Warum glaubt man dass Märchen in der Steinzeit entstanden sind? Brauche dringend eure Hilfe!

12 Antworten

Die Jungsteinzeit war vor ca 12.000 Jahren. Aus dieser Zeit gibt es keine Überlieferungen, die wir sicher dahin verorten können.

Wir wissen aber, das es Märchen gibt, die als Archetypus schon im Alten Ägypten nachweisbar sind (z. B. Rhodopis mit Aschenputtelmotiven). Das war vor weit über 2.000 Jahren.

Das ist zwar keine Steinzeit, sondern schon Eisenzeit, aber trotzdem ziemlich lange her.


Kristall08  25.02.2013, 12:19

Vor 12.000 Jahren? Nicht hier, PeVau. ;-)

PeVau  25.02.2013, 17:25
@Kristall08

Hier nicht, da hast du recht!

Aber auch aus der europäischen Jungsteinzeit gibt es keine Überlieferungen.

Danke für die mehr als berechtigte Korrektur.

Kein Mensch weiß, was so die Steinzeit Menschen dachten, schließlich zeichneten sie nichts auf, von Felsmalereien mal abgesehen. Wahrscheinlich rührt ein solcher Glaube daher, dass man weiß, dass diese Menschen häufig um ein Feuer herum saßen. Dieses Sitzen am Feuer animiert zu allerlei Gedanken.

Ich glaube, da hast Du irgendwas oder irgendjemanden falsch verstanden. Niemand behauptet, dass unsere Märchen in der Steinzeit entstanden sind. Was allerdings stimmt, ist, dass es seit Jahrtausenden auf der ganzen Welt archetypische Erzählstoffe gibt, die sich in ihrem Kern sehr ähneln. Nehmen wir zum Beispiel den Klassiker "Junger Krieger tötet Monster und heiratet die schöne Jungfrau". Solche Geschichten sind zeitlos und können quasi in jedem Kulturkreis die Menschen bewegen. Dass sich später aus dem Krieger ein Prinz, aus dem Monster ein Drache und aus der Jungfrau eine Prinzessin entwickelt, ist ein spezifisches Merkmal einer bestimmten Kultur, in dem diese Rollen eben so belegt sind. Oder nehmen wir ein weiteres Beispiel: Die Reise des solaren Helden ist ein immer wieder kehrendes Motiv in den verschiedensten Religionen, Kulturen und Epochen. Dabei geht es meist um einen jungen strahlenden Helden, der im Laufe seiner Geschichte stirbt (z.B. ermordet wird) und nach schweren Prüfungen (z.B. in der Unterwelt) auf die Erde zurückkehrt. So etwas findet man in Ansätzen bei Osiris, Sol, Balder, Jesus etc.; oft steht der entsprechende Held für die Kraft der Sonne, die jeden Abend aufs neue "stirbt", um am Morgen des nächsten Tages wieder aufzuerstehen. Dass sich solche Geschichten über verschiedene Kulturen und Epochen tradieren ist ein interessantes Phänomen, das etwa von vergleichenden Religionswissenschaftlern erforscht wird. Zu meinen, unsere Märchen wären direkt in der Steinzeit entstanden, ist aber übertrieben.

So lange es Menschen gibt, echte Menschen wie uns, wurden auch Geschichten erzählt. Diese Geschichten hatten die Rolle, die heute Bücher oder das Fernsehen haben. Man kann also davon ausgehen, dass darunter auch Märchen waren, frei erfundene Geschichten für die Kinder. Insofern stimmt es. Märchen gibt es, seit es Menschen gibt, und die sind während der Steinzeit aufgetaucht, die noch viel weiter zurückreicht und auch die Vor- bzw. Frühmenschen mit einschließt.

Unsere heutigen Märchen sind aber nicht so alt, sondern gehen eher auf das Mittelalter zurück. Aber wer weiß? Vielleicht sind sie auf dem Boden noch viel älterer Geschichten entstanden. Prinzen gab es schon vor 40.000 Jahren. Brezelhäuser eher nicht :-)


Plasmaspender  24.02.2013, 17:40

Prinzen gab es schon vor 40.000 Jahren.

Woher nimmst du deine Erkenntnisse?

FelixLingelbach  24.02.2013, 18:12
@Plasmaspender

Bei einigen Funden aus der CroMagnon-Zeit wird von Prinzen gesprochen. Man kann auch schon für damals unterschiedliche soziale Stellungen anhand der Grabbeigaben ausmachen. Manche waren eindeutig wichtiger als andere und manchmal wurden in solchen 'Fürstengräbern' Heranwachsende (Prinzen) mit beigesetzt. Interessant dazu ist auch The Sunghir archaeological site.

Jerne79  25.02.2013, 23:43
@FelixLingelbach

Irgendwenn werden die Kollegen hoffentlich aufhören, solche Begriffe überzustülpen. "Prinz" und "Fürstengrab" implizieren politische Konstellationen, über die wir aber keine Informationen haben. Selbst die Baden-Württemberger haben inzwischen eingesehen, daß "keltisches Fürstengrab" der falsche Begriff ist.

Fakt ist: Es handelt sich um Bestattungen mit herausragendem Inventar oder besonderer Behandlung des Toten. Nur kann der Hintergrund dafür völlig unterschiedlich sein: politischer Anführer, religiöser Führer, wohlhabender Händler/Handwerker/..., beliebtes Mitglied der Gesellschaft, alles ist offen. Der "Prinzen"- oder "Fürsten"-Begriff ist neuzeitlich und hat keine Relevanz für die damaligen Zustände.

Märchen stammen nicht aus der Steinzeit. Mag sein, dass ihre Wurzeln schon sehr alt sind. - Wenn Du schreibst: "man vermutet" oder "einige Wissenschaftler sind der Meinung", dann würde mich interessieren: Wer konkret? - In der Märchenforschung (Lüthi, Bettelheim, ...) habe ich bislang über "Steinzeit" nichts gelesen. Und da es aus der Steinzeit keine schriftlichen Zeugnisse über Märchen gibt, ist die ganze Theorie kaum nachweisbar.

Man kann davon ausgehen, dass es auch bei Steinzeitmenschen etwas in der Art von "Geschichten" gab, aber genauso muss man davon ausgehen, dass allein die Sprache noch kein komplexes Niveau hatte, sondern sehr sehr einfach war. Und es gab auch keine einheitlich verbreitete Sprache. - Man kann VERMUTEN, dass es Motive gab, die möglicherweise einen Einfluss auf Märchen hatten, aber erstens ist das nicht beweisbar und zweitens sehr weit hergeholt. Meine Vermutung ist, dass die Märchen nicht aus der Steinzeit stammen, zumal ihre Motive, wenn man mal inhaltlich schaut, Reflexionen neuerer Gesellschaften sind. König, Schneider, Schlösser, Müller, ... - das scheint mir wenig Steinzeitbezug zu haben.

Dennoch bleibt für mich die Frage: Wer konkret hat sich denn dazu geäußert?