Was ist ein prädikatives bzw. attributives Gerundivum und woran erkenne ich diese in einem Satz?

2 Antworten

Ein prädikatives Gerundivum (PG) drückt eine passive Notwendigkeit aus (OK, nicht sonderlich einfach).

PG: nd-Form + Form von esse

Nunc est bibendum - Jetzt muss/ soll getrunken werden

Nunc est purgandum - Jetzt muss geputzt werden (typische Aussage von WG-Bewohnern; der Dreck ist erkannt, die Aufforderung zum Putzen wurde ausgesprochen, wer letztendlich putzen soll bleibt unklar :D - aber das muss nicht so sein.)

Mihi purgandum est - Von mir muss geputzt werden = Ich muss putzen. Sog. Dativus auctoris.

Das attributive Gerundivum (AG) ist eher wie ein Gerundium. Da es aber "attributiv" ist, findet hier KNG-Kongruenz statt:

Gerundium: In legendo librum - Beim Lesen des Buches

Gerundivum: In legendo libro - Beim Lesen des Buches (gleiche Übersetzung wie Gerundium!)

Also:

nd-Form + esse = PG = Es muss geXYt werden.

nd-Form in Kongruenz zu Substantiv = AG

nd-Form + Objekt = Gerundium


Das Gerundiv selber wird vom Verb abgeleitet, eine so genannte nd-Form, die auch noch ein Passiv im Futur darstellt:
portandus - der zu tragende

attributiv (also als beifügung): Carthago delenda = das zu zerstörende Karthago - frei übersetzt: Karthago, das zerstört werden soll, ...
Es kann überall im Satz stehen, auch in einem anderen Kasus

prädikativ (also in der Satzaussage): Carthago delenda est = Karthago ist eine zu zerstörende - frei übersetzt: Kathago soll zerstört werden.
Das kann so nur im Prädikat stehen, also mit "est".

(Es bezieht sich auf ein berühmtes Zitat, das Cato in all seinen Reden verwendet hat, dort auch noch im AcI.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Unterricht - ohne Schulbetrieb