Warum sind heute viele junge Menschen so sehr politisiert?
Also ich schaue meist danach, wie Menschen sich mir persönlich gegenüber verhalten. Und dann ist mir die politische Einstellung erstmal egal. (So lange sie nicht radikal ist). Aber ich sag immer, wenn ich mit allen den Kontakt abbrechen würde, die nicht meine Meinung haben, müsste ich Selbstgespräche führen.
In meiner Familie sind viele eher sehr konservativ. Aber trotzdem ist es halt meine Familie und ich mag meine Familie. Ich finde es halt auch immer interessant, WIE Menschen denn zu bestimmten Meinungen kommen. Aber ich verurteile nicht direkt , wenn jemand eine andere Meinung hat.
Aber von vielen in meinem Alter bekomme ich es mit, dass da sofort der Kontakt abgebrochen wird. In ein paar studentischen Vereinen wurden sogar Leute rausgeschmissen, nur weil sie nicht Gendern wollten, z.B.
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Und dann ist mir die politische Einstellung erstmal egal. (So lange sie nicht radikal ist).
ist halt die Frage was man als radikal empfindet
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Für mich ist radikal, wer mit seinen Einstellungen nicht mit unserem Grundgesetz im Einklang steht.
5 Antworten
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Find ich krass. Also den letzten Absatz. Erinnert mich an die Zeit, bevor der Typ mit dem schwarzen Bärtchen an die Macht kam.
Bei uns im Dorf ist das ganz anders - Wahlbeteiligung bei u25 liegt bei unter 50 Prozent. Das merkt man auch, es kommt nie zu Reibungspunkten aufgrund politischer Einstellung. Andererseits driften wir damit in eine Generation, die unbewusst wieder die Diktatur unterstützen.
Es ist egal, in welches Extrem man geht - gut ist sowas nie.
Woher das kommt? Kann ich jetzt nicht genau beurteilen. Auf jeden Fall ist sie politische Bildung in der Schule Mist. Hierbei könnte man beispielsweise aktuelle politische Geschehnisse behandeln und über diverse Parteien berichten - was viele ihren Standpunkt überdenken ließe. Aber auch Zuhause sollte darüber gesprochen werden.
Hauptgrund ist aber einfach diese wanna-be-perfect-Ideologie, der alle nachstreben. Jeder hat sein Weltbild und seine Vorstellungen, dieses muss es sein, kein anderes darf es geben. Kommt da dann jemand daher, dessen Bild anders aussieht, könnte derjenige das eigene zerstören. Weil das der Mehrheit im Freundeskreis besser gefällt und damit mächtiger wird. Darum wird einfach der Störende selbst weitestgehend eliminiert. Ursache weg - Problem weg.
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Sie Pisastudie zeigt die Ursache. Viele junge Menschen machen es sich mit ihrem schwarz/weiß Denken recht einfach.
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Zu meiner Jugendzeit in den 70-ern wurde allerorts gemeinsam gern kontrovers diskutiert. Da gab es noch kein Ausschlussdenken.
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Wir leben in krisenhaften Zeiten: Flüchtlingswellen, Coronapandemie, das Klimaproblem, der Ukrainekrieg, Angriffe auf die Demokratie, wirtschaftliche Probleme usw. Dadurch entstehen starke Emotionen (vor allem Angst), woraus sich dann Einstellungen und politische Haltungen ableiten. Die einen sehen z.B. die Lösung des Problems darin, dass man die AfD wählt, die anderen sehen genau das als fatalen Fehler an und können nicht begreifen, dass man überhaupt in Erwägung zieht die AfD zu wählen, weil sie als rechtsextrem empfunden wird.
In den sozialen Netzwerken werden extreme Positionen, das Bilden von Fronten und Hass noch zusätzlich gefördert. Zum Teil passiert das über gezielte Propaganda und Falschinformationen. Die Demokratie als System ist in der westlichen Welt teilweise gefährdet durch Personen wie Donald Trump, der das System absichtlich schädigt um einen eigenen Vorteil daraus zu ziehen, aber auch durch Diktatoren wie Putin, die eben gezielt manipulierend in Wahlen und Meinungsmache eingreifen um zu destabilisieren.
Normalbürger haben zum Teil Probleme damit Wahrheit von gezielter Lüge und Verschwörungstheorie zu unterscheiden. Da fängt es eben schon an, dass man sich darüber streitet, was jetzt ein Fakt und was eine Lüge ist. Es gibt keine gemeinsame Basis für Diskussionen mehr, wenn man unterschiedliche Ansichten darüber hat, was Wahrheit und was Lüge ist (genau das ist eines der Ziele von Putins digitaler Kriegsführung).
In diesem Spannungsfeld ist es eigentlich nicht verwunderlich, dass sich junge Menschen sich politisieren und ich finde das auch eigentlich positiv sich mit Politik und gesellschaftlicher Entwicklung auseinanderzusetzen. Viele haben eben (durchaus zurecht) das Gefühl sie befänden sich in einer existenziell bedrohlichen Lage und müssten sich deswegen klar positionieren und handeln, sei es in Bezug auf das Klima, die Demokratie, den Ukrainekrieg, Geschlechtergerechtigkeit oder andere Themen. Es geht eben um wichtige, existenzielle Themen und nicht um bloße Geschmacksfragen, wie z.B. ob man lieber Sneaker oder Stiefeletten trägt. Bei existenziellen Themen kann man eine abweichende Meinung nicht einfach akzeptieren wie bei einer Geschmacksfrage.
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Was für studentische Vereine? Die Burschenschaften? Die lehnen das Gendern eher ab.
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Was hat das jetzt mit der Frage zu tun?