Man sollte dieses Thema in mehrere Sub-Gruppen unterteilen:
- Ursachenforschung und Beseitigung
- Maßnahmen der Politik
- Maßnahmen der Versicherer
Ursachen:
Ich würde hier als eine der Hauptursachen einen übermäßigen und zu frühen Medienkonsum ausmachen. Eltern drücken bereits Säuglingen ein Handy in die Hand, damit das Kind Ruhe gibt oder stellen ein Tablet vor ihnen auf. Die Kinder wachsen mit einem ungehinderten Fluss an Informationen auf, die für sie noch gar nicht geeignet sind, sei es in sozialen Medien oder Streaming-Plattformen.
Gerade auf den einschlägigen Social Media Plattformen gelten noch immer nahezu rechtsfreie Räume, auf denen jeder seine Thesen und Videos verbreiten kann. Diese Reizüberflutung ist noch nicht einmal vollständig erforscht.
Hier in Asien und Ozeanien (ich lebe und arbeite in Japan) geht man bereits einen großen Schritt weiter: Australien hat eine Altersbeschränkung für soziale Medien eingeführt, Japan diskutiert ein Smartphone-Nutzung-Verbot für Minderjährige. Außerdem laufen im Fernsehen Spots zur Gefährlichkeit von Smartphones für Kinder und in der Öffentlichkeit.
In Deutschland würde ich hier auch ganz klar die Corona-Krise anführen. Sozusagen über Nacht wurde ein Lockdown verhängt, die bestehende Verfassung weitgehend durch Notfallmaßnahmen außer Kraft gesetzt. Ich kann mich noch sehr gut erinnern tagelang mit teilweise weinenden Angehörigen über FaceTime gesprochen zu haben - und das waren erwachsene Leute - während in Japan das Leben nahezu ungehindert mit kleinen Regeln weitgehend normal weiterlief. Daß dies Kindern extrem zusetzt brauche ich wohl nicht extra zu erwähnen.
Eine Aufarbeitung seitens der Politik hat nie stattgefunden, entsprechende Programme für Kinder an den Schulen hat es nie gegeben.
Das wären dann auch die Maßnahmen für die Politik für eine Aufarbeitung zu sorgen, Lehrer zu schulen auf die Geschehnisse einzugehen und den Kindern bereits in der Schule Hilfe anzubieten.
Dann kommt das große Thema mit dem maroden Gesundheitssystem in Deutschland. Ich kenne die Thematik selbst sehr gut. Ich war früher auch Kassenpatient. Wenn man etwas von einem Facharzt braucht, wartet man viele Monate und muss oft viele Kilometer weit fahren.
Heute bin ich Selbstzahler. Wenn ich nach Deutschland komme und eine ärztliche Leistung in Anspruch nehmen möchte - auch solche wo Kassenpatienten monatelang warten - bekomme ich sofort einen Termin. Das dürfte bei Therapieplätzen nicht anders sein.
Bei Fachärzten habe ich bisher immer die folgende Erfahrung gemacht:
- Ich bräuchte einen Termin für xxx
- Sind Sie Kassen- oder Privatpatient?
- Ich bin Selbstzahler - Bitte schicken Sie mir eine Rechnung
- Da können wir sofort was machen, hätten Sie Heute oder Morgen gleich Zeit?
So lustig wie ich das heute im Momenterlebnis oft finde - es ist eine ernste Angelegenheit von Ungleichheit und Diskriminierung - eine ganz klare Zwei-Klassen-Gesellschaft. Hier gehört ganz dringend nachgebessert. Die Kassenbeiträge sind hoch wie nie. Es erhalten aber viele Leistungen aus dem Topf, die nie eingezahlt haben. Dringender Reformbedarf nötig.
Daraufhin müssten auch die Versicherer ihr Vergütungsmodell anpassen, denn es kann nicht sein, daß ein Arzt nur quartalsmäßig ein begrenztes Budget an Kassenpatienten abrechnen darf. Da ist es klar, daß die Ärzte dann keine Kassenpatienten aufnehmen. Dann klappt es auch mit Therapieplätzen. Das ist nämlich ein Thema, was sich nicht durch eine Sitzung oder der Gabe von Hammermedikamenten einfach lösen lässt.