Warum finden wir manches Lecker und manches nicht?

5 Antworten

Warum finden wir manches Lecker und manches nicht?

Kurze Antwort:

von Natur aus mögen wir Lebensmittel, die gut für unseren Körper sind und verabscheuen Dinge, die schlecht für unseren Körper sind. Alle anderen Geschmacksempfindungen sind anerzogen oder sonstwie erworben.

Längere Antwort:

Evolutionär war es sinnvoll, dass wir Lebensmittel nicht lecker finden, die uns schaden bzw. nichts bringen wie z. B. Unreifes und Giftiges. Das zeigen uns die Geschmacksrichtungen bitter und sauer.

Lecker finden wir Lebensmittel, die also nicht bitter und nicht sauer sind, uns aber mit Energie versorgen. Das zeigen uns die Geschmacksrichtungen süß, fettig und umami; also z. B. reifes Obst und Gemüse, Fleisch oder Pilze.

Lecker sind auch dinge, die uns mit notwendigen Mineralstoffen versorgen. Das zeigt uns die Geschmacksrichtung salzig.

Am leckersten finden wir Dinge, die zu 35 Prozent aus Fett und zu 45 Prozent aus Kohlenhydraten bestehen - das machen sich die Hersteller von Kartoffelchips zunutze. Deswegen bedarf es übermenschlicher Anstrenung, aus einer Tüte Chips nur einen einzigen Chip zu essen und die Tüte wieder wegzulegen. Es gibt Berichte über einen indischen Fakir, dem dieses Kunststück angeblich gelungen sein soll: https://www.der-postillon.com/2017/07/fakir-chip.html - ich glaub's ja nicht ;-)

Die unterschiedlichen Geschmacksempfindungen einzelner Menschen sind erworben bzw. anerzogen. Wenn Du schlechte Erfahrungen mit einem Lebensmittel gemacht hast, magst Du das weniger als andere Lebensmittel mit denen Du gute Erfahrungen gemacht hast. Du kennst sicher Erzählungen "Früher habe ich eigentlich immer gerne XY gegessen, bis zu dem Zeitpunkt ..." - und dann folgt ein negatives Erlebnis. Oder andersrum: "Früher mochte ich nie XY, bis zu dem Zeitpunkt ..." - und dann folgt ein positives Erlebnis.

Alex

Viele Kreationen der Küche zielen auf den Urinstinkt, energiereiche Nahrung zu bevorzugen, ab. Die Industrie macht das ganz bewusst, um uns zu größerem Konsum zu verleiten.

Oft sind Speisen oder Snacks mit ca. 60% Kohlenhydraten und 30% Fetten die, die wir besonders begehren. Sie sind gut dazu geeignet, besonders schnell an Gewicht zuzulegen. Das war früher ein evolutionärer Vorteil und unser Gehirn ist darauf programmiert, diese Speisen bevorzugt zu konsumieren.

Zucker finden wir zum Beispiel lecker, weil es in frühen Zeiten kaum etwas "gesünderes" gab. Es ist nur jetzt etwas ungesundes, weil wir so einen Überfluss davon in jedem Essen haben.

Es baut schon alles auf seiner Logik auf. Süße Früchte waren früher was sehr gutes, deshalb auch lecker sozusagen.

Eltern bestimmen durch die Auswahl der Spiesen ihrer Kinder in den ersten 1.000 Tagen, was das Kind im Laufe seines Lebens mögen wird und was nicht. Mäkelnasen erziehen Mäkelnasen, Junk Food Fresser ebensolche. Wie der Herr so das Gescherr.


tst59  11.01.2020, 13:05

Stimmt!
Aber nicht immer! Außerdem kann man seinen eigenen Geschmack auch selbst Konditionieren!

Das ist ein ganz typischer Fall von "übernormalen Schlüsselreizen".

Die Reaktion auf Reize ist der "natürlichen" bzw. üblichen Umwelt der "jüngeren" Vergangenheit angepasst (beachte, dass wir hier nicht von Jahrhunderten, sondern von Jahrhunderttausenden reden).

Süß sind in der Natur praktisch nur reife Früchte, die von der Pflanze aus dazu da sind, die Samen von Tieren verbreiten zu lassen. U. a. deshalb sind Früchte praktisch immer (völlig oder ziemlich) ungiftig. (Bei der Eibe z. B. sind die roten Hüllen um die Samen das einzige Teil der Pflanze, das nur schwach giftig ist.) (Da sich Zucker nur schlecht speichern lässt, haben sich die Süße der Früchte und die Vorliebe der Tiere, die Früchte verdauen können, für Süßes wohl parallel entwickelt.)

Was die Massenenergieträger betrifft: unser Nahrungsüberschuss ist im Rahmen der Menschheitsgeschichte (von der Geschichte des Lebens als Ganzem zu schweigen) eine absolute Ausnahmesituation. Kein Wunder - ist Energie, die biologisch verfügbar ist, doch eins der typischen seltenen Güter der Natur, und jeder braucht sie. Da ist es offensichtlich von Vorteil, wenn ein Nahrungsmittel umso besser schmeckt, je energiehaltiger es ist. Hinzu kommt, dass man in der "freien Natur" keine Supermärkte hat, wo man täglich Nahrungsmittel einkaufen kann - der Körper muss also selber für Vorratshaltung sorgen, und dazu ist es erforderlich, mehr als nötig zu essen, wann immer man es kann.

Was Gewürze betrifft, die ja eigentlich giftig sind, wüsste ich nichts auswendig. Außer beim Salz: das war auch ein Mangelgut.


PWolff  11.01.2020, 14:03

Ergänzung: irgendwo hat mal jemand geschrieben, dass Kinder Gemüse nur schlecht verwerten können, und dass das erklärt, warum sie es so ungern mögen.