Was für ein Zeichen sendet das an euch Frauen?
Man bekommt ja immer wieder von krassen Vorfällen mit, im Zusammenhang mit schweren Straftaten gegenüber Frauen und die darauf folgenden viel zu geringen Strafen. Das es für die meisten dieser Fälle nicht mal eine gerechte Strafe gibt, da dies nie wieder gut zu machen ist, ist mir klar, aber ich will auf was anderes hinaus.
Ich weiß nicht, ob das die absoluten Ausnahmefälle sind und nur diese Presse bekommen, oder ob es die Regel ist, dass beispielsweise Verg******er mit Bewährung oder ein paar mickrigen Jährchen davon kommen.
Die Frage zielt nicht dazu ab herauszufinden, was die richtige Bestrafung für solche Menschen wäre, sondern was das mit euch macht, dass es Fälle gibt in denen es offensichtlich nicht nicht mal in die nähe einer gerechten Strafe gekommen ist.
Könnt ihr dem Rechtsstaat noch Vertrauen? Habt ihr generell die Angst, dass euch nach so einem Ereignis nicht geglaubt wird oder selbst wenn, dass das Ergebnis des Gerichtsverfahrens nicht zufriedenstellend sein wird? Findet ihr, dass ihr von der Gesellschaft/dem Rechtsstaat nicht ernst genommen werdet in gewisser Weise aufgrund dieser Vorfälle?
Gerne auch ausführlicher, die Fragen zuletzt waren zu Orientierung. Mich interessiert einfach die Sicht der Frauen dazu, also lasst euch nicht zu sehr auf die Formalität ein sondern teilt eure Gedanken.
Ich will es einfach verstehen, weil ich glaube auch wenn es natürlich bestimmte Sachen geben wird in denen wir Männer benachteiligt sind, stehen wir in der Hinsicht in einer sehr privilegierten Situation, nicht mit diesen Fragen konfrontiert zu werden, oder in genereller Angst vor Fremden, oder des Rechtsstaates zu leben.
4 Antworten
Ich sehe jetzt nicht, worin mein Privileg besteht, wenn ein Vergewaltiger milde davon kommt. Die meisten Männer sind ja nicht Vergewaltiger und haben da überhaupt nichts davon.
Es gibt übrigens auch den umgekehrten Fall. Vor einigen Monaten las ich ein Interview mit einer schwedischen Sexualpsychologin, die sich speziell mit Vergewaltigungen befasst hat. Sie sagt, durch das neue Sexualstrafrecht in Schweden würden immer mehr jugendliche Männer, die davor nie polizeilich registriert wurden, als Vergewaltiger verurteilt, was zwingend eine mindestens zweijährige Gefängnisstrafe mit sich bringe.
Die Beispiele, die zu so einem Urteil führten, waren bedenklich. Etwa: Ein Paar geht an eine Party und geht danach in eine Wohnung mit der gemeinsamen Absicht, Sex zu haben. Sie küssen sich heiss und ziehen sich gegenseitig aus. Als sie bereits beim Geschlechtsverkehr sind, findet sie das plötzlich doch nicht so toll. Sie sagt aber nichts, weil sie in Schockstarre verfällt. Er merkt zwar, dass es nicht so gut läuft, macht aber weiter. Nach dem Erlebnis gehen sie gemeinsam zurück zur Party. Im Gespräch mit ihren Freundinnen kommt die Frau zum Schluss, dass das eine Vergewaltigung war und zeigt ihn an.
Für sowas zwei Jahre Gefängnis und ein Leben lang als Vergewaltiger gebrandmarkt zu sein, ist kein Privileg.
Jo, hast recht in der Hinsicht. Habe nicht weit genug gedacht. Natürlich können auch Männer Opfer dieser Taten werden. Den Fehler muss ich mir eingestehen, auch wenn er einfach vermeidbar gewesen wäre wenn man logisch nachgedacht hätte.
Hmm finde das Beispiel Recht schwierig ehrlich gesagt. Ich will jetzt die Frau echt nicht klein reden, aber der Geschlechtsverkehr war ja zuerst einvernehmlich und Währenddessen begann sie, sich unwohl zu fühlen. Kann man da von einer Vergewaltigung sprechen ? Hmm oder macht dabei der Mann irgendwas womit sie nicht einverstanden war oder was der Frau schadet? N bisschen schwer, da fehlen mehr Details um das beurteilen zu können
Da du ja willst dass man einfach mal so seine Gedanken teilt:
Ein erster Gedanke ist, dass automatisch immer, egal wo man etwas dazu liest, davon ausgegangen wird, dass die Opfer Frauen sind (und die Männer die Täter). Auch bei dir, auch in deinem Text. Auch selbst wenn es nirgendwo explizit ausgesprochen wird. Stimmt halt nicht. Auch Frauen vergewaltigen. Auch Männer werden vergewaltigt. Sogar gar nicht mal so selten (je nach Studie sind bis zu 5% aller Jungen Opfer von sexueller Gewalt geworden).
Aber gerade sexuelle Gewalt wird von Männern noch viel seltener angezeigt. Es zeigt sich wohl auch, dass Männer noch viel häufiger über diese Taten komplett schweigen und mit niemanden darüber reden weil eine Vergewaltigung für Männer noch immer mehr tabuisiert ist als bei Frauen und noch immer gerne mal unter den Teppich gekehr wird. Sieht man ja an den Texten, universell durch die Medien: Das Opfer die Frauen, die Täter Männer (was natürlich in der Mehrheit zutrifft, aber keineswegs immer...). Ist halt so. Oder auch nicht.
Daher wäre für mich ein erster Schritt, bei Vergewaltigungen die Rollen (Täter, Opfer) nicht bestimmten Geschlechtern zuzuordnen. Es kann jeden treffen, Männer, Frauen, junge, alte, jeden.
Und dieses Rollenzuschreibung geht soweit, dass manche Männer, wie anscheinend auch du, sich dessen überhaupt nicht bewusst sind und dann zu solchen Statements kommst:
Stehen wir in der Hinsicht in einer sehr privilegierten Situation, nicht mit diesen Fragen konfrontiert zu werden,
Sag das mal den hunderten (überwiegend sehr jungen) Männern die jedes Jahr vergewaltigt werden (und das sind nur die offiziell erfassten Taten). Wobei, es stimmt vl. sogar dass Männer nicht mit diesen Fragen konfrontiert werden - aber nicht weil es keine Taten gäbe sondern weil kaum jemand drüber spricht...
Tatsächlich, habe ich das nicht aus dieser Sicht betrachtet. Habe mein Denken stark darauf beschränkt, dass es sich für Frauen schwieriger darstellen könnte einen Mann zu Verge…., aufgrund der in der Regel stärkeren Körper der Männer.
Selbstverständlich passiert das nämlich auch, deshalb revidiere ich einiges in dem Beitrag.
Vielen Dank für den Beitrag. Tatsächlich sehr wichtig, oft wird das bei männlichen Opfern ja sehr stark runtergespielt. Es gibt zum Beispiel einen Mann, Michael Reh, der von seiner Tante als Kind sexuell missbraucht wurde. Ich hab sein Buch fast verschlungen. Oder es gibt Männer, die wurden als Kinder in den 60ger-Jahren in Wohnheimen oder Psychatrien von Nonnen oder Personal missbraucht, sei es sexuell oder anders körperlich
Wie man sich da fühlt? Ohnmächtig. Es gibt eine sehr gute zwei-teilige Doku auf YouTube, in der drei Frauen über ihre Ver***** berichten - und die juristische Aufarbeitung dahinter. Ein Fall hat mich besonders schockiert: Da wurde eine Frau abgefüllt, man hat ihr Alkohol gegeben - ich weiß nicht mehr genau, ob das Trinken nicht auch freiwillig war oder wie viel Zwang dabei oder nicht dabei war. Jedenfalls so oder so, man hat sie, als sie nicht ganz bei Sinnen war verg**** und das gefilmt.
Und stell dir vor was passiert ist: Im Gerichtssaal wurde dieses Filmmaterial abgespielt, die Vergewaltigung, die sie nicht bewusst in Erinnerung hat. Alle im Gerichtssaal haben es gesehen. Man hört sie wie sie sagt "Mir ist so schlecht Mir ist so schlecht." Und einer der Täter antwortet: "Ja, willst du den Schwanz in der M**** haben?" (erzählt in der Doku die Anwältin des Opfers, natürlich sieht man das Video nicht in der Doku)
Wie mag man sich fühlen? Gedemütigt, traumatisiert ... Ein zweites Mal zum Opfer gemacht. Das geringe Strafmaß finde ich dem Gegenüber nicht mal so schlimm.
Und das schlimmeist dazu noch, dass das Video auf Antrag der Verteidigung abgespielt wurde. Hab deren Absicht dahinter vergessen. Ekelhaft Jedenfalls.
Also Leute passt auf euch auf. Ich selber bin Gott sei Dank nicht ver*** worden, aber ich vertraue der Jusitz leider nicht.
Und traumatisiert, weil sich ja wegen Trunkenheit nicht mehr erinnern kann, was genau passiert ist und dann wurde es ihr UND den mit anwesenden vorgeführt
Also das vieles im Rechtssystem nicht gerade ironischerweise „Gerecht“ ist, ist schon klar. Ich denke jedem kann alles passieren, auch könnte ein Mann sexuell überfallen werden. Aber wenn wir nur von diesem Szenario ausgehen, nein Angst nicht, da sowas in Deutschland ja auch ziemlich ernst genommen wird und Ärzte einen direkt untersuchen können usw., und sowas eher geringer passiert als in den USA, aber ohne Pfeffi rauf ich nicht rum🤷🏽♀️ Und Frauen können sie ja auch selber wehren, kommt nur drauf an in welche Form. 🙃
Das ist wirklich Geisteskrank. Eigentlich fühlt sich das schon surreal an, dass solche Aufnahmen in Anwesenheit von so vielen abgespielt worden sind. Da wurde ihr einfach wiederholt die Möglichkeit genommen, über sich und ihren Körper zu bestimmen.