Das hat doch mit Kommunismus nichts zu tun.
Mit der Verkündung, den Sozialismus aufbauen zu wollen, werden die Menschen doch nicht von einem Tag auf den anderen modern und aufgeklärt und legen ihre alten Verhaltensweisen und Vorbehalte ab. Religiöse, konservative und aus heutiger Sicht reaktionäre Vorstellungen und Werte sind noch stark und verschwinden erst nach und nach.
Gerade in Gesellschaften, die stark religiös und landwirtschaftlich geprägt waren, wirkten solche Vorbehalte lange nach zumal die Anstrengungen anderen Dingen galten als dieses gemessen an anderen Problemen zweitrangige Feld zu beackern.
In Russland - noch nie ein kommunistisches Land gewesen und seit fast dreißig Jahren kapitalistisch - ist die Lage der Homosexuellen mit dem wachsenden Einfluss der dortigen Kirche nach dem Ende der Sowjetunion schlechter geworden.
Hast du gewusst, dass die Sowjetunion als erstes Land der Welt "Sodomie" als Straftatbestand abgeschafft hat und das bereits in den 20er Jahren?
Dr. Grigory Batkis, Dozent am Institut für Sozialhygiene der Universität von Moskau, schrieb 1923 (!) einen Artikel über „Die sexuelle Revolution in Russland“. Darin schrieb er: „Die sowjetische Gesetzgebung macht keinen Unterschied zwischen Homosexualität und dem sogenannten ‚natürlichen‘ Verkehr. Alle Formen des Geschlechtsverkehrs werden als persönliche Angelegenheit behandelt. Die strafrechtliche Verfolgung wird nur in Fällen von Gewalt, Missbrauch oder Verletzung der Interessen anderer durchgeführt."
Mit dem beginnenden Terror unter Stalin änderte sich das und Schwule wurden als "Feinde" der Sowjetmacht denunziert, was dann auch die immer noch vorhandenen Ressentiments gegen Schwule bediente. ...
Ohne das jetzt breiter auszuwalzen, Sozialismus/Kommunismus ist egalitär und emanzipatorisch ausgelegt für alle Menschen, also auch für Homosexuelle. Und ja, die sozialistischen Länder waren diesbezüglich nicht gerade vorbildlich gemessen an ihren eigenen Maßstäben. Aber den Vergleich mit anderen Ländern zur gleichen Zeit müssen sie diesbezüglich auch nicht scheuen.