Was ist falsch mit mir?
Meine Tante ist verstorben, doch ich empfinde keine Trauer.
Meine Eltern lassen sich scheiden, und auch hier verspüre ich keine Tränen.
Es scheint, als ob das Weinen nicht zur Norm gehört. Trauer wäre vielleicht eine angemessene Reaktion, doch selbst diese empfinde ich nicht. Ich kann ungestört meinen alltäglichen Tätigkeiten nachgehen. So lief es zum Beispiel in meinem Kopf ab: Jemand teilte mir mit, "Deine Tante ist verstorben", und ich reagierte lediglich mit einem nüchternen "Ah, okay". Ist das normal? In Filmen und auch im realen Leben trauern und weinen Menschen, wenn jemand, den sie kannten, stirbt. Doch warum verspüre ich diese Emotionen nicht?
2 Antworten
Sie könnten sich fragen, ob in Ihrer Vergangenheit eventuell Strukturen oder Situationen vorkamen, welche dazu geführt haben, dass Sie sich instinktiv "hart" gemacht haben. Ihre Distanz zu den Emotionen könnte sehr gut ein nicht bewusster Schutzmechanismus sein, um nicht von unerträglichen Gefühlen überwältigt zu werden. Bei Verlustangst z.B. trainieren sich viele Menschen an, Nähe zu vermeiden - obwohl sie sensibel, freundlich und seelisch an sich gesund sind - sie wollen dann nur nicht mehr in Situationen kommen, die ihnen zu weh tun.
In der Tat gibt es auch Charaktere, die keine Empathie haben und nicht mit anderen mitfühlen oder selbst etwas fühlen. Jedoch: dass Sie sich die Frage überhaupt stellen, zeigt ja, dass Sie Dinge mitbekommen und auch richtig bewerten können. Vielleicht suchen Sie einfach mal nach psychologischen Büchern zum Thema "Verlustangst" oder "Empathie". Viel Glück.
Ja, das klingt Plausibel.
Jeder Mensch trauert anders.
Und kommt ja auch auf die Beziehung an. Ich brech jetzt auch nicht in Tränen aus wenn einer stirbt den ich gut kenne. Die Fäden der Nornir sind für uns alle gespannt.
Ja, verstehe ich. Aber meine Tante war eigentlich auch sehr nett und hat mir alles gegeben. Empfand ich sie wirklich als so unwichtig?