Warum hat Deutschland den ersten Weltkrieg verloren?

7 Antworten

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Deutschland hat in zwei Bereichen entscheidende Fehler gemacht: im militärischen und im politischen Bereich.

1. Militärbereich: Deutschland hatte zum Schlieffenplan keine Alternative und zwang sich daher selbst in einen Zweifrontenkrieg. Mit seinem unbeschränkten Ubootkrieg hat Deutschland die USA unnötigerweise als einen weiteren mächtigen Feind in den Krieg hineingezogen. Nach dem Sieg über Russland wurden nicht genügend Truppen an der Ostfront frei, weil das deutsche Reich meinte, einen harten Siegfrieden den Russen aufzwingen zu müssen. Diese Truppen hätten bei der letzten Offensive Deutschlands 1918 den Ausschlag geben können, doch noch an der Westfront zu siegen. Die Offensive wurde von den Alliierten mit knapper Not abgewehrt. Die Gegenoffensive der Alliierten war siegreich, Deutschland hatte keine Reserven mehr und den Krieg militärisch verloren.

2. Politikbereich: Deutschland verletzte die Neutralität Belgiens und setzte sich damit ins Unrecht. Trotz des Scheiterns des Schlieffenplans hat es sich nie ernsthaft um einen Frieden bemüht, sondern viel zu lange vom "Siegfrieden" geträumt  -  und einen solchen gegen Russland sogar kurzzeitig 1918 auch durchgesetzt. Es ist der politischen Reichsleitung anzulasten, dass sie sich von der militärischen Führung auch noch in einen Krieg mit den USA hat hineinziehen lassen. Als der Krieg 1918 militärisch verloren gegangen war, hatte Deutschland keine Verhandlungsmöglichkeiten mehr, den Krieg noch glimpflich zu beenden.

MfG

Arnold

Spaß beseite: Deutschland war ja lange in einen Zweifrontenkrieg verwickelt, hinzu kam dann die Zermürbung durch den Stellungskrieg, eine bröckelnde Heimatfront und Deutschland geriet auch technisch ins Hintertreffen (Stichwort Panzer), der aber jetzt nicht Kriegs entscheidend war. Der Eintritt der Amerikaner und ihre enorme Mannstärke die sie ins Feld führen konnten waren da schon wichtiger.


dumy14 
Beitragsersteller
 08.07.2015, 22:11

Danke :) Finde es schon traurig, dass Deutschland gleich beide Weltkriege verloren hat. Vor allem, dass ihnen die alleinige Schuld zugesprochen wird ist falsch.

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hoboes  08.07.2015, 22:23
@dumy14

Naja was heißt traurig, besonders beim zweiten ist es gut das wir verloren haben (besonders für die Polen und Juden), und an dem hatte das damilige Deutschland ja auch zweifelsfrei Schuld.

Beim ersten ist ja die Geschichtsforschung heute soweit zu sagen, dass der erste Weltkrieg unumgänglich war und Deutschland "nur" den ersten Stein geworfen hat .

Und gut wir haben zwar beide verloren, aber wir haben uns schneller und besser erholt als viele Gewinner (England z.B. hatte länger Rationierungen der Nahrungsmittel; Russland mehr Tote und und und) Der wahre Gewinner waren nur die Usa, die zum Global Player aufgestiegen sind

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PatrickLassan  09.07.2015, 13:17
@dumy14

Vor allem, dass ihnen die alleinige Schuld zugesprochen wird ist falsch.

Kein Historiker spricht dem Deutschen Reich die Alleinschuld am 1. WK zu. Beim 2. WK ist die Alleinschuld allerdings ziemlich deutlich.

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Weil Deutschland über Belgien nach Russland einmarschieren wollte. Belgien war unter dem Schutz von England, wodurch England Deutschland den Krieg erklärt hat und England eine stärkerer Kriegsmacht hatte. 


napoloni  08.07.2015, 22:01

Fährst du auch über Belgien, wenn du nach Russland möchtest?^^

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Vilblue  08.07.2015, 22:42
@napoloni

Uuuups ^^' nein Deutschlang marschiert über Belgien nach Frankreich. Sorryyy

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Da spielte eine unzählbare Anzahl an Faktoren eine Rolle. Ein paar der größten Fehler wären aber z.B. die fehlende Flexibilität des Schlieffenplans, wodurch es dem deutschen Heer nicht möglich war sich effektiv an neue militärische Situationen anzupassen. Der Überfall auf Belgien ist hingegen nicht als Fehler anzusehen. Ein paar derer, die hier geantwortet haben, verwechseln Vorwand und tatsächlichen Kriegsgrund. Das Vereinigte Königreich hat schon zuvor die Neutralität aufgekündigt und zudem hatten auch die Briten den Franzosen einen Blankoscheck ausgestellt, mehr als ein Bündnis. Das Vereinigte Königreich hatte mit dessen Seeblockade gegen Deutschland in der Nordsee beträchtlichen Einfluss auf den Kriegsverlauf. Der Zweifrontenkrieg war diplomatisch - aber nicht militärisch - ebenfalls unumgänglich, da Frankreich ohnehin in den Krieg eingetreten wäre - eine Generalmobilmachung, auf die immer ein Krieg folgen muss, wurde bereits durchgeführt. Der Überfall auf Belgien selbst ließ sich zwar zur Propaganda der Entente gut instrumentalisieren, doch hatten die Mittelmächte ebenfalls gutes Material, was sie aber - und das wäre wohl ein weiterer Fehler - nicht nutzten. Beispiel: Um Frankreich zu flankieren und die Front auszuweiten überfielen die Deutschen Belgien. Um das Osmanische Reich zu flankieren und die Front auszuweiten überfielen die Briten und Russen den Iran. Letzteres wurde von den Mittelmächten nicht propagandistisch verwertet, ersteres von der Entente schon. Die Kriegsmüdigkeit im deutschen Volk und die Revolution können jedoch nicht als Grund für die deutsche Niederlage gesehen werden - das würde die Dolchstoßlegende bestätigen. Technologische Entwicklungen, wie etwa der Tank (Panzer), hatten in der zweiten Kriegshälfte an der Front sicher eine gewisse Rolle gespielt sowie auch die riesigen Massen an Feinden, die auf den Schlachtfeldern vorzufinden war, da die Mittelmächte klar in einer Minderheit waren. Ein weiter großer Fehler war auch der uneingeschränkte U-Boot-Krieg des Deutschen Reichs, der militärisch zwar höchst effizient war, aber auch eine Einmischung der USA zur Folge hatte, da die Amis einiges an Kriegsgütern an die Entente exportierten, worauf diese Schiffe - die teils auch Zivilpersonen transportierten - versenkt wurden.

Der 1. Weltkrieg ging von 1914 bis 1918. In diesem Krieg standen die so genannten Alliierten auf der einen Seite. Das waren die Länder Frankreich, Russland, Großbritannien und später auch Italien. Ihnen gegenüber standen die „Mittelmächte“ mit dem Deutschen Reich, Österreich-Ungarn, der Türkei und Bulgarien.

Deutschlands Plan war es, 1914 in einem schnellen Angriffskrieg Frankreich zu besiegen, um danach alle Soldaten und Kriegswaffen für den Einsatz im Osten (gegen Russland) bereit zu haben. Um dies zu erreichen, griff Deutschland auch Belgien und Luxemburg an. Diese beiden Länder waren jedoch „neutral“, das heißt, sie waren auf keiner Seite (nicht bei den Alliierten und nicht bei den Mittelmächten). Deutschland hätte sie also nicht angreifen „dürfen“.

Deswegen erklärte England Deutschland den Krieg. Statt eines schnellen Sieges im Westen wurde so ein „Stellungskrieg“, der vier Jahre dauerte und enorme Verluste auf allen Seiten forderte.
Und Deutschland befand sich doch in einem „Zweifrontenkrieg“, also in gleichzeitigen Kriegen gegen Frankreich und England im Westen und gegen Russland im Osten.

Zwischen England und Deutschland kam es zu einem Seekrieg in der Nordsee. England verhinderte durch eine Seeblockade, dass wichtige Versorgungsgüter nach Deutschland gelangen konnten. Deutsche U-Boote griffen nicht nur Kriegsschiffe an, sondern auch zivile Schiffe. Dabei kamen US-amerikanische Staatsbürger ums Leben. Das war einer der Gründe, warum die USA 1917 in den Krieg gegen Deutschland eintrat.

Die Alliierten waren zu stark, die Verluste für Deutschland zu hoch und das Leiden der Bevölkerung zu schwer. Deutschland hatte den Krieg verloren und unterzeichnete 1918 zunächst ein Waffenstillstandsabkommen und dann die sogenannten Versailler-Verträge. In diesen ist die alleinige Kriegsschuld Deutschland festgehalten.