Warum muss der Zug 3h stehen bleiben, wenn jemand Suizid begeht?

10 Antworten

Weil alle notwendigen Abläufe eben seine Zeit dauern.

Der Lokführer muss die Leitstelle informieren, darf dann erstmal mit keinen mehr reden und auf Ablösung plus psychologische Betreuung warten. Parallel wird erstmal die Strecke voll gesperrt und Polizei, Krankenwagen, Feuerwehr (die helfen mit beim Körperteilesuchen) und Bestatter informiert.

Dann wird von der Polizei der Tatort gesichert, was schon mehrere Stunden dauern kann, könnte ja auch ein Mord oder Unfall sein und nicht zwingend ein Selbstmord, alle Körperteile oder ggf. beim Aufprall verteilten persönlichen Gegenstände gesucht z.B. ein Portemonaie, weil je nach Aufprallgeschwindigkeit das Opfer ggf. nicht mehr erkennbar ist. Dazu werden Aussagen aufgenommen von allen Zeugen die was gesehen haben, Lokführer, ggf. Pasanten die dort gerade spazieren waren usw.

Eine Freundin von mir ist bei der Freiwilligen Feuerweht und hat mal alleine 2h lang den Kopf eines Selbstmörders an der Strecke gesucht mit ihren Kollegen, der war mehrere hundert Meter weit geflogen und die größere Suche wo das Geläde mehr durchkämmt wird geht erst los, wenn die Polizei mit der ersten Beweisaufnahme durch ist, damit keine Spuren zerstört werden.

Parallel kommen Leute von der Bahn, die den Zug kurz begutachten, ob er weiterfahren kann plus ggf. wenn von Polizei freigegeben schnell etwas gereinigt wird, damit kein blutverschmierter Zug im nächsten Bahnof einfährt.

Dann wenn alles soweit ist, müssen alle Personen auf dem Gleisbereich raus sein, dann geht eine Meldung an die entsprechenden Stellen um die Strecke offiziell wieder frei zu geben und dann kann es erst weiter gehen.

Muss man jetzt jedes Mal wenn man Zug fährt Angst haben dass das passiert und man wichtige Termine verpasst?

Passieren kann immer was, egal ob Zugausfall, Personenschaden, Vollsperrung auf der Autobahn, Klimakleber auf der Startbahn vom Flughafen, man hat eben ein Wegerisiko. Also auch mit Auto oder Flugzeug kann es passieren, dass man seinen Terin verpasst. Daher lohnt es sich bei sehr wichtigen Terminen am Vortag anzureisen.

Von Experte Giovanni47 bestätigt

Ernsthaft?

Fangen wir mit dem Lokführer an. Der steht danach unter Schock und kann und wird nicht weiterfahren. Es muss also ein Ersatzlokführer gefunden und hergebracht werden.
Die verunglückte Person muss geborgen werden. Jeh nach Aufprallgeschwindigkeit dauert alleine die Suche nach allen Überresten ein paar Stunden.
Polizei muss ermitteln ob es ein Suizid, Unfall oder Mord war. Hierzu muss der Tatort gesperrt, vermessen, Fotos gemacht werden ect.

Alles in allem waren 3h ziemlich fix. Da dies auf offener Strecke passiert ist, kann und darf niemand den Zug verlassen, zur eigenen Sicherheit.

Ich bin mir sicher, du findest einen anderen Praktikumsplatz Und ganz vielleicht, findest du auf den Weg dorthin auch deine Empathie wieder.

Es kommt die Polizei, die Spurensicherung, der Bestatter... es müssen alle Spuren gesichtet werden, oft müssen einige Leichenteile gesucht und geborgen werden... dann denke an den Zugführer der psychologische Betreuung und wahrscheinlich Ablösung braucht.

Ich habe die selbe Situation gerade auch gehabt, 5 Stunden musste die Weiterfahrt unterbrochen werden. Ich kann deinen Unmut deshalb absolut nachvollziehen. Dir fehlende Empathie dem Selbstmörder gegenüber vorzuwerfen, finde ich ziemlich daneben. Wer kritisiert denn den Selbstmörder? Es ist ziemlich egoistisch, die Verantwortung für seinen Freitod an jemand anders abzugeben. Hat er eine Sekunde an den Lockführer gedacht? An die Mitfahrenden? Mir fallen konkret 5 Möglichkeiten ein, sich umzubringen, ohne andere Menschen mit reinzuziehen. Mein Vater macht diesen Beruf seit 25 Jahren und hat 3 Mal einen Selbstmörder überfahren, dass ist jedes Mal eine psychische Belastung, damit klarzukommen und das zu verarbeiten. Und natürlich ist es ärgerlich, wenn durch das stundenlange Warten Mitfahrende wichtige Termine, berufliche Chancen oder ähnliches verpassen. Es hat halt nicht jeder die Möglichkeit, einen Tag vorher anzureisen, gerade wenn Tiere oder Kinder im Spiel sind und deshalb finde ich es absolut egoistisch, so vielen unschuldigen Menschen den Tag und eventuell noch wichtige Chancen zu versauen und manchen vielleicht sogar noch das Leben mit dazu (Berufsunfähigkeit, Trauma des Lockführers)!

Da kommt die Bahnaufsicht, die die Strecke sperrt. Der Psychologische Dienst für den Lokführer, der muss getauscht werden. Dazu muss aber erstmal einer Greifbar sein. Die Polizei, Rettungswagen mit Arzt der den Endgültigen Tod bestätigt. Leichenwagen, Die Krimilogen die den Tatort sichern. Leichenteile, Kleidung, Ausweise, Taschen bergen. Die Umgebung wird abgesucht.

Raus darf niemand weil so keiner in den Tatort laufen kann.

Das kann schon mal dauern.

Ich hätte aber eher meinen Termin angerufen, den Zugbegleiter um Bestätigung gebeten.