Warum mögen so wenige Jugendliche Werke wie Goethes "Faust"?
Sie interessieren sich nicht dafür und wollen gar nichts darüber erfahren ... warum?
21 Antworten
Ich frage mich das auch immer wieder, habe aber einen Lösungsansatz. Um Goethe zu lieben und zu verehren, und das gilt auch für jeden anderen Klassiker von Lessing über Novalis bis Böll, muss man 1. sprachlich kompetent genug sein, das Inhalt zu verstehen, was manche nicht zu sein scheinen und 2. ein generelles Bildungslevel besitzen um sich im Kontext der Zeit des jeweiligen Schriftstellers einigermaßen auszukennen. Wer die frühe Geschichte des 20. Jahrhunderts nicht kennt, wird nichts an Heinrich Mann oder Kafka finden, wer nichts über die frz. Revolution weiß, kann Schillers Tell nicht verstehen. Dazu kommt, dass die Liebe zur Sprache an sich nicht jedermanns Sache ist. Um sich an einem Gedicht schlicht um des Gedichtes Willen zu erfreuen, muss man Empfindungen und Aufgeschlossenheit mitbringen, die heutzutage ausstirbt.
Ich finde, dass man Klassiker auch nicht zu sehr idealisieren muss. Natürlich hat Goethe großartige Werke geschrieben, aber die Sprache ist für uns heutzutage eher schwer verdaulich und gerade Jugendliche fühlen sich in der Schule von ihren Lehrern damit gequält und finden sich nicht darin wieder. Ich finde, dass es viele moderne Literatur gibt, die gut ist und mit der sich Jugendliche besser identifizieren können. Deswegen wäre ich dafür, den Lehrplan im Fach deutsch etwas zu entstauben und zu modernisieren. Wenn man dann gerne Goethe lesen will, kann man das immer noch freiwillig, ohne Zwang und Leistungsdruck, tun.
Ich glaube einfach, die meisten haben so viele Vorurteile gegen Goethe bzw seine Werke, dass sie bei der Nennung seines Namens gleich abschalten. Ja, okay, einfach ist es nicht. Aber wenn man sich ernsthaft mal mit dieser Art der deutschen Sprache auseinandersetzen würde...
Außerdem glaube ich, dass viele Lehrer falsch da rangehen. Mein reges Interesse an schöner klassischer Literatur kam auch erst dadurch zu Stande, dass ich den Film "Schiller" mit Matthias Schweighöfer gesehen hatte, nach dem meine Schwester ganz begeistert aus der Schule kam, wo ihre Klasse als Einführung in die klassische Literatur diesen gesehen hatte. Die Schüler brauchen heutzutage einfach einen anderen Zugang zu den Dichtern bzw den Werken, als "So, nächste Woche fangen wir mit dem Faust an. Bitte kauft ihn euch und lest bis zur Walpurgisnacht" oder "Sucht bis zum nächsten mal bitte biographische Daten von Johann Wolfgang von Goethe raus." Goethe & Co bieten so viel mehr, womit man auch die Jugend von heute für die höhere Dichtkunst der Klassiker begeistern könnte, man muss sie bloß woanders abholen.
Wahrscheinlich weil es unheimlich schwer zu lesen und zu verstehen ist. Selbst wenn einem das oberflächliche Lesen gelingt, ist es teilweise unverständlich und nicht nachvollziehbar woher diese Interpretationen stammen und wieso gerade die Interpretation richtig sein soll. Ihnen fehlt meistens das Denken aus der damaligen Zeit bzw. generell Verständnis dafür.
Also ich befinde mich momentan im fünfzehnten Lebensjahr und empfinde wirklich weitaus mehr als Gefallen an J.W. Goethes Werken. Ganz speziell Faust und am Werther.
LG Larissa