Warum fühlen sich Menschen zu linkspolitischen Ideen hingezogen?
Mich beschäftigt die Frage, warum Menschen sich für linke, linksgrüne oder auch „woke“ Ideen begeistern. Ich möchte politisch linkstehende Ideale an dieser Stelle nicht kritisieren. Es geht mir darum, eine Mentalität zu verstehen, die mir aufgrund meiner eigenen Sozialisation total fremd ist.
Ich stamme aus einer ganz „normalen“ kleinbürgerlichen Familie der 1970er-Jahre, linkes Denken oder linke / linksgrüne Debatten kamen dort nicht. Natürlich versuche ich auch, die Welt in meinem persönlichen Umfeld (Arbeitsplatz, Familie, Verein usw.) im Rahmen meiner begrenzten Möglichkeiten ein kleines Stückchen besser und gerechter zu machen. Ich käme jedoch nicht auf die Idee, für eine grundsätzlich andere Gesellschaftsordnung zu kämpfen, schon gar nicht durch Proteste, „zivilen Ungehorsam“ oder dergleichen.
Deshalb meine Frage: Warum identifizieren sich Menschen mit linksgrünen Ideen? Für die man sich häufig auch sehr leidenschaftlich ,sehr kämpferisch engagiert?
Wird man so, weil die eigene Familie links bzw. linksgrün geprägt war und man die politische Einstellung quasi von den Eltern übernimmt? (Was letztendlich ein konservativer Mechanismus wäre.) Oder sind es persönliche Erfahrungen (z.B. selbst erlebte Ungerechtigkeit und Diskriminierung), durch die man sich von linkspolitischen Vorstellungen angezogen fühlt? Sind es Gruppenzwang und Gruppendruck an Schule oder Uni? Oder etwas ganz Anderes?
Mir geht es wie gesagt nicht ums Verurteilen, sondern ums Verstehen von etwas, das mir selbst total fremd ist.
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was soll den linksgrün sein?
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„Linksgrün“ ist für mich das, wofür die Grünen als Partei heute stehen und was sie von anderen Parteien abgrenzt. Beziehungsweise alles, was heute als „politisch korrekt“ gilt.
7 Antworten
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Die Frage kannst Du zu jeder politischen Überzeugung stellen und Du wirst von verschiedenen Anhängern der jeweiligen Strömung unterschiedliche Antworten bekommen die trotzdem alle für die einzelnen Personen zutreffen.
Wie so Vieles ist das nicht monokausal. In der SPD findest Du tatsächlich viel Sozialisation. Da war der Vater und der Großvater auch schon Sozialdemokrat. Aber zum Beispiel bei Sigmar Gabriel (SPD) war der Vater zeitlebens überzeugter Nationalsozialist, wie er selbst gesagt hat. Oder noch früher: Die Vogel-Brüder von denen einer in der CDU war und der andere in der SPD und beide erfolgreich und bekannt.
Der Spruch:
"Wenn du als Jugendlicher nicht links bist hast du kein Herz und wenn du als Erwachsener immer noch links bist, hast du keinen Verstand."
stimmt nicht. Es gibt hochgebildete Linke. Die meisten Politikwissenschaftler sind links.
Die linke politische Richtung erfordert mehr Verstand, Bildung und Intelligenz.
Einer amerikanischen Studie zufolge waren liberale Studenten 11 IQ-Punkte intelligenter als ihre konservativen Kommilitonen. Das wird damit erklärt, dass es einfacher ist Wertvorstellungen zu übernehmen als progressiv neue gesellschaftliche Ideen zu entwickeln.
Ich denke was die Linken und Grünen und Woken eint ist der Wunsch nach einer besseren, gerechteren und lebenswerteren Welt. Sie sind gegen Egoismus und gegen das Recht des Stärkeren.
Starke Schultern sollen mehr Lasten tragen. Wohlstand soll von oben nach unten umverteilt werden um die o.g. Ziele zu erreichen. Die Ressourcen der Erde sollen nicht per Raubbau ausgebeutet werden. Die Menschen sollen frei von Diskriminierung und Gewalt möglichst gleichberechtigt leben können.
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Dann habe ich Deine Frage etwas falsch verstanden. Gewerkschaften und SPD gehören für mich auch zum Linken Spektrum und Ich persönlich stehe auch eher SPD und BSW nahe, als den Grünen, Woken etc.
Wie man grün und woke wird kann ich demnach auch nicht für mich selbst beantworten.
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Mein Eindruck ist, der Begriff „links“ ist heute anders besetzt als noch vor etwa 50 Jahren. Damals ging es (soweit ich das beurteilen kann) eher um Arbeiterrechte oder Armutsbekämpfung, heute ist es eher ein akademisches Milieu, dass sich als „links“ bezeichnet und die Inhalte definiert. Ich mag falsch liegen, aber ich erlebe es so.
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Ich definiere den Begriff für mich noch klassisch, denn es geht mir um die harten Fakten und darum was der sog. "kleine Mann" im Portemonnaie hat und wie er abgesichert ist. Das ganze Andere bekämpfe ich nicht, ist aber auch nicht meine Baustelle. Ein wenig ist es so wie Sahra Wagenknecht in der Linken angefeindet wurde, weil ihre Baustelle auch nicht das Gendern etc. ist. Trotzdem würde man sie als eher links einsortieren und mich wohl ebenfalls.
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P.S. Das dürfte aber auch eine Generationenfrage sein, denn ich bin auch ein Kind der 70er.
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Der Spruch:
"Wenn du als Jugendlicher nicht links bist hast du kein Herz und wenn du als Erwachsener immer noch links bist, hast du keinen Verstand."
stimmt nicht. Es gibt hochgebildete Linke. Die meisten Politikwissenschaftler sind links.
- Doch das stimmt .
- und Bildung und Verstand sind hier keine Synonyme ..wie du meinst ..
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Mir ist nur Eines Sympatisch das in den linken Ideen von der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen die Rede ist.
![](https://images.gutefrage.net/media/default/user/15_nmmslarge.png?v=1551279448000)
Deshalb meine Frage: Warum identifizieren sich Menschen mit linksgrünen Ideen?
Die Motivationen mögen unterschiedlich sein. Ist doch auf jeden Fall immer noch besser als sich mit Nazis zu identifizieren.
Alice Weidel war übrigens ursprünglich auch im linksliberalen Milieu unterwegs, bis sie die Karrierechancen in der AfD entdeckte. Man könnte sie also auch als ideologische Opportunistin bezeichnen.
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Alice Weidel war übrigens ursprünglich auch im linksliberalen Milieu unterwegs
Möchtest du das mal konkretisieren?
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Mehr dazu weiß ich auch nicht, außer dass sie viele Freunde aus diesem alten Umfeld verloren hat, seit sie sich in der AfD engagiert.
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Besonders brisant: Vor ihrer politischen Laufbahn in der AfD wohnte das Paar in ihrem früheren Wohnort Biel in der Schweiz. Dort engagierte sich die Politikerin mit ihrer Partnerin in linksliberalen Kreisen. Doch nachdem Alice Weidel in der rechtspopulistische Partei aufstieg, berichtete sie, dass sich ein großer Teil ihres Freundeskreises von ihr distanzierte.
Woher stammen die beiden Söhne von Alice Weidel und ihrer Partnerin? (Kinder, Partnerschaft, Schweiz) - gutefrage https://www.gutefrage.net/frage/woher-stammen-die-beiden-soehne-von-alice-weidel-und-ihrer-partnerin
Quelle ist da verlinkt.
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![](https://images.gutefrage.net/media/user/paradox1899/1685946626116_nmmslarge__0_0_248_248_ebdc35eda7b7b1bde76a04596f05decf.jpg?v=1685946626000)
Also ein Artikel, welcher als Quelle einen anderen Artikel angibt ("Blick", die "Bild" der Schweiz), welcher wiederum auf eine andere Quelle verweist, die nirgends zu finden ist. 😄
Kann natürlich sein, wäre auch nicht überraschend, aber wirkt mal wieder wie "Stille Post".
![](https://images.gutefrage.net/media/default/user/15_nmmslarge.png?v=1551279448000)
Die Ideen sind simpel und auch für schlichte Gemüter leicht zu erfassen. Außerdem ist bei schwachen Menschen der Trieb unwiderstehlich dazuzugehören und seine eigene Gutartigkeit im Rudel unter Beweis zu stellen. Man kann sich dann als Ritter des Lichtes fühlen, der gegen alles Andersdenkende Dunkel kämpft. Er kann nicht verlieren, da er über die alleinige Wahrheit verfügt und alles andere Müll ist.
![](https://images.gutefrage.net/media/user/GuenterLeipzig/1692209418909_nmmslarge__576_0_3456_3456_997331a44d12d1b664637013a1000e35.jpg?v=1692209419000)
Nach meinen Beobachtungen geht das oft einher mit dem Hang nach der Inanspruchnahme von Vergünstigungen oder der Verfolgung von idealen Zielen, ohne dabei gesamtheitlich wirkende Mechanismen in der Gesellschaft zu hinterfragen.
Für eine bessere, gerechtere und lebenswertere Welt bin ich auch. Dafür kann man aber auch eintreten ohne übertriebenes Sendungsbewusstsein, ohne die typische Arroganz und Besserwisserei, wie sie für linksgrüne Aktivistinnen und Aktivisten bezeichnend sind. Und ohne absoluten Wahrheitsanspruch, der andere Meinungen gar nicht erst gelten lässt oder pauschal als „rechts“ diffamiert. Deshalb meine (vielleicht etwas steile) These: Das Eintreten für eine bessere, gerechtere und lebenswerteren Welt ist an sich noch nicht „links“, sondern etwas sehr ehrenhaftes. Bin selbst auch Gewerkschaftsmitglied (weil ich Arbeitnehmerrechte für wichtig halte), fühle mich deshalb aber nicht als „links“. „Links“ oder „linksgrün“ wird es für mich erst dann, wenn die oben beschriebenen Charaktereigenschaften dazu kommen.