Warum sind die ostgermanischen Kulturen ausgestorben?
Hallo allerseits. Die ostgermanischen Völker (Goten, Vandalen u.s.w.) waren recht große und bedeutende Völker in der Zeit der Völkerwanderung und dem frühen Mittelalter. Gibt es konkrete Gründe dafür, dass alle ostgermanischen Völker und Sprachen im Laufe der Jahrhunderte komplett ausgestorben sind während westgermanische und nordgermanische Sprachen bis heute existieren und weit verbreitet sind?
6 Antworten
Die ostgermanischen Völker haben durch Völkerwanderung - Emigration - Kriege - neue Feinde sowie Landesherren ihre Siedlungsgebiete verlassen besonders die Goten oder sich an die neuen Bedingungen angepasst.
Viele dieser ostgermanischen Völker haben sich einfach in den jeweiligen Fürstentümern - Khanate - neue Dynastien/Herrschergebiete assimiliert/integriert.
Wenn du dir auch die Karte der deutschen Siedlungsgebiete im 20. Jahrhundert anschaust und in der Gegenwart dann waren sehr viele deutschsprachige Menschen in Europa und Osteuropa verteilt auch ein Relikt der ostgermanischen Völker die noch sprachlich deutsch/germanisch gesprochen haben. Nach 1945 wissen wir ja alle was passiert ist wegen dem zweiten Weltkrieg sind alle vertrieben oder geflohen nach Deutschland/Österreich.

Sie verließen ja (wohl unter anderem wegen der Hunnen) ihre Heimatgebiete und suchten sich neue Gebiete. Dort waren sie zunächst durchaus erfolgreich (Westgotenreich in Spanien, Vandalen in Nordafrika und die Ostgoten mit Theoderich in Italien), gerieten dort in der Fremde aber in Bedrängnis und wurden besiegt (u.a. durch oströmische Truppen und durch Mauren).
Die wohl bekanntesten Ostgermanen waren wohl die "Burgunder", welche laut manchen Quellen in Worms am Rhein waren (aber auch nicht ursprünglich von dort stammten), dann aber (siehe oben) durch die Hunnen in Bedrängnis gerieten (Attila als "Etzel") und sich nach einer Niederlage (die auch im Nibelungenlied geschildert wurde) nach Westen, nach Burgund/Frankreich, zurückzogen. Immerhin blieben sie dort als Namensgeber im Gedächtnis, auch wenn sie dann später wahrscheinlich in Westgermanen (wie den Franken) und altfranzösischen Gruppen aufgingen.
Auch gab es die "Krimgoten" (Teil der Ostgoten), die es bis zur Krim schafften.
Die krimgotische Sprache ist erst im 18.Jahrhundert ausgestorben. Ein Reisender berichtete noch 1780 von Leuten, die anscheinend eine germanische Sprache auf der Krim benutzten. Wahrscheinlich trat damals ein Sprachwechsel zu den dort üblichen ostslawischen Idiomen (wie Ukrainisch) ein.
Unser Wort "Maut" hat auch einen gotischen Bezug (gotisch „mōta“ „Zoll“).
Das bekannteste Werk in gotischer Sprache ist die Wulfila-Bibel, die liegt meines Wissens nach in Uppsala/Schweden (Unibibliothek).
Die ostgermanischen Völker (Goten, Vandalen u.s.w.) waren recht große und bedeutende Völker in der Zeit der Völkerwanderung und dem frühen Mittelalter. Gibt es konkrete Gründe dafür, dass alle ostgermanischen Völker und Sprachen im Laufe der Jahrhunderte komplett ausgestorben sind
Die Vandalen verließen den europäischen Kontinent, gründeten in Nordafrika ein eigenes Reich. Sie wurden erst von den Byzantinern, in deren Nachfolge dann von den Arabern unterworfen. Sofern sie die kriegerischen Auseinandersetzungen überlebt hatten, sind sie allmählich in der ursprünglichen und zugewanderten Bevölkerung der beiden Reiche aufgegangen.
Die Westgoten gründeten ein eigenes Königreich und behaupteten sich wenige Jahrhunderte in Spanien, bis auch sie den expandierenden Arabern zum Opfer fielen. Auch hier gingen die Überlebenden in der ursprünglichen sowie der zugewanderten muslimischen Bevölkerung auf.
Die Ostgoten errichteten im Auftrag von Byzanz in Italien ihr Reich und wurden nach dem Tod ihres Königs Theoderich zum größten Teil ein Opfer der byzantinischen Rückeroberungen. Die Überlebenden blieben teils byzantinische Untertanen oder, soweit wir das nachvollziehen können, wanderten in die Herrschaftsgebiete der Langobarden und Franken aus und gingen in diesen Völkerschaften auf.
Was an germanischen Elementen in Osteuropa zurückgeblieben war, ging in den slawischen Bevölkerungsgruppen auf.
Die ostgermanischen Kulturen waren wie flüchtige Seifenblasen – kurzlebig und schnell vom Wind der Geschichte davongetragen. Politische Wirbelstürme, kulturelle Verschmelzungen und der Druck größerer Reiche haben sie langsam in den Hintergrund der Zeit gedrängt, während ihre west- und nordgermanischen Verwandten den Sturm überstanden haben.
Die Krimgoten haben immerhin bis ins 18. Jahrhundert überlebt.
Vielen lieben Dank für deine hilfreiche Antwort! :)