Warum benutzen manche Arztpraxen oder Banken noch Windows 7?
Hallo,
Ich sehe manchmal in der Arztpraxis oder auch bei der Bank, dass auf deren PCs noch Windows 7 läuft. Gibt es einen Grund, warum sie das tun? Ich meine, Sie könnten ja auch ein noch sicheres Windows 10 oder 11 nutzen.
12 Antworten
Ich arbeite beruflich mit Industrierechnern und es kommt sehr häufig vor, daß ich Geräte mit Windows 7 (Industrieversion WES7) und Windows XP auf den Tisch bekomme.
Die Gründe sind oft vielfältig.
Oftmals sind es Zertifizierungen welche einen Systemzustand einfrieren, egal ob es sich um eine Medizinzulassung handelt, eine Militärzulassung oder um ein Luftfahrtszertifikat. Bei letzteren sind sogar oft noch Updates über Floppy-Disk vorgeschrieben. Das ist der gleiche Grund warum du an den Notausgängen von Passagier-Flugzeugen fast immer Taschenlampen von VARTA in einem Modell - wenn ich mich recht erinnere - von 1978 findest - auch in neuen Maschinen, pass da mal auf ;-)
Auch bei Banken, die eine riesige Hardwarehirarchie betreiben, halten sich gewisse Standards sehr lange schon alleine aus finanziellen Gründen. So ein Geldautomat hat auch eine Versicherungszulassung hat einen zertifizierten Safe verbaut und die entsprechende Software. In meiner Wahlheimat Japan haben die Geldautomaten "Öffnungszeiten" und fahren täglich um 09:00 Uhr morgens hoch. Nett anzusehen daß auf vielen noch im Moment des Einschaltens das Windows XP-Logo prangt.
Um den Bogen jetzt zu den Arztpraxen zu spannen, da gibt es auch ähnliche Situationen: Die Krankenkassenkarten in Deutschland sind ja auch bereits technisch gesehen Dinosaurier aus den 90ger Jahren, die dann entsprechende Lesegeräte brauchen. Diese lesen wiederum die Kartendaten aus und übergeben diese an eine Patientensoftware, die aus Kompatibilitätsgründen auch eine Bestimmte sein muß, dessen Einrichtung dann auch entsprechend Geld kostet und das sind teilweise 5-stellige Beträge. Da muß dann halt ein entsprechender Inselbetrieb mit der entsprechenden Wand aus Feuer und Harter Ware ;-) gefahren werden.
Zumal leistet sich die deutsche Politik auch das gewohnte Kasperletheater mit der Einführung einer digitalen Patientenakte. Es werden keine Nägel mit Köpfen gemacht, keine Praxis wird groß investieren, solange es keine fixe Entscheidung gibt. Solange bleibt halt alles wie es ist, leider auch oft mit einem gewissen Sicherheitsrisiko, weil man eben auch die Investition in eine Hardwarefirewall mit entsprechender Einrichtung und Programmierung scheut. Anbieter gibt es dafür genügend auf dem Markt.
Hört sich jetzt hart an, ist aber die blanke, ungefilterte Wahrheit. Also nix für ungut ;-)
Nicht nur das Geld ist das Problem, sondern auch Zeit und Aufwand.
Aber ich kann das auch von anderer Seite verstehen. Wenn Technick funktioniert, warum sollte man nicht dabei bleiben?
Es gibt Firmen, die alles neu haben, aber die Systeme so komplex sind, dass es ständig neue Updates braucht, bzw. Das Ausfallrisiko hoch ist.
Das hat vor allem politische Gründe und hängt vermutlich mit der Software zusammen, die sie einsetzen (müssen).
Alles, was irgendwie offizielle Richtlinien hat was Datensicherheit, Verfügbarkeit etc. hat, benutzt speziell für die Zwecke entwickelte (und häufig sehr teure) Spezialsoftware. Da eine neue Version zu releasen oder oder einen neuen Browser (geschweige denn ein neues Betriebssystem) zu installieren ist bürokratisch extrem aufwändig bis unmöglich.
Dazu kommt, dass ja nicht eine Software eingesetzt wird, sondern ganz viele. Deswegen bleiben vor allem Ämter oft auf alten Betriebssystemen und Browser-Versionen hängen, mit denen man weiß dass alles „funktioniert“.
Ärzte müssen mindestens eine bestimmte Software für den Austausch von Patientendaten einsetzen, von der ich den Namen jetzt nicht mehr im Kopf habe und nicht weiß, was die für Systemvoraussetzungen hat. Ich vermute aber, dass es da ähnlich aussieht.
Bei Arztpraxen arbeiten in der Regel keine IT affinen Menschen. Die haben sich das einmal installieren lassen und nutzen es einfach, solange es funktioniert. Denen ist es teilweise gar nicht bewusst, dass es veraltet ist und ein Upgrade dringen anzuraten ist. Und die sind auch soviel mit dem Tagesgeschäft beschäftigt, dass sie gar keine Zeit haben, sich damit zu beschäftigen.
Bei Banken ist es ein sehr großer Aufwand, hunderte bis tausende Rechner zu aktualisieren und da hängt sehr viel von ab. Daher brauchen solche Vorgänge sehr lange Vorbereitung und Rollback Pläne. Abgesehen von den Kosten und eventuell nicht mehr kompatibler Software.
Habe unlängst gehört, dass Banken teilweise noch mit XP arbeiten. Kannst Du das bestätigen?
Mich würde nicht wundern, wenn manche Geldautomaten nach ein Absturz und beim Hochfahren noch das Windows XP Logo zeigen würden.
Tun manche