Warum baut Deutschland keine eigenen Kampfflugzeuge mehr?

7 Antworten

Von Experte Nomex64 bestätigt
Warum baut Deutschland keine eigenen mehr?

Weil die Bundesrepublik Deutschland kein Rüstungskonzern ist. Sondern höchstens Kampfflugzeuge von Rüstungskonzernen kaufen kann.

Und es gibt eben keinen "rein deutschen" Hersteller von Kampfflugzeugen mehr. Die sind Teil von Airbus und damit eines europäischen Herstellers geworden, oder Teil des europäischen Eurofighter-Konsortiums.

Davon abgesehen sind nationale Alleingänge bei der Entwicklung von hochentwickelter Militärtechnologie oft finanzieller Humbug. Wie viele Kampfflugzeuge braucht die Luftwaffe denn? Sagen wir, von einem neuen Allzweck-Kampfflugzeug würde die Luftwaffe 200 Stück kaufen, um den Eurofighter und Tornados zu ersetzen. Dann fängst du an, ein neues Flugzeug zu entwickeln. Mit neuem Radar, neuer Bewaffnung, neuen Schutzssystemen, neuen Triebwerken... Ich sag's mal so, die Entwicklung der F-35 hat bisher 400 mrd. € gekostet. Lass' uns meinetwegen die Hälfte einsparen, weil Deutschland kein Flugzeug für Flugzeugträger und keinen Senkrechtstarter braucht. Aber dann hast du immer noch 1 mrd. € an Entwicklungskosten pro Flugzeug. Während der Bau dieses Flugzeuges... joa, vielleicht 15 mio. kostet.

Wie bekommt man es hin, dass der Preis pro Flugzeug in erträgliche Regionen kommt? Durch Stückzahl! Die Entwicklungskosten fallen nur einmal an, ob du nun 200 oder 2000 Flugzeuge baust. Deshalb wird der Anteil an Entwicklungskosten pro Flugzeug kleiner, je mehr Flugzeuge abgenommen werden.

Ein einzelnes Land (außer den USA) wird aber nicht so viele Kampfflugzeuge kaufen. Deshalb ist es allein schon eine finanzielle Notwendigkeit, dass sich Nationen zusammen tun, wenn es um die Entwicklung eines neuen Flugzeugs geht.

Frankreich z. B. baut seine eigenen Kampfflugzeuge

Frankreich hat bisher manche Kampfflugzeuge im Alleingang entwickelt und gebaut. Das liegt daran, dass a) Frankreich mit Dassault noch einen "rein französischen" Flugzeughersteller hat und b) Frankreich sich mit ordentlichen, aber nicht besonders guten Flugzeugen zufrieden gegeben hat - zu dem Zweck, möglichst viele Flugzeuge exportieren und dadurch die Stückzahl erhöhen zu können. Das hat mit den Mirage-Serien sehr gut funktioniert... und als Frankreich mit der Rafale versuchte, näher an die aktuelle Hochtechnologie zu kommen, war das Ergebnis so komplex und teuer, dass es keines der vielen Schellenländer kaufen wollte und es bei einer kleinen Stückzahl blieb.

Übrigens:

Deutschland hingegen kauft sie von den USA

So, welche denn? Die letzte große Serie an Kampfflugzeugen, die Deutschland in den USA gekauft hat, waren meines Wissens die 175 F-4 Phantom in den frühen 1970ern. Danach:

  • Transall: europäisches Gemeinschaftsprojekt.
  • Alpha Jet: europäisches Gemeinschaftsprojekt.
  • Tornado: europäisches Gemeinschaftsprojekt.
  • Eurofighter Typhoon: europäisches Gemeinschaftsprojekt.
  • A400M: europäisches Gemeinschaftsprojekt.

Es ist jetzt was Neues, dass Deutschland mal wieder in den USA einkauft, bzw. sich mit einem kleinen Kontingent (läppische 35 Stück) einer multinationalen Beschaffung anschließt. Und ich gehe jede Wette ein, dass man da auch gerne auf was europäisches zurückgegriffen hätte, wenn's was zeitnah lieferbares und für US-Atombomben "zertifiziert" gegeben hätte.

Damals? bis zum 2. WK vielleicht, aber danach.. Durften wir mW nach auch keine mehr bauen, war ne Auflage damals zwischen den Siegermächten und dem was von uns übrig blieb

Des Weiteren... Schau Dir mal den Wehretat an, da gibts nix mehr zu holen

Abgesehen davon: Wir entwickeln udn bauen doch noch welche, der nennt sich halt Eurofighter und ist ne Koop der EU

Außerdem wenn mich nicht alles irrt ist der F-35 ein aktiver Angriffs"bomber", der Eurofighter ein Universal-Abfangjäger und soll auch nicht ausgemustert werden

Weil es effektiver ist das Know-how mit Partnern zu bündeln. Der Tornado war bereits schon ein gemeinsames Projekt. Moderne Kampfjets, bedeutet extremen Aufwand. Software, Flügel, Triebwerke, Avionik, Radar ect. das fällt nicht einfach vom Himmel. Da ist Expertise notwendig. Gleichzeitig können die verschiedenen Partnern sich mit Ausbildung, Training und sogar Lagerhaltung von Ersatzteilen Unterschützen und das spart langfristig Zeit und Geld.

Die Russen z.B bauen eigene Flugzeuge aber alles was übertrieben ausgedrückt komplizierter ist als eine Schraube und Mutter müssen sie Importieren. Das Ergebnis sind paar Testflugzeug ohne Serienproduktion, weil man komplett abhängig ist von importen der nötigen Kompetente. Ein großer Teil der nötigen Teile ihrer Flugzeuge stamme vor dem Krieg aus der Ukraine, weil schon seit Sowjetzeiten dort ein großer Teil der Sowjetischen Flugzeug Industrie war, die im Russlands schlichtweg nicht exestierte und exestiert. Wohlgemerkt, die Ukraine sind neben den USA der einzige Staat der Welt der es komplett aus eigenem Antrieb schafft ohne ausländische Importe ein Flugzeug von der Planung bis zur Vollendung zu bauen, die haben/hatten alles vor Ort.

Frankreich wiederum baute die Rafael eigentlich nur aus einem Grund selbst, wegen ihres Flugzeugträger und ihren eigenen Interesse diesen effektiv zu bewaffnen. Ansonsten gibt es ebenfalls dort wenig Interesse komplett einen Alleingang zu starten.


Nonkonformia  06.05.2022, 15:11

Das ist Unsinn. MiG, Sukhoi, Tupolev und Iljushin haben allesamt ihren Sitz in Moskau und sind zusammen mit Irkut (aus Irkutsk) zum OAK ( Объединённая Авиастроительная Корпорация) vereinigt. Die Produktion findet in Russland statt (Moskauer Agglomeration, Ural und vor allem Sukhoi und Irkut auch in Sibirien). Selbstverständlich entwickelt Russland eigene Triebwerke, Radare, Computer, Fly-by-Wire-Systeme usw. für die Flugzeuge, wenn auch die Technik gegenüber dem Westen auf diesen High-Tech-Gebieten als leicht rückständig eingeschätzt wird (von westlichen Experten). Die Flugzeuge selbst aber sind rein fliegerisch den westlichen eher überlegen.

In der Ukraine hat die Flugzeugfirma Antonov in den 2010ern faktisch Pleite gemacht und der wirtschaftsschwache ukrainische Staat war nicht in der Lage, das Unternehmen zu retten. Seit fast zehn Jahren wird dort kein Flugzeug mehr gebaut.

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SebastianS483  06.05.2022, 15:20
@Nonkonformia

https://www.google.com/amp/s/www.merkur.de/wirtschaft/russlands-luftfahrt-ohne-west-technik-unter-druck-zr-91410807.amp.html

https://www.nach-welt.com/indonesien-gibt-akquisitionsplane-fur-sukhoi-su-35-auf/

Lesen und verstehen!

Wusste garnicht das Antonov alles selbst macht und es keine weiteren Unternehmen in der Ukraine gibt, gut das du mich aufgeklärt hast. Wenn das nur Airbus wusste, da benötigten die in Zukunft auch keine Zulieferer mehr oder?!

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Wir haben bis zum WK2 Kampfflugzeuge gebaut.

Nach dem 2. Weltkrieg entbrannte zwischen den Siegermächten eine Rangelei um die verbliebenen deutschen Wissenschaftler. Hierzu gehörten nicht zuletzt die Ingenieure der Luft und Raumfahrttechnik. Bekanntestes Beispiel: der spätere NASA-Chefkonstrukteur Wernher von Braun.

Aber nicht nur die Raketentechnologie, für die von Braun stand, auch die deutsche Luftfahrt hatte unter den Nationalsozialisten bahnbrechende Forschungsergebnisse geliefert. So entwickelte eine süddeutsche Firma die Me (Messerschmitt AG) 262 „Schwalbe“, 1943 das erste Flugzeug mit Düsenantrieb.

Nach dem 2. Weltkrieg begann Messerschmitt – auch wegen der Restriktionen der Alliierten – mit der Herstellung eines Kleinwagens, dem Messerschmitt Kabinenroller. Tatsächlich erinnert die Form des Pkws an die Kabine eines Flugzeugs.

Mit der Gründung der Bundeswehr und der Wiederaufrüstung Deutschlands entstand 1955/56 der Heinkel Flugzeugbau GmbH und die Messerschmitt Flugzeug-Union Süd GmbH. Am Standort Riem wurde die Fouga Magister, ein militärisches Schulungsflugzeug, gefertigt.

Am ab 1961 neuen Standort Manching wurde das Kampfflugzeug F/RF/TF-104G „Starfighter“ zusammengebaut. Auch die Junkers Flugzeug- und Motorenwerke GmbH, die auf Projekte im Raumfahrtbereich spezialisiert war, gehörte zur damaligen Struktur der Gesellschaft.

1968 erfolgte der Zusammenschluss mit der Bölkow GmbH zur Messerschmitt-Bölkow GmbH und 1969 eine weitere Fusion dieses Konstrukts mit der Hamburger Flugzeugbau GmbH, einer Tochtergesellschaft des Werftbetriebs Blohm & Voss.

Dadurch entstand der damals größte deutsche Konzern für Luft und Raumfahrt, die Messerschmitt-Boelkow-Blohm (MBB). Die MBB wurde ihrerseits 1989 von der Deutsche Aerospace AG (DASA) übernommen, die 2000 in die EADS, der heutigen Airbus Group integriert wurde.

Die Airbus SE (von 2000 bis 2013 EADS für European Aeronautic Defence and Space) ist Europas größter Luft- und Raumfahrt- sowie (nach BAE Systems) zweitgrößter Rüstungskonzern.

Dieser produziert u.a. auch den  Eurocopter Tiger und Eurofighter Typhoon, den UH-72A Lakota und das Tankflugzeug A330 MRTT.


Nonkonformia  06.05.2022, 15:13

Kleine Korrektur: Die Me-262 war nicht das erste Flugzeug mit Düsenantrieb, nicht mal der erste Düsenjäger. Dies war die He-280, jenes die He-178, beide von Heinkel.

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Obwohl Deutschland damals die besten und modernsten Flugzeuge gebaut hat.

Wann damals? 1938?

Oder welche meinst du genau?


Silke18Neu  06.05.2022, 13:43

Neija, der Prototyp von 1945, den man nach Kriegsende fand, der war schon seeehr fortschittlich. Aber gut, dass sie den dann nie umgesetzt bekamen

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Tonis9706  06.05.2022, 14:57
@Silke18Neu

Bereits 44 in Dienst gestellte ME262 waren unglaublich fortschrittlich. Die wurden nur bereits auf dem Flugfeld hochgejagt. LG

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