Was ist die Kopernikanische Wende in der Philosophie?

4 Antworten

Bis zu Kopernikus schloss man aus Bebachtungen direkt und ohne Umwege auf die tatsächlichen Verhältnisse. Da man nichts davon spürte, dass sich die Erde bewegt, sah man sie unbeweglich im Zentrum des Weltalls stehen. De Sonne dreht sich scheinbar um die Erde, also wurde das auch als Tatsache so hingenommen. Schein und Sein waren praktisch identisch.

In seinem Hauptwerk "De revolutionibus orbium coelestium" stellte Kopernikus aber dar, dass sich Dinge eben auch völlig anders verhalten können, als sie auf den ersten Blick scheinen und dass man die wahre Natur der Dinge nur erkennen kann, wenn man sie logisch analysiert und erst daraus mit Hilfe des Verstandes die Wahrheit konstruiert. Das kann dann zu einem völlig neuen Weltbild führen, in diesem Fall zum heliozentrischen Weltbild.

Diese Kopernikanische Wende, also Dinge tiefergehend mit Hilfe des Verstandes zu analysieren und nicht dem ersten Anschein zu vertrauen und dadurch zu einem völlig neuen Weltbild zu gelangen, wurde dann öfters mal auf andere Bereiche übertragen, so auch von Kant auf die Philosophie.

Ein solches Umdenken, das duchaus als revolutionär bezeichnet werden kann und das zu völlig neuen Paradigmen führt, indem man die Dinge ganz neu und vor allem vom Verstand und nicht dem Anschein geleitet betrachtet, forderte Kant und nannte ausdrücklich Kopernikus als Vorbild dazu.


eddiefox  31.05.2019, 06:07

Sehr schön und verständlich erklärt!

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Chriisxd 
Beitragsersteller
 30.05.2019, 16:35

Danke hat mir sehr geholfen 🙏🏻

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Kant kritisierte den naiven Glauben an objektive Erkenntnis. Er behauptete, dass sich nicht nur das Bewusstsein nach den Dingen richtet, sondern dass sich die Dinge auch nach dem Bewusstsein richten (Kopernikanische Wende). Im gewissen Maße konstruieren wir Wirklichkeit oder anders gesagt, es gibt Eigenschaften unseres Bewusstseins, die a priori vorgeben, wie wir die Welt erfahren können.

Interessanterweise ist die Schlussfolgerung der eigentlichen kopernikanischen Wende mit der von Kant diametral entgegenzustellen. Kopernikus stellte die Erde samt Menschen an jener Spitze aus dem Zentrum des Universums. Die Erde als Planet unter Planeten, der Mensch, wie das alles Andere, als Objekt unter Objekten.
Kant dagegen band die Erscheinungswelt, welche für einen Menschen existiert wieder an dessen Gehirnfunktionen und führte damit die objektive Welt auf das Subjekt zurück. Schaut man etwas tiefer rein, dann stell der transzendentale Idealismus nicht den Menschen an sich, sondern ein erkennendes Subjekt in den Mittelpunkt. Somit wird also der Gedanke eines, den Schöpfer und seine Schöpfung an sich erkennenden Geschöpf, den besonnenen Menschen, zerschlagen in Millionen Stücke. Kopernikus' Wende hat die Kirche also noch so gerade verkraftet, da kam Kant (nicht Nietzsche) mit dem Hammer und band der spekulativen Theologie für immer an alle Gliedmaßen.

Woher ich das weiß:Hobby – Selbststudium

Nicolaus Kopernikus hat ein Modell entworfen wonach die Erde rund ist. Die Kirche hatte durchgesetzt, dass die Erde eine Scheibe sei.

Dabei gab es schon in Ägypten und im Orient viele bedeutende Sterndeuter, die zum Teil besser informiert waren als wir heute. Auch die Nautik (Seefahrt) orientierte sich zum Beispiel am Polarstern, der im Norden war.

Das war eine Wende. Kaum jemand wusste in Europa, dass die Erde rund ist. Und sich vielleicht sogar dreht.

Über Kant kenne I h keine guten Sachen.