Warum ist faust 1 so berühmt?

3 Antworten

Auweia ! Da begeisterte ich mich schon als Schüler für "Faust (I)", und diese Begeisterung zieht sich ungebrochen durch mein gesamtes (nicht junges) Leben. Und nun ringe ich um eine sinnvolle Antwort auf die zweifellos gute Frage !

"Faust I" - das ist für mich weitaus mehr als die Zueignung, der Prolog, der Pakt, Fausts Eingangs-Monolog, "des Pudels Kern", die Walpurgisnacht, Liebe und Verzweiflung, herbe Kritik an der Religion, Knittelvers, Blankvers....

Mich faszinierte immer schon die Zeitlosigkeit, die "Dauer-Aktualität", die dieses Ausnahme-Werk prägt: der Mensch als ewig Suchender, als ewig an sich und der Welt Zweifelnder ("Hier steh' ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor." // "...dass ich erkenne, was die Welt im Innersten zusammenhält.")

Indessen: Die ganze Genialität des Meisters (Goethe) manifestiert sich meines Erachtens in dem in der Weltliteratur einzigartigen Dialog zwischen Schüler und Mephisto; das Urteil des Letzteren über die unterwürfige Wissenschaftsgläubigkeit "dank" der Aufklärung, dieser von blankem Sarkasmus triefende Part innerhalb des Dramas ist für mich ein absolutes "Highlight" der Literatur schlechthin - möglicherweise oft kopiert, aber nie erreicht ! 

Es ist das Zusammentreffen vieler unterschiedlicher dichterischer, inhaltlicher, sprachlicher, formaler Komponenten, das "Faust I" für mich einmalig macht !!

pk

"Der Menschheit ganzer Jammer fasst mich an."

Das ist ein Zitat aus Faust I (Kerkerszene), das wohl viele von Goethes Zeitgenossen und auch spätere Bewunderer seiner Werke als ziemlich maßgeblich für die Beurteilung des Werkes ansehen. Es ist schwierig, den vielen Elogen noch eine hinzuzufügen. Aber in dem obigen Zitat kulminiert die Bedeutung des Schauspiels. Goethe hat in einer gewissen Bildhaftigkeit (denn auch er wird Mephisto für keinen wirklich existierenden Geist gehalten haben; Faust ist kein Fantasy-Roman) ein menschliches Schicksal dargestellt, das ja sogar das Adjektiv "faustisch" in die deutsche Sprache eingebracht hat. Damit haben sich viele Menschen identifizieren können. Bis heute gibt auch das Zitat "Zwar weiß ich viel, doch will ich alles wissen!" die Denkrichtung aller derer vor, die für sich etwas erstreben. "Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen!"
Du siehst, bis heute kann man sein Leben nahezu vollständig auf die Grundlage der Zitate aus Faust stellen.
Kann man, muss man nicht! Aber viele tun es eben, und in vergangenen Zeiten waren es noch mehr.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Unterricht - ohne Schulbetrieb

FAUST.
Du nennst dich einen Teil, und stehst doch ganz vor mir?

MEPHISTOPHELES. Bescheidne Wahrheit sprech ich dir.
Wenn sich der Mensch, die kleine Narrenwelt,
Gewöhnlich für ein Ganzes hält