Warum werden Wörter als Dialekt bezeichnet, die eigentlich gar keine sind?

6 Antworten

Am besten gefällt mir ja Moppelkotze, die hat sogar einen Wikipedia-Eintrag.

Moppelkotze – Wikipedia

Jetzt wollte ich "Kleetitten" nachschauen, da bekam ich aber nur Porno-Seiten. :)
Tja... jedenfalls ist Deutsch mitunter schon recht derb, in Frankreich kriegt man zum Beispiel "Gratin Dauphinois", aber bei uns gibt es "Moppelkotze" oder (in Sachsen) eine "Fettbemme"...

Es stimmt schon, manchmal ist die Grenze zwischen einem Dialektwort und einem "offiziellen Wort" nicht ganz scharf. Es stimmt auch, dass "auf die Schippe nehmen" extrem weit verbreitet ist. Man ist sich auch nicht so ganz einig darüber, ob die Verlaufsform mit "am" nun korrektes Deutsch ist ("ich bin hier am Arbeiten") oder nur eine dialektale Variante.

Natürlich kenne ich (im Saarland geboren!) auch "Schlappen", ich würde das nun aber nicht in eine berufliche Mail reinschreiben, dazu ist es mir dann doch zu umgangssprachlich. "Schlappen" waren bei uns auch Reifen (ein Auto mit dicken Schlappen).

Und "Stutenkerl" kannte ich vor einiger Zeit noch gar nicht. Hätte man mir das im Alter von 20 gesagt, hätte ich an einen Stallknecht gedacht, der sich um Pferde kümmert oder so etwas in der Art. Bei uns hieß das "Weckmann"/"Wecke(n)mann", anstelle von Brötchen sagten wir auch "Wecken".

Ich glaube, so unbekannter und fremder jemanden ein Wort vorkommt, um so mehr denken manche, dass das Wort ein Dialekt sei, denn man hört dieses Wort einfach nicht jeden Tag.

Allerdings sagen manche, wie du erwähnst, Österreicher auch zu einem ihrer Standardwörter, es sei Dialekt. In diesem Video, wird das bundesdeutsche Deutsch als Standarddeutsch bezeichnet und das österreichische Deutsch nur als Österreichisch: https://www.youtube.com/watch?app=desktop&v=M1P7V1lauJ4
Empfinden wohl ihre eigene Sprache, die sie in der Schule lernen, nicht als Standarddeutsch?
Ich habe ein österreichisches Schulwörterbuch, und darin stehen keine Dialektwörter, sondern tatsächlich nur standarddeutsche Wörter aus Österreich (zum Beispiel auch Erdapfel). Also eigentlich müssten die österreichisches Standarddeutsch in der Schule lernen?
Ich kenne mich mit dem Schulsystem in Österreich allerdings nicht so gut aus. Eine Freundin von mir unterrichtet – ich muss sie mal fragen, was sie da in Österreich eigentlich beibringen. :D

Manche kennen sich auch nicht wirklich aus und sagen deshalb Dinge, die eigentlich gar nicht richtig sind. Es wird auch dauernd Akzent mit Dialekt verwechselt oder sind Synonyme.

Das was der Duden da oft bei den Wörtern schreibt, ist wirklich manchmal missverständlich, weil im Alltag die Menschen sowas wie Österreichisch oder Schweizerisch einfach anders gebrauchen.
Ich kann übrigens Das Variantenwörterbuch des Deutschen empfehlen. Die schreiben auch wirklich dazu, dass es um die Standardsprache geht und nicht die Dialekte.
Manchmal steht da aber bei manchen Wörtern Grenzfall des Standards. Es ist nicht immer so einfach.

Das dialektfreie Englisch ist Oxford English. Das dialektfreie Spanisch ist Castellano. Das dialektfreie Deutsch ist Hochdeutsch. Davon gibt es nicht mehrere Varianten. Viele Wörter haben im Hochdeutschen Synonyme, und viele Wörter heißen in Dialekten anders. Ich denke mal, der Übergang zwischen Synonym und Dialekt ist fließend. Man kann sich zu jedem Synonympaar eine Karte von Deutschland, Österreich und Schweiz vorstellen, wo farblich dargestellt ist, wieviel Prozent der Bevölkerung das eine und wieviel das andere Wort gebrauchen. Ich vermute mal, außerhalb der Pfalz nennt niemand Kartoffeln "Grumbeere", also ist das Dialekt. Ich vermute mal, außerhalb Österreichs nennt niemand eine Kneipe "Beisl", also ist das Dialekt. Wenn man die Wörterliste des Rats für deutsche Rechtschreibung betrachtet stelle man fest: Erdapfel steht drin, Grumbeere nicht. Ob der Rat für deutsche Rechtschreibung die Absicht hatte, so ganz gezielt zu entscheiden was Dialekt und was Hochdeutsch ist, steht vielleicht irgendwo im Kleingedruckten, ich weiß es nicht.

Was du als Dialekt oder Hochdeutsch oder sonstwas einordnest kannst du halten wie n Dachdecker, der Duden schreibt halt auch, was er will und irgendwo gibts ne Schnittmenge. "Hochdeutsch" ist im Grunde der Dialekt aus der Umgebung von Hannover wenn ich das richtig im Kopf hab.

Natürlich ist der Gebrauch von Worten auch abhängig von der Region, bei uns ist es halt ein Stutenmann, eine Möhre, eine Kartoffel (Äädappel wäre Dialekt), man nimmt sich auffe Schippe (und geht auch Schneeschippen, Schipp schipp hurra, dem Tod von der Schippe springen...), und zuhause rennt man in Schluffen rum, auf Hochdeutsch wären es wohl Hausschuhe.
Pfannkuchen sind natürlich Pfannkuchen, also die flachen Dinger aus der Pfanne halt, das Wort bezeichnet keine Berliner Ballen und auch keine Reibekuchen, obwohl es da auch andere Meinungen zu geben soll^^

Bist du der neue Sprachguru? Und schon beim 1. Wort interpretierst du irreführend. Der Erdapfel, den ich auch kenne, ist auch laut Duden ein hochdeutscher Begriff, der aber in Österreich verwendet wird und ansonsten noch als landschaftlich verwendet eingestuft wird, was auch zutrifft. Das ist nicht zwingend Dialekt. Das ist die bevorzugte Verwendung dieses Wortes in Österreich und in bestimmten Gegenden Deutschlands. Bei uns ist das Wort Kartoffel vorherrschend.


Andree1996 
Beitragsersteller
 12.11.2024, 07:10

Mir geht es darum, das andere den Duden wohl falsch interpretieren, denn oft wird der Erdapfel als Dialekt bezeichnet, weil der Duden sowas wie Österreichisch oder landschaftlich benutzt. Schau dir Österreicher an, die ihren eigenen Dialekt gerne als Österreichisch bezeichnen, obwohl es Bairisch ist, und nicht die österreichische Standardsprache damit meinen. Mit Österreichisch versteht man oft, dass man einen Dialekt meint und deshalb werden solche Wörter dauernd als Dialekt bezeichnet. Und darum geht es mir doch, warum so viele denken, dass nur ein Wort von solchen Wörtern "Standarddeutsch" sind und die anderen Dialekte.
Wenn du das weißt, ist es ja super, das weiß aber leider nicht jeder.
Ich möchte es einfach nur verstehen, weil es dauernd Diskussionen gibt, was denn jetzt das "richtige" Wort sei.

Und das ich den Duden erwähnt habe, war nur, weil viele dauernd glauben, dass der Duden irgendwelche Regeln aufstellt, aber das stimmt nicht mal. Laut manchen existieren sogar Wörter nicht, die noch nicht im Duden stehen. Ich habe nicht gesagt, dass das, was der Duden da jetzt schreibt, nicht stimmen würde.

Der Duden macht doch gar keine Regeln und wenn ein Wort nur in Österreich vorkommt, dann schreiben die dort natürlich Österreichisch hin, was aber nicht bedeutet, dass es nur im Dialekt Bairisch vorkommt. 

Ich sage doch überhaupt nicht, dass es nicht stimmt, was der Duden da sagt, nur was andere dauernd denken nicht stimmt, denn es ist nun mal nicht nur Bairisch.
Vielleicht habe ich mich ein bisschen falsch ausgedrückt, aber so war das nicht gemeint.

Nur das mit der Umgangssprache des Dudens macht für mich nicht wirklich immer Sinn, wenn der ausländische Wörter als normale Wörter empfindet, aber richtige deutsche Wörter Umgangssprache sind.

mulan2255  12.11.2024, 07:36
@Andree1996

Ich habe dich etwas falsch verstanden. Sorry. Aber ich sehe es nicht so dramatisch. Zum einen gibt es, was etwa den mir unbekannte Stutenkerl (auch Hefegebäckmann bzw. Hefeteigmann sind mir völlig fremd) angeht, seltene Wörter, die vielleicht auch aus Unkenntnis als Dialektwort empfunden werden, zum andern gibt’s auch schon fast ausgestorbene Wörter, die auch oft als Dialektwort ankommen. Das hat wohl eher mit bei den meisten Leuten geringer oder fehlender linguistischer Ausbildung zu tun. Tiefere Details sind tatsächlich vor allem die Spielwiese von Linguisten. … Ich würde es gelassen sehen, zumal ich kaum von Leuten solche Beurteilungen vernehme, worum ich mir darob Sorgen machen müsste.