Was wird passieren wenn die Weiße Vorherrschaft in den USA bald zu Ende geht?

5 Antworten

Das weiß man natürlich nicht. Viele Strukturen werden natürlich erst mal so weiterlaufen, also sich nicht ändern, nur weil da jetzt vornehmlich andere "Rassen" zu finden sind (Arbeit, Krankenhaus usw.).

Es mag sein, dass sich in der Politik und im Bildungswesen einiges ändert. Da gibt es jetzt ja schon einige People of Color, die bestrebt sind, z.B. Schulen nach Rassen zu trennen oder Kids of Color anders zu unterrichten als Weiße usw.

Ich denke, es wird sehr darauf ankommen, wer dann mehrheitlich die "Macht" an verschiedenen Stellen hat, also wer im Weißen Haus und in den Parlamenten der Bundesstaaten sitzt, aber auch, wer Richter, Arbeitgeber usw. ist. Wie diese Menschen die Welt sehen. Es gibt ja heute eine Tendenz bei einigen, Menschen nach Rassen zu trennen (safe spaces etc.) und ihnen teilweise komplett unterschiedliche Eigenschaften und Bedürfnisse je nach Rasse zuzusprechen. Wenn diese Gruppe mehrheitlich Macht bekommt, könnte es tatsächlich mehr in Richtung Segregation gehen. Jeder bekommt sein eigenes kleines Kästchen mit eigenen Regeln und hält sich bitteschön von den anderen fern.

Oder es könnte auch die Gruppe mehrheitlich an die Macht kommen, die nicht glaubt, dass Menschen nur aufgrund unterschiedlicher "Rassen" grundlegend unterschiedlich sind, die glaubt, dass es mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede gibt und dass man weiterhin oder überhaupt mal als "amerikanisches Volk" leben könnte.

Im Prinzip kommt es darauf an, ob sie "colorblind" sein wollen und Menschenrechte, ein Recht für alle, Behandlung unabhängig von Rasse haben wollen oder ob sie das nicht wollen. Selbst heute ist das schon ein umstrittenes Konzept - soll man jeden gleich behandeln oder Menschen je nach Rasse oder vielleicht sogar anderen Zugehörigkeiten unterschiedlich? Und wie dann genau? Wie geht man auf die Unterschiede ein, positiv, negativ, neutral, mit welchen Verhaltensweisen?

Die Frage ist also mMn im Kern, ob jede Gruppe ihre eigene Identität fördern und stärker von anderen abgrenzen wird, also Konzepte wie kulturelle Aneignung mehr Gehör finden und man ein Wir-ihr-Denken fördert, oder ob die einzelnen Gruppen (nicht nur Rassen, auch Religionen und ggf. politische Parteianhänger) es schaffen, sich trotz Unterschieden zu einer einzigen Gruppe zugehörig zu fühlen. Momentan bin ich unsicher, in welche Richtung das gehen könnte.

Was mMn interessant sein wird ist die Frage, was der große Rest der Gesellschaft mit dem macht, was er momentan als "white culture" definiert. Wird das dann nicht mehr weiterverfolgt? Also etwa Thanksgiving nicht mehr gefeiert? Wird es neue Feiertage, neue Anlässe für Feste, neue Traditionen geben, weil die große Mehrheit sich in den von ihnen als "weiße" Traditionen definierten Normen nicht mehr wiederfinden kann?

Letztes Jahr ist meine Schwester (Österreicherin) mit ihrem Mann (einem Koreaner) in die USA gezogen. Die beiden wohnen in einer sehr teuren und guten Gegend, und ihre Nachbarn sind unter anderem Nachkommen britischer, italienischer, skandinavischer, deutscher und polnischer Einwanderer, Hispanics/Latinos und auch Schwarze. Die Community funktioniert recht gut und im allgemeinen hatte ich bei meinem Besuch den Eindruck als ob alle gern zusammen wären (mit Ausnahme eines alten Brummbären, der ganz allgemein keine Menschen zu mögen scheint und auch dabei keine Unterschiede in der Rasse oder Herkunft macht). Jedenfalls saßen alle beim Barbecue gemütlich zusammen und haben miteinander gelacht und einen schönen Abend gehabt.

Ich sehe also nicht, warum sich dort allzuviel verändern sollte, wenn sich die Bevölkerungsanteile verschieben.

Wichtig wäre aber eine Politik, die von diesen kulturellen Identitäten weg kommt und darauf hinzielt die Menschen verschiedenster kultureller Hintergründe miteinander zu vereinen anstatt sie zu spalten. Aus diesem Grunde würde ich mir für die USA wieder einen gemäßigten Demokraten als Präsidenten wünschen. Der jetzige Präsident steht politisch dafür etwas zu weit links und es dürfte auch klar sein, dass die Politik von D. Trumps Lager die Menschen eher noch mehr spaltet, was man ja an vielen Beispielen erkennen kann...

Es wird sich in den nächsten 30-40 Jahren ziemlich sicher nichts am status quo ändern. Warum? Europäer scheinen zum anführen „geboren“, historisch betrachtet haben wir uns immer gerne ausgebreitet und geherrscht, mal mehr mal weniger gut. 🤷‍♂️
Und die USA sind schon lange ein „Schmelztiegel“, die Leute identifizieren sich viel eher als Amerikaner, egal ob dort geboren oder eingewandert. Das ist wirklich bewundernswert, im Rest der Welt ist man meistens ein Außenseiter und auf das Herkunftsland bedacht. Aber so ist das nun mal im „land of the free and the home of the brave“.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit Jahren in dem Bereich unterwegs

Das kommt ganz darauf an, ob es gelingt das Erbe an wen auch immer weiter zu reichen. Gelingt es nicht, droht ein Untergang in Korruption und Bandenkriminalität, wie in Süd- und Mittelamerika oder Südafrika.

Es ist bis jetzt den Mächtigen in den USA schon immer gelungen, den Pöbel von der Macht fern zu halten und das schon seit Zeiten da es noch gar keine USA gab.


Steffile  13.09.2022, 09:27
Es ist bis jetzt den Mächtigen in den USA schon immer gelungen, den Pöbel von der Macht fern zu halten

So wie bei den Wahlen 2016 LOL?

jgobond  14.09.2022, 03:06
@Steffile

Ja, dort am allermeisten. Den Republikaner gelingt es, den Pöbel eine Politik wählen zu lassen, die seine Besitzlosigkeit zementiert. Oder hat Trump etwas dafür getan, dass Wohlstand von oben nach unten verteilt wird?

Das ist schließlich kein Land mit 10 Sklaven und 90 Sklavenhaltern, die alle für die Sklaverei abstimmen.

Steffile  14.09.2022, 06:50
@jgobond

Ich meinte eigentlich dass die 2016 Wahlen den Poebel und Kriminelle an die Macht gebracht haben.

jgobond  14.09.2022, 21:23
@Steffile

das ist ja nur scheinbar so. Im Grunde unterstützt das Prekariat dort sogar die eigene Ausbeutung. Hire n Fire, keine ordentliche Gesundheits- und Sozialvorsorge für alle. Die Elite dort besucht keine Schulen in denen rumgeballert wird ...

Das Schauspiel mit Trump ist doch nur Ablenkung.

Tasha  09.09.2022, 01:01

Es könnte aber auch sein, dass man das Erbe aufgibt zugunsten eines neuen "Erbes", also einer neuen Tradition, Kultur usw. Sich nicht mehr auf die bisherigen Werte der USA bezieht, sondern neue schafft, die dann eher aus den Kulturen der anderen, mehrheitlich nicht europäisch verwurzelten Menschen zu schöpft.

jgobond  09.09.2022, 01:14
@Tasha

Man befruchtet oder blockiert sich immer gegenseitig. Ähnliche Entwicklungen sind ja auch bei uns zu beobachten.

Die weißen können ja nach Europa zu ihre Vorfahren kommen. Die schwarzen können bleiben und selbst zu sehen wie die sich versorgen.