Was ist der Unterschied zwischen Würde und Ehre und wer besitzt was?
Kürzlich sprachen ich mit Freunden über das Thema Ehre und ob es das heutzutage überhaupt noch gibt. Wir kamen überein, dass es den Ehrbegriff durchaus noch gibt und er weiterhin eine wichtige Rolle zu spielen scheint. Immerhin werde auf EHRlichkeit immer noch großer Wert gelegt, wobei - so ein anderer Teilnehmer - Ehrlichkeit in vielen Kulturkreisen stark unterscheidlich definiert werde, da es einen Unterschied mache ob man immer ehrlich ist, oder nur gegenüber seinen Angehörigen oder seinen Landsleuten.
Gegenende dann stellte einer der Gesprächsteilnehmer die gewagte These auf, dass eigentlich nur Männer Ehre haben könnten, da der Begriff der Ehre eng damit verknüpft sei für seine Meinungen und Aussagen auch dann einzustehen wenn es dafür eben unangenehme Konsequenzen gebe, es als letztlich auf die Wehrhaftigkeit der Person ankomme. Zielstrebigkeit, Rationalität, Besitzergreifung, für etwas einstehen, Wut, Kampf, Zerstörung seien für ihn eher männlich assoziierte Begriffe. Frauen hingegen, sehe er eher in einer passiven, emotionalen, beschützenden, helfenden, erschaffenden, aufbauenden und reagierenden Rolle.
Daher würde er den Frauen den Besitz von Ehre absprechen ihnen anstelle dessen aber den Besitz von Würde zusprechen
Jetzt frage ich mich: Wo genau liegt eigentlich der Unterscheid zwischen Ehre und Würde?
Ich will von Euch wissen: Gibt es für Euch den Begriff der Ehre noch? Habt Ihr Würde? Und wie unterscheiden sich die beiden Begriffe?
15 Antworten
Das Geschwurbel um Mann und Frau lass ich mal beiseite.
Würde ist verwandt mit dem Begriff der Selbstachtung. Es ist eine Umschreibung des Gefühlssets, das einer hat, wenn er sich und sein Handel selbst sieht und für sich bewertet.
Was zur Ehre gehört, folgt aus einem gesellschaftlichen Kodex und definiert, wie andere dich von aussen bewerten.
Man kann absolut unehrenhaft sein und seine Würde bewahren. Oder umgekehrt keine Würde mehr wahren und als ehrenhaft angesehen werden.
Danke. Lieb von Dir. Ich weiß diese Antwort sehr zu schätzen.
Du kannst die Ehrbegriffe natürlich auch für dich übernehmen. Und selbstverständlich machen das die Menschen mehr oder weniger.
Würde ist aktiv, Ehre ist passiv.
Während die Würde eines Menschen die Schwelle des Mindestmaßen dessen markiert, wie er mit sich umgehen lässt, ist Ehre das was andere an ihm schätzenswert finden, bzw das, was andere ihm zukommen lassen.
Würde = persönliche Grenze des Umgangs
Ehre = Wahrnehmung Anderer aufgrund bestimmter Handlungen (bzw. Ausstrahlung auf Andere)
Wow. Toller Gedanke. Besonders weil ich es intuitiv genau umgedreht gesehen hätte, also Würde passiv und Ehre aktiv. Danke für deine Antwort
Ehre bezieht sich auf die Anerkennung und Wertschätzung, die aufgrund von Taten und Verhalten einer Person zuteil wird, während Würde den inneren Wert und die Unantastbarkeit jeder Person als menschliches Wesen beschreibt. Beide Konzepte sind wichtig, jedoch unterschiedlich und jeder Mensch, unabhängig von Geschlecht, besitzt sowohl Ehre als auch Würde.
Würde ist jedem Menschen gemein, Ehre wird verliehen es ist eine besondere Anerkennung der Gemeinschaft für Leistung, Verdienste oder Lebenweise eines Individuums.
Dass einer deiner Kollegen meint einer Frau oder Weiblichkeit keine Ehre zuzugestehen spricht Bände über diese Person ebenso die Zuordnung von 'Wut' oder 'Zerstörung' zu Ehre.
Früher gab es so etwas wie Leumund, das Wort ehrenvoller Mitglieder der Gesellschaft oder auch Ehrenträgern wurde z.B. vor Gericht höher bewertet als das von Leuten mit schlechtem Leumund, daher dürften auch Begriffe wie Ehrlichkeit stammen.
Ja, ich war auch etwas erstaunt über diese Sichtweise, möchte ihr aber nicht eine im Kern evetuell richtige Auffasung von vorherein absprechen.
Hinter solchen Auffassung steckt der Gedanken, dass feindseeliges, aggressives Verhalten moralisch gut zu bewerten ist und da Männer körperlich stärker sind als Frauen nur sie eine körperliche Dominanz ausüben können, also auch nur sie Träger einer solchen "Ehre" sein können. Unnötig zu sagen aber dieses Verhalten und das Streben danach ist im wahrsten Sinne des Wortes asozial.
Hm. Bin mir nicht sicher. Irgendwo hat zu dieser Frage jemand mit einem Gedicht von Friedrich Schiller geanwortet. Ich glaube das fasst ganz gut was der Diskussionsteilnehmer meinte.
Für mich ist Ehre ein überkommenen Konzept welches nichts als Bitterkeit brachte. Für seine Ehre müsste man Menschen töten, Menschen verbannen und Dinge tun, die die Gesellschaft erwartet.
Es gibt den Begriff aber auch noch heute, so wie du sagst. Frauen diesen Quatsch abzusprechen halten ich für ebensolchen, da auch sie damit konfrontiert wurden. Mal ganz anders als Männer, dann wieder sehr ähnlich.
Würde ist für mich ein zurückhaltendes Konzept, welches nicht so aktiv wie Ehre verfolgt werden muss. Eher geht dabei darum wie man mit den Widrigkeiten des Lebens umgeht und sich in der Gesellschaft bewegt, ohne bestimmte Benimmregeln zu brechen.
Für mich halte ich einen dritten Begriff für am wichtigsten: Integrität. Auch verwandt, wird aber größtenteils von mir selbst definiert. Man steht zu seinen Worten und Werten, ohne in ein Korsett von übergeordneten Ideen gesteckt werden zu müssen
Sehr interessanter Denkansatz. Passend zu jemandem der das Symbol der Sternenflotte als Profilbild benutzt! Danke, für diesen Kommentar.
Ich lösche dich? Nein, tu ich nicht. Oder hab ich ausversehen was geklickt?
@ docpsy Wer wahre "Ehre" und Verstand hat, kann seinen Ehrbegriff selbst definieren und akzeptieren und ist eben NICHT von der Beurteilung anderer abhängig ...