Warum sollte das überhaupt nötig sein?
Ich muss mir mal Luft machen. Ich habe gerade erfahren, dass man sich jetzt bei der Einbürgerung in Deutschland zum „besonderen Schutz jüdischen Lebens“ bekennen muss. Das hat mich echt überrascht.
Warum sollte das überhaupt nötig sein?
Versteht mich nicht falsch, ich bin natürlich gegen jede Form von Diskriminierung und finde, dass jeder sicher leben sollte, egal welcher Religion er angehört. Aber warum muss ich speziell betonen, dass ich judisches Leben schutze? Sollte das nicht selbstverständlich sein?
Ich finde, das fühlt sich irgendwie seltsam an. Sollte der Schutz nicht für alle Menschen gelten? Warum wird hier eine spezielle Gruppe hervorgehoben?
Hat jemand von euch auch daruber nachgedacht oder kann mir erklären, warum das jetzt so geregelt wird?
4 Antworten
Wenn du Deutscher werden willst, musst du auch unsere Geschichte kennen, das ist Voraussetzung. Und wenn du sie kennst, was sicher auch so sein wird, dann weißt du, dass von Deutschland ausgehend eine Judenvernichtung einsetzte, die bis heute ohne Beispiel ist.
Gerade wir Deutschen müssen wissen, was das für unsere Geschichte, aber auch für unsere Zukunft heißt. Darum ist das Bekenntnis zum besonderen Schutz jüdischen Lebens die vielleicht sogar wichtigste Voraussetzung, um einer von uns zu werden.
Und wenn du das machst, bist du auch schon viel weiter als viele deiner neuen Landsleute.
Ich weiß es nicht. Aber ich kann mir denken, dass durch unsere Deutsche Geschichte es sehr wichtig ist, dass wir eben nicht judenfeindlich eingestellt sind. Auch ich finde, dass wir niemandem gegenüber feindlich eingestellt sein sollten! Aber da es eben diesen - hust - ehrenwerten Herren gegeben hat, habe ich Verständnis für diese Vorschrift.
Das war doch schon länger ein Thema, spätestens nach dem Bejubeln einiger Zeitgenossen der Geiselnahme von Israelis durch die Hamas hat man sich dazu entschlossen. Es betrifft in erster Linie die Einbürgerung von Menschen aus dem Nahen Osten. Die Hasstiraden gegen Juden nahmen zu nicht nur in DE. https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/gegen-antisemitismus-2231878
Warum sollte das überhaupt nötig sein?
Weil es leider viele gibt, für die das keine Selbstverständlichkeit ist - und diese Personengruppe besonders oft ein Opfer von Hassverbrechen wird. Insbesondere auch begangen durch Muslime (aus dem Ausland), aber auch durch Menschen zum Beispiel aus Osteuropa (und auch von Deutsch-deutschen - aber die muss man ja nicht einbürgern).
Ehrlich gesagt ich erlebe viel mehr islamfeindliche Dinge als Antisemitismus.
Es gibt in Deutschland circa 5,5 Millionen Muslime und etwa 150.000 Juden - klar, erlebt man mehr Islamfeindlichkeit. Dennoch ist jüdisches Leben deutlich gefährdeter. In Deutschland offen sichtbar Jude zu sein ist immer ein Risiko, offen Moslem zu sein so gut wie nicht.
Dazu kommt: viel was als "Islamfeindlichkeit" deklariert wird, von Muslimen, ist einfach nur Kritik.
Das gilt aber nicht nur für das Judentum.