Warum bekommt man online nur so kurze antworten?
Hallo
mir fällt es sehr oft auf, dass wenn man beispielsweise auf Onlineforen nach Hilfe sucht um irgendetwas zu lösen, dass viele Menschen dort dazu tendieren sehr kurze Antworten zu schreiben und vor allem solche Antworten, die sehr wenig hilfreich sind bis gar nicht.
Warum ist das soo??
Nur wenn man sich dann hinsetzt und erstmal einen halben Roman schreibt, nur dann bekommt man einigermaßen gute Antworten, obwohl man in der Hauptfrage, dass Problem klar und deutlich ausformuliert hat.
Warum sind viele Menschen im Internet so?
3 Antworten
Kicher ... von mir bekommt in der Regel niemand eine kurze Antwort hier bei GF. Ich schreibe schon immer recht viel ;-)
Tatsächlich hat das, wonach Du fragst, mehrere Ursachen:
- Die Kommunikationsfähigkeit verkümmert ganz allgemein. Die Menschen sind heute nicht mehr in der Lage, weitschweifige Monologe und Dialoge zu führen - so wie dies z.B. noch vor 100 Jahren gewesen ist. Sie haben einfach keine Geduld und halten es auch nicht aus, etwas umfangreich zu erklären, wenn es doch auch kürzer geht. Le's mal Bücher von 1924 - und vergleiche diese mit den Büchern von 2024. Du wirst feststellen: Die Gedanken und die Sprache der Menschen wird immer kürzer.
- Die versagende Geduld wird auch ganz klar durch die Medien verursacht. Die Zeiten - und die Medienberichte - werden immer kurzlebiger und immer immer kürzer. Lange Spiegel-Artikel können in der Regel nur noch von älteren Generationen gelesen - und verstanden werden!
- Die Sprachen haben sich verändert. Liest man einmal Pamphlete z.B. der Menschen, welche vor mehr als hundert Jahren die Arbeiter zur Revolution aufgefordert haben, zum Protest gegen die Monarchie und ihre kapitalistischen Unterdrücker - so fallen einem ewig lange und ausführliche Gedanken und Sätze auf. Ich denke z.B. an Marx, Engels etc.
- Die Aufmerksamkeitsspanne der Menschen ist massiv gesunken. Im Endeffekt erreicht man es nicht mehr, dass der moderne Mensch mehr als 15 allerhöchstens 20 Minuten aufmerksam sein kann. 20 Minuten sind das äusserste Limit, welches man den Trainern der Erwachsenenbildung beibringt. Danach muss ein Methodenwechsel erfolgen - sprich: Beispielsweise von einem Frontalunterricht zu einer Gruppenarbeit.
- Und einhergehend mit der rückläufigen Verständnisfähigkeit sinkt auch die Ausdrucksfähigkeit ganz rapide. Heute erinnern sich viele ältere menschen noch daran, dass ein Fidel Castro oft stundenlange Reden gehalten hat - im wahrsten Sinne des Wortes. Auch die Reden, welche beispielsweise auf den DDR-Parteitagen geführt wurden, waren legendär in Wortwahl und Länge.
Time's the are a changin'
Die Zeiten wandeln und ändern sich! Und leider ist die Sprache eines der Merkmale, welche unter dieser Veränderung massiv gelitten hat, und immer noch leidet. Man denke an den Genderismus, welcher die Sprache verstümmelt und zwar solange, dass die Menschen keine Lust mehr haben, sich sprachlich auszudrücken.
Übrigens: George Orwell hat dieses Thema in seinem Roman 1984 (der schon längst keine Utopie mehr ist) ganz klar erkannt. Er lässt de EngSoz-Partei regelmässig ein neues Wörterbuch der englischen Neusprache (Newspeak) herausgeben, welches dann immer wieder massiv geschrumpft ist - weil Wörter eingespart werden und diese nur durch Attribute wie "Doppelplus" in ihrer Bedeutung angehoben oder abgewertet werden.
Warum greift Orwell zu diesem Mechanismus? Ganz klar: Wer die Sprache beherrscht, beherrscht die Menschen! Wer den Menschen die Möglichkeit nimmt, abweichlerische Gedankengänge in Sprache zu packen, der nimmt ihnen auch die Möglichkeit, überhaupt abzuweichen.
Wenn man diese Sprachverkrüppelung mit Schönfärberei, Auslassungen, Lügen, Zensur und ähnlichen Instrumenten kombiniert, so kann niemand mehr aufbegehren - denn er kann sein Aufbegehren nicht ausdrücken.
Handykinder und -boomer.
Viele Menschen die spät mit dem Internet anfingen kennen das Internet nur vom Smartphone und nutzen es auch nur da. Dass man auf den kleinen Displays keine Romane tippselt und dort deutlich langsamer ist als an einer richtigen Tastatur ist nur verständlich, das führt zu einer Schreibfaulheit.
Du hast eine merkwürdige Erwartungshaltung wenn du glaubst dass die Menschen dafür da sind, dir zu helfen.
Naja. Immer nur wollen, wollen, wollen funzt halt auch nicht. Wenn einer mit null Eigeninitiative unnötige Dinge fragt, anstatt mal selbst zu recherchieren und alles vorgekaut bekommen will, ist mir das auch zu doof. Man muss nicht jede dummdreistige Person unterstützen.
Du hast dir die Frage teilweise selber beantwortet: wenn du eine gute und ausführliche Frage schreibst, bekommst du in der Regel auch eher gute und ausführliche Antworten. Du hast die falsche Erwartungshaltung wenn du denkst dass Leute Lust haben auf eine kurze, ungenaue oder schlampig formulierte Frage eine ausführliche Antwort zu geben. Die Leute sind hier nicht zur Arbeit, sondern zur Unterhaltung.
Und dann gibt es noch Fragen deren Antwort man leicht selber googlen kann. Die verdienen auch keine ausführliche Antwort.
Dann gibt es aber natürlich noch die Trolls die zu beliebigen Fragen ihren Senf dazu geben ohne etwas sinnvolles beizutragen. Das muss man einfach ignorieren.
Du hast die falsche Erwartungshaltung wenn du denkst dass Leute Lust haben auf eine kurze, ungenaue oder schlampig formulierte Frage eine ausführliche Antwort zu geben. Die Leute sind hier nicht zur Arbeit, sondern zur Unterhaltung.
Ich habe oben es schon mal erwähnt, aber ich hab sehr oft keine langen Fragen gestellt, welche auch präzise ausformuliert waren. Und dass ich eine falsche Erwartungshaltung habe, keine Ahnung woher du das hast?
Ich kenne echt viele Menschen, die auch einen PC besitzen und trotzdem gefühlt zu faul sind einem gescheit zu helfen. Das nervt einfach dermaßen :/