Welchen crazy Dialekt spricht meine Oma?

4 Antworten

Bin mit nicht sicher aber ich glaube der Dialekt heißt Plattdeutsch.

Meine Schwiegermutter kann den Dialekt sprechen, ich kann das aber kaum verstehen, weil viele wörter komplett anders sind als richtiges deutsch.


TaeyangX  11.06.2024, 21:38

Würde ich eher nicht sagen, wenn sie Ratze sagt. Das passt für mich irgendwie nicht, weil Niederdeutsch hat die Lautverschiebung zum tz nicht mitgemacht. Zum Beispiel in vielen Fällen wo im Hochdeutschen tz gesagt wird, wird im Niederdeutschen tt oder dd gesprochen. Katze -> Katte, sitzen -> sitten/sidden.
Nicht mal das Standarddeutsche benutzt hier tz, fänd ich komisch, wenn es das dann ausgerechnet das Niederdeutsche tut.

Es kann natürlich aber auch sein, das sie ein Mischdialekt aus verschiedenen Dialekten spricht, was sich in Russland so entwickelt hat. Ich kenne mich mit Russlanddeutsche aber nicht so gut aus.
Sonst tippe ich aber halt auf einen südlicheren Dialekt, wo man vielleicht alle tt Aussprachen als tz spricht, auch in Wörtern wo man es im Standarddeutschen eigentlich nicht tut.

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Schwer zu sagen, aber Ratze ist laut dem Atlas der Alltagssprache vor allem im Süden (Österreich) üblich. Als Schimpfwort kenne ich nur "Sakrament" oder "Sakra".

Das kommt drauf an, wo die Vorfahren her stammten - das kann man schon rauskriegen, am besten sprichst du mit der Oma und/oder anderen älteren Verwandten darüber oder man lässt sich den Namen des Dorfes geben und schaut danach im Internet - da wird man oft fündig und zu vielen Dörfern sind die Herkünfte der deutschen Siedler noch nachweisbar. Viel Wissen ist oft auch bei den Leuten selbst durchaus noch vorhanden und diese Dialektworte haben sich erhalten.

Ich kannte etwa Russlanddeutsche, die in den 1920ern geboren wurden, um 1940 nach Kasachstan deportiert wurden und deren umgesiedelte Vorfahren nachweislich aus Süddeutschland stammten - so dass sich Dialektworte wie "Grumbiere" für "Kartoffel" über Generationen und Jahrhunderte erhalten haben.

Sie benutzen Wörter, wie Ratze (=Ratte), Uwaschlabben (=Waschlappen), Feierment (=undefinierbares Schimpfwort), geihen (=gehen).

Das könnte aus meiner Sicht nach Memelland/Ostpreußen oder Schlesien klingen, ich bin mir aber unsicher, kannte jedoch Leute, die aus diesem Bereich stammten und so ähnlich gesprochen haben.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Willy1729  08.06.2024, 14:16

Die Krumbere (eigentlich Erdbirne) für Kartoffel kennt man auch im Hunsrück. So furchtbar weit südlich muß man also gar nicht hinunter.

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rotesand  08.06.2024, 16:50
@Willy1729

Danke, sehr interessant!

Der Mann, der so sprach, hatte Vorfahren in der Pfalz väterlicherseits und im Schwabenland mütterlicherseits. Im Schwäbischen ist er dann auch ab der Aussiedlung ca. 1989 gewesen und dort vor wenigen Jahren mit fast 100 Jahren gestorben Es habe ihm emotional viel bedeutet, im Schwabenland zu leben.

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OlliBjoern  09.06.2024, 21:25
@Willy1729

Grumper war bei uns im nördlichen Saarland üblich. Nicht weit vom Hunsrück entfernt.

Auch in Kroatien gibt es krumpir.

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Willy1729  09.06.2024, 21:45
@OlliBjoern

Da siehst Du mal, wie verwandt manche Wörter sind. Beer und Pir stammen wie das deutsche Wort Birne vom lateinischen pirum, Birne, ab.

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Wahrscheinlich ist dort ein ganz eigener Dialekt entstanden