Warum gilt der Zauberberg als der beste aller Romane?
In Rezensionen höre ich immer wieder: Es geht irgendwie um einen Mann, der in einem Sanatorium lebt und dort mit anderen Diskussionen über Politik führt.
Das klingt jetzt nicht unbedingt nach einer fesselnden Handlung.
7 Antworten
Weil die angesehene deutsche Literaturkritik, vor allem aber Marcel Reich-Ranicki, den Roman immer hochgelobt hat. Beim aktuellen Literaturpapst Denis Scheck scheint aber eher der Felix Krull hoch im Kurs zu stehen, der Autor Mann aber nicht allzu hoch.
Ich fand das auf jeden Fall handwerklich sehr exzellent gemacht. Der Roman wurde vermutlich nach seiner ersten Fertigstellung mehrmals noch glattgeschliffen, um den hohen Ansprüchen des Autors genüge zu tun. Frei nach dem Motto: "Qualität setzt sich durch!", was ja wohl auch gelungen ist.
Thomas Manns Romane (egal, ob Zauberberg, Buddenbrocks oder was immer er sonst noch geschrieben hat) sind sicherlich sehr gute Bücher. Das Feuilleton feiert ihn ja nicht umsonst. Das Problem ist nur, dass das, was der Literaturwissenschaft und dem Feuilleton gefällt, nur sehr, sehr selten Berührungspunkte mit dem hat, was dem populären Literaturgeschmack entspricht. Seine Bücher erfüllen damit perfekt die Twain'sche Definition eines Klassikers: Jeder hat sie im Regal, aber keiner hat sie gelesen.
Ich würde sogar so weit gehen, und sagen, dass, selbst wenn Du in einer Literaturstadt wie Frankfurt/Main oder Leipzig in der Fußgängerzone 100 zufällig ausgewählte Leute fragst, ob sie Thomas Manns Roman "Der Zauberberg" gelesen haben, du höchstens 2-mal ein Ja zur Antwort bekommst. Und wenn Du 100 Leser dieses Buches fragst, ob sie es gelesen haben, weil sie selber es wollten, oder weil sie von außen dazu gedrängt wurden - dann werden maximal 10 davon Dir die erste Antwort geben.
Stimmt - aber diejenigen , die sich auf Thomas Mann und seine langen Sätze einlassen , bleiben von ihm fasziniert! Ich habe sehr viel von ihm gelesen - Josef und seine Brüder , leichtere wie den Felix Krull und eben den Zauberberg ! Der mich sogar amüsiert hat - teilweise ! die Art , wie er Menschen beschreibt , bringt mich zum Schmunzeln - sei es Potiphas Weib , wenn sie den Josef rumkriegen will - in Josef & seine Brüder oder die arme Frau im Sanatorium - Charaktere einmalig! Und -stimmt - Action darf man bei Thomas mann nicht erarten !aber es gibt viele Leser , wahrscheinlich überwegend ältere , die sehr viel Freude an seinen Werken haben und hatten !
Das weiß ich ehrlich gesagt auch nicht, - denn meines Erachtens gibt es bestimmt bessere Romane!
Zu etlichen der bisherigen Antworten:
Wie spannend in Roman ist, spielt überhaupt keine Rolle bei der Bewertung seiner Qualität!
Die Großartigkeit eines Romans liegt ja nicht darin, wie fesselnd er ist, denn wichtig ist vor allem, dass sich erkennen lässt, ob er ein Kunstwerk darstellt oder bloß zum Zweck der Unterhaltung entstanden ist. Allerdings ist selbst dann ein Entscheiden gänzlich unmöglich, welcher Roman nun "der beste aller Romane" ist.
Schon das bloße Erkennen der Größe eines Werkes erfordert sehr breit gefächerte Vergleichskenntnisse, die exakte Einstufung seines Qualitätsgrades jedoch ist selbst dann völlig ausgeschlossen. Auch ein Spitzenkenner wie der berühmte Kritiker Marcel Reich-Ranicki gestand nur vorsichtig, er kenne "keine besseren“ deutschen Romane als Goethes "Wahlverwandtschaften" und Thomas Manns "Zauberberg" - Achtung, "keine deutschen"! Doch auch das wird wohl nicht daran liegen, dass er Pratchetts Scheibenwelt noch nicht kannte.
, ob er ein Kunstwerk darstellt oder bloß zum Zweck der Unterhaltung entstanden ist
Ich finde nicht, dass sich das widersprechen muss
Es gibt keinen "besten Roman aller Zeiten" und das ist auch hinsichtlich des Zauberbergs nie behauptet worden. Es ist eines von vielen Meisterwerken der Weltliteratur. Warum, das erschließt sich einem kundigen Leser durch die Lektüre. Nicht viele Werke reichen an dieses literarische Kunstwerk heran.