Was ist für euch typisch Schauspieler?

8 Antworten

Schauspieler haben keine speziellen Charakterzüge oder "Ticks".

Völlig unterschiedliche Persönlichkeiten werden Schauspieler und auch ihr Auftreten ist so vielfältig und verschieden wie ihre Persönlichkeit. Solche Fragen fördern leider Klischee - von dem es bereits zu viel gibt.

Wie wäre es, Schauspieler einmal schlichtweg als beruflich tätige Individuen zu betrachten, so wie man es anderen Personengruppen auch zugesteht? Schauspieler haben vor allem ihren Beruf gemeinsam - und auch dieser zeigt sich inhaltlich in jedem Fall immer wieder unterschiedlich und anders.

Wie Menschen sich innerhalb dieses Berufes bewegen, geben und zeigen, bestimmt nicht der Faktor "Schauspieler", sondern ihre jeweils individuelle Persönlichkeit. "Charakterzüge" liegen grundsätzlich an der privaten Person, nicht an dem Fakt, dass jemand Schauspieler ist.


darkjuly 
Beitragsersteller
 03.09.2015, 14:04

Ich habe bemerkt, dass die meisten Schauspieler offen sind. Das wäre zum Beispiel ein Charakterzug der praktisch und an einigen Stellen auch erforderlich für diesen Beruf ist. Dinge in diese Richtung meinte ich.

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MissMarplesGown  03.09.2015, 14:35
@darkjuly


Ich bin sicher, dass Du "die meisten" nicht kennst.

Diese "Offenheit" ist bei Weitem nicht immer Charakterzug, sie ist vor allem "Fähigkeit", die vorhanden ist für den Fall, dass man "muss". Es gibt nicht wenige Schauspieler, die im Privaten sehr introvertiert und abgeschottet sind, die z.B. nicht gern Interviews geben oder öffentlich auftreten, dies aber selbstverständlich tun und meistern, wenn es gefragt ist. Das wirkt dann sehr "offen", ist aber eine angewendete und erlernte Fähigkeit, die NICHT zum privaten Persönlichkeitsrepertoire gehört. Der Fan oder Zuschauer bekommt davon aber nichts mit und kann eines vom anderen nicht unterscheiden, es sei denn, der Schauspieler teilt dies z.B. in Interviews über sich selbst mit.

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darkjuly 
Beitragsersteller
 03.09.2015, 15:34

Okay, danke :) ich würde aber nicht sagen, dass der Zuschauer das eine nur vom anderen unterscheiden kann, wenn es in einem Interview gesagt wird. Denn genau in diesem Punkt kann ein Schauspieler doch sagen dass er offen ist obwohl er es eigentlich nicht ist. Und niemandem würde es auffallen.

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MissMarplesGown  03.09.2015, 15:40
@darkjuly

Was ist "Offensein"?? Schauspieler können ihre Unsicherheit oder ihr Unbehagen oder ihre Unwilligkeit vor Kameras und Mikrofonen verbergen, wenn sie das Thema (das ihr privates ist) nicht öffentlich zur Diskussion stellen möchten. Was eine persönliche Angelegenheit und Entscheidung ist.

Sie zeigen sich bezüglich privater Befindlichkeiten und Einstellungen nur so weit, wie sie möchten, dass andere Leute diese erfahren sollen. Und dies hat nichts mit "Unaufrichtigkeit" oder einem "Sich verstellen" zu tun - sie MÜSSEN neben einem Öffentlichkeitsgesicht auch ein privates erhalten und schützen dürfen, da sie nicht selten mehr in der Öffentlichkeit stehen als Leute anderer Berufe. Das bringt der Beruf mit sich und dieses Problem muss schließlich gelöst werden - und dies hält jeder Schauspieler anders.

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darkjuly 
Beitragsersteller
 03.09.2015, 15:45

Dieser Meinung bin ich auch, ich würde nicht anders handeln und vertrete es vollkommen, wenn ein Schauspieler es so tut. Für ihn besteht "das Publikum" aus einer Masse fremder Menschen. Diese Menschen glauben allerdings ihn besser zu kennen als sonst irgendjemand...

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MissMarplesGown  03.09.2015, 18:42
@darkjuly

Exakt! Fans z.B. sind sachlicher Bestandteil des Berufsbildes, sie sind aber nicht Menschen, mit denen aus Sicht des Schauspielers private Beziehungen irgend einer Art bestehen oder gewünscht sind. Und hier beginnt es für einen Schauspieler oft bizarr zu werden, denn Öffentlichkeitsarbeit (und dazu zählt auch der gesamte Umgang mit dem Phänomen "Fans") ist oft in Teilen auch vertraglich geregelt - was Fans zumeist nicht bedenken.

Hier werden von den "Konsumenten" schauspielerischer Arbeit regelmäßig persönliche Grenzen der Schauspieler übertreten - und dies auszuhalten und privat zu managen gehört zum Beruf, muss aber auf sehr persönlicher Ebene abgeleistet werden. Hier MUSS ein Schauspieler selbst entscheiden können, in wieweit er diese "Maschinerie" freigiebig bzw. ungefiltert füttert - oder sich gezielt zurück hält, Aspekte des Privatlebens, private Haltungen oder Meinungen überlegt und bewusst verdeckt hält.

Daher ist die angebliche generelle "Offenheit" aller Schauspieler für den Schauspieler selbst ein sehr schwieriges, sensibles und kompliziertes Thema, und: Sie stimmt so nicht, sie ist eher Wunschdenken und Bedürfnis von Fans. Schauspieler müssen hier Kompromisse finden, die Job UND Privatbedürfnissen ungefähr gerecht werden. Fans sind ihre Kunden, ein Schauspieler lebt durch sie, sie bestimmen in weiten Teilen seinen beruflichen Werdegang. Um den Umgang mit dieser Diskrepanz zu schaffen, vermeiden nicht wenige Schauspieler den Blick auf die "Fantasien", die Fans über sie öffentlich kommunizieren.

Mancher Fan wäre entsetzt, wenn er solche Dinge über sich selbst täglich lesen müsste, das rutscht schnell ins Missbräuchliche - und fühlt sich dann auch so an. Dies dient der Befriedigung der persönlichen Bedürfnisse und Träume von Fans, nicht aber der Wertschätzung ihres "Idols". Ich muss dazu sagen, dass dieses Phänomen insbesondere männliche Schauspieler mit weiblichen Fans erleben, kaum jedoch umgekehrt. Der psychische Druck ist hier für männliche Schauspieler oft sehr hoch und belastend. Von "Offenheit" als makantem Charakterzug kann hier nicht die Rede sein, sie wird zumeist aufgrund eines festgestellten Selbstbewusstseins, das viele Schauspieler an sich haben, angedichtet. Dies ist aber zweierlei.

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darkjuly 
Beitragsersteller
 03.09.2015, 19:00
@MissMarplesGown

Okay, danke :D ich glaube jetzt habe ich es verstanden... Schauspieler haben selten bis nie typische Charakterzüge. Aber ich hatte mit dieser Frage nicht vor, irgendwelche Klischees zu pflegen. Es interessiert mich bloß, was die "normalen Leute" (okay, das ist blöd formuliert. Ich meine die, die nicht vom Schauspielvirus befallen sind, ich glaube, du weißt, was ich meine...) darüber denken.

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darkjuly 
Beitragsersteller
 03.09.2015, 20:01

Fleischereifachverkäufer... oje :D

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darkjuly 
Beitragsersteller
 07.09.2015, 16:50

Da sind ein paar offene Kommentare für dich...

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Charakterdarsteller, die ihre Rollen nicht nur spielen, sondern auch leben - zumindest für die Dauer, wenn sie vor der Kamera bzw. auf der Bühne stehen.

Männliche Charakterdarsteller sind für mich z. B.:

  1. Robert De Niro (Taxi Driver)
  2. Jack Nicholson (Shining)
  3. Anthony Hopkins (Das Schweigen der Lämmer)
  4. Tom Hanks (Forrest Gump)
  5. Dustin Hoffman (Die Reifeprüfung, Kramer gegen Kramer)

Zu den weiblichen Charakterdarstellern zählen für mich u. a.:

  1. Judi Dench (Tagebuch eines Skandals)
  2. Helen Mirren (Die Queen, Hitchcock, Die Frau in Gold)
  3. Meryl Streep (Der Teufel trägt Prada, Die Brücken am Fluss)
  4. Jodie Foster (Das Schweigen der Lämmer, Flightplan, Die Fremde in Dir)

Ich hoffe, ich konnte Dir etwas weiterhelfen, VG, MsSunrise2015 :-)

Ein ganz normaler Mensch wie jeder Andere nur dass er eben eine andere Berufung hat und eben gut in Rollen anderer schlüpfen kann. Das könnte sowohl im Beruf, als auch im wahren Leben gelten, also dass er Empathie besitzt oder sich gut aufspielen kann.

Naja, Schauspieler werden es einfach haben, Lügendetektoren auszutricksen, da sie wunderbar in die Haut anderer schlüpfen können und eine enorme Körperbeherrschung haben müssen.

Selbstbeherrschung und den Situationen angemessen reagieren zu können ist für die Personen ein Vorteil, aber für Außenstehende wird es schwierig sein, Schauspieler einschätzen zu können. Sie sind nur authentisch, wenn sie es wollen. Beziehungen zu Schauspielern setzen mehr Vertrauen als gewöhnlich voraus.

Ähnlich schwierig stelle ich mir aus gleichem Grund Beziehungen zu Psychologen vor.


darkjuly 
Beitragsersteller
 03.09.2015, 20:13

Ich finde, Vertrauen in den Partner ist eine Voraussetzung für eine Beziehung. Dabei spielt es keine Rolle ob der Partner ein Schauspieler ist oder nicht. Man verliebt sich doch bloß in jemanden, dem man vertraut und entweder man vertraut dem Schauspieler (und verliebt sich) oder eben nicht (und verliebt sich nicht). Wenn es auf das Zweite herausläuft, dann ist es einfach so, dass die Liebe des Schauspielers zu der nicht-vertrauenden Person einfach nicht erwidert wird. Das ist dann zwar das Problem des Schauspielers, aber nicht weil er Schauspieler ist. Das kann jedem passieren.

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Hallo nochmal, k. A.warum ein bereits vor Stunden eingesandter Kommentarhier hier leider nicht zu finden ist ; ich versuche es nocheinmal und so kurz wie möglich. Zuerst ein paar Fakten zur Richtigstellung eines von Lady MarplesGown erstellten sehr sympathischen, enthusiastischen Aufsatzes. Ich habe mich etwas gewundert, weil es in der Sache kaum gravierende Unterschiede zw. unseren Auffassungen gibt. Du wertest Darsteller und Schauspieler einfach nur anders. Etwas überflüssig waren nur Deine schon etwas persönlichen "Urteile". Woher hast Du die? Ich sei wohl noch recht jung und unterläge wie so viele Zeitgenossen irgendwelchen Klischees über die bösen, reichen Pappnasen (nicht wörtl.) und verwische quasi den künstlerischen Rang der betr. Populationen. Um auf die gestellte Frage so rasch wie mögl. zu antworten: Schauspieler haben garantiert eine mindestens drei - jährige Ausbildung. Und schon da fängt es mit den Unterschieden an: Es kommen auf einen Ausbildungsplatz an staatl. Schulen jew. und mindestens 2 bis 3- stellige Bewerber-Zahlen. Wenn Du n. entspr. Tests tatsächl. einen Platz bekommst, ist das wirklich schon ne echte Hausnummer. Viel Nachwuchs-Mimen weichen deshalb auf priate Schulen aus. Das können sich leider nur wenige leisten, und diese Abgänger werden beim Vorsprechen an Theatern entsprechend akribisch beurteilt und erzielen sehr viel seltener ein Engagement. Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass das Wiener Max Reinhardt - Seminar/Schule Akademie eine der besten, professionellen Stätten ist. Tatsächlich haben sich aus diesen Bekannt- oder Freundschaften einige hochkarätige Schauspieler entwickelt. Dabei ist übrigens zu sagen, dass selbst diese Künstler im breiten Durchschnitt unserer Zeitgenossen so gut wie unbekannt sind. Natürlich gereicht es beim TV bereits zur Bekannt- oder gar Berühmtheit, wenn auch nur ein Streifen richtig gut gelaufen ist.

Sicher machen sich die Menschen eine völlig falsche Vorstellung von der Gage eines Schulabgängers, der, ganz wie nach dem Max Reinhardt Seminar, immerhin einen MAGISTERTITEL erwirbt. Das liegt, zumindest hier, eine Drehung höher als ein Bachelor! Und die Anfängergage, die nur ausnahmsweise mal höher liegt als Tarif, liegt bei ca. 1700 Euro BRUTTO.

....wenn das nach so viel Lernen, Sachverstand und Begabungs - Mindestmaß...nicht hehrer Idealismus ist....ich wüsste keinen Akademiker, der sich hierzulande sonst so abspeisen lässt. DAS meine ich, wenn ich zwischen den Begriffen so pingelig unterscheide. Und übrigens habe ich überhaupt keine solche Plattheit geschrieben wie etwa, Filmschauspieler seien unbegabt oder zu Unrecht im Hype. K. A., was da so empört hat!? Noch kurz zu dieser seltsamen Phantasie über mich als entgleister Kulturscharlatan, meine mutmaßliche Jugend u. meinem Erliegen in Oberflächlichkeiten. Ich habe THEATER und Schauspieler als eines meiner 6 o. 7 gewagten Kompetenzbereiche angegeben! Wie bin ich da wohl drauf gekommen? :-) Also, ich bin 60 Jahre alt, war schon immer fasziniert von den Medien ganz allgemein u. habe schlussendlich gute 20 Jahre ordentlich mit Solonormalverträgen und Mitgliedschaft im Ensemble an 3 versch. Theatern gearbeitet, am Stadttheater Ingolstadt, Landestheater Tübingen und Staatsschauspiel der Württembergischen Bühnen . Wahrscheinlich ist der Beruf, d. ich da nachgegangen bin kaum jemandem bekannt, .....der richtige Begriff heisst "Inspizient" (mit Schauspielverpflichtung als "praktische Dreingabe"). Ich sitze also bei den bis zu 9 - wöchigen Proben einer Produktion neben dem Regisseur, dem Assistenten, dem Dramaturgen u. Ausstatter, meistens und mache mir immer wieder Notizen. Von der 1. bis zur Generalprobe bin ich Teil des künstlerischen Apparats. Auf Englisch ist die Bezeichnung dafür "Stage Manager", viell. etwas besser einzuschätzen. Alles weitere wäre zu viel u. gehört nicht mehr zur Frage. Ich hatte mich durch diese Arbeit "im Off" dem Theater und dem Ensemble mit all seinen liebenswürdigen, spannenden und unglaublich aufschlussgebenden Seiten bis tief ins Detail mit Haut und Haaren verschrieben. Dass ich darauf aufmerksam gemacht habe, bin ich bei so viel Fehleinschätzung und verkehrter Phantasien den Künstlern einfach schuldig. Und b. t. w. halte ich Tom Hanks, John Malkowitsch, Jody Foster u. v. a. mehr keineswegs für minderbegabte Kulturtrampel mit geldgieriger Attitüde! WIR haben natürlich auch sensationell gute Darsteller, viell. auch mit Akademieabschluss. Ich habe ohne Entrüstung auch Exkollegen als Tatortkommissare, feinste Charaktere und Komiker auf dem Bildschirm o. der Leinwand bezaubern sehen. Und manche sind wirklich Universal-Genies! Aber wenn man nachzählt, das steht in ÜBERHAUBT keinem Verhältnis. Wer geht schon noch mit angemessener spannender Neugier ins Theater? Selbst das Schauspiel Stuttgart, war oftschlecht besucht. Dabei ist es so sinnlich,hat so viel Charme und lässt einen voller Betroffenheit heimgehen!?! liebe Grüße, u. zolling