dass "Evolution" nach wie vor eine Theorie darstellt.

Die Evolution ist eine Tatsache, gerade weil sie eine Theorie ist. "Theorie" ist im Wissenschaftssprech gleichbedeutend mit "bewiesener Fakt".

Denn die Evolutionstheorie kann nicht erklären, warum die Natur im Falle des "Homo Sapiens" so kläglich versagt hat.

Evolution ist kein zielgerichteter Prozess. Sie plant nicht, der Mensch ist allein Produkt glücklicher Zufälle,indem unsere Vorfahren einfach immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren. Außerdem: wer sagt denn, dass die Evolution bei Homo sapiens versagt hat? Innerhalb von nur 7500 Generationen und innerhalb von gerade einmal 60 000 Jahren von wenigen 100 000 Individuen auf 8 Mrd. anzuwachsen und nahezu jeden Kontinent und jeden Lebensraum zu besiedeln ist alles andere als evolutionäres Versagen.

Carlsbad 
Beitragsersteller
 30.04.2023, 18:04

"Die Natur wird immer wieder eine Möglichkeit finden, die Übermacht einer Spezies auszugleichen."

Ich verstehe nicht ganz, welche Spezies nach dem Verschwinden der Fleischfresser eine Übermacht erlangen würde. Meinst du Pflanzenfresser als Ganzes oder bestimmte Pflanzenfresserarten? Und wieso sollte es nicht grundsätzlich möglich sein, daß sich auch unter den übriggebliebenen Pflanzenfressern ein Gleichgewicht einstellt?

"Fleischfresser" sind ja in einem Öko-System nicht ganz unwichtig...ob sie nun Aas fressen oder Überpopulationen regulieren...daher denke ich, dass sie nicht ganz unwichtig sind und sich immer wieder entwickeln werden, so lange es Leben auf diesem Planeten gibt. Ohne sie wird das Leben (auch wenn es paradox klingt) zu Grunde gehen. Heißt aber nicht, dass zum Überleben ständiges Grillen von ALDI-Billigfleisch notwendig ist. Der Mensch ist im Grunde nicht nur überflüssig auf diesem Planeten, sondern schadet ihm in unglaublicher Weise.

Da dann mehr Tiere um die gleiche Ressource konkurrieren, käme es vermutlich zu einem erhöhten Sterben der weniger anpassungsfähigen Pflanzenfresser. Vermutlich hätten diejenigen eine Chance, deren Verdauungssystem es mitmacht auch Aas zu verdauen.

also ich würde mal behaupten, dass sich auf jeden fall wieder fleischfresser entwickeln. schließlich sind das gigantische mengen an potenzieller energie, die genutzt werden will. am schnellsten würden sich wohl kleine tiere anpassen, etwa insekten, die dann das überall herumliegende aas fressen. die würden dann zu einer enormen plage werden. dabei würden sie vermutlich auch bald an größe gewinnen. andere tierarten würden dann folgen. größere tiere eignen sich vermutlich besser als jäger. die würden länger für die verwandlung in fleischfresser brauchen, aber dann vermutlich eher jäger werden.

das ist meine vermutung. der zeitliche rahmen wäre vermutlich gar nicht mal so groß. wenn von einer nahrungsquelle auf einmal gigantische mengen vorhanden sind, kann so eine umstellung ziemlich schnell gehen. das ist ja wie eine evolutionäre schlucht (als äquivalent zur evolutionären nische), die enorm erfolgsversprechend ist.