Unterschied zwischen ,,Ich habe gewonnen" und ,,ich gewann"?
Gibt es irgendeinen Inhaltlichen Unterschied zwischen dem Satz: "Ich habe gewonnen,, und ,,Ich gewann"? Falls nein, wieso gibt es dann überhaupt 2 möglichkeiten es zu sagen?
8 Antworten
Die beiden Sätze unterscheiden sich nur grammatisch, nämlich im Tempus, also der Zeitform.
Ich habe gewonnen. <Perfekt>
Ich gewann. <Präteritum>
Die beiden Sätze bedeuten inhaltlich das Gleiche. Im Deutschen gibt es in den meisten Situationen nämlich keine zwingende Zuordnung dieser beiden Zeiten --aber in manchen Situationen schon.
Ich habe am Wochenende im Lotto gewonnen! <KORREKT>
Ich gewann am Wochenende im Lotto. <nur passend, falls es viele Jahre zurückliegt und du davon erzählst >
Fast alle Muttersprachler verwenden im Alltag erheblich häufiger Perfekt als Präteritum.
Präteritum wird vor allem in narrativen Situationen verwendet, also wenn man Dinge erzählt, die zurückliegen und abgeschlossen sind. Dies ist die typische Zeitform für Romanerzählungen, für Märchen und für Berichte aus der eigenen Vergangenheit.
Perfekt wirkt im Allgemeinen dynamischer, aktiver, mit mehr Bedeutung für die Gegenwart. In fast allen Alltagssituationen solltest du daher bevorzugt Perfekt verwenden. Die Hilfsverben sein/haben und oft auch Modalverben werden allerdings fast immer im Präteritum verwendet.
Hallo,
im Deutschen gibt es zwei Formen für die Vergangenheit,
das Perfekt - Ich habe gewonnen.
und das Präteritum - Ich gewann.
Es gibt keine festen Regeln dafür, wann man welche dieser Vergangenheitsformen verwendet. Beide der genannten Sätze sind gleichwertig und sagen dasselbe aus.
Grundsätzlich kann man sagen, dass das Perfekt eher beim Sprechen, im informellen Rahmen, im persönlichen Schriftverkehr,
das Präteritum dagegen eher in der Schriftsprache, im formellen Rahmen (Literatur, Zeitungen, wissenschaftlichen Arbeiten usw.)
verwendet wird.
Das Präteritum - auch beim Sprechen - verwenden wir vor allem auch bei den Verben haben und sein und den Modalverben.
AstridDerPu
Hi,
naja der Unterschied liegt ganz einfach in der Zeitform. Und die Zeitformen sind ja so definiert, dass "ich gewann" in sich abgeschlossen ist und eben in der Vergangenheit liegt. Bei "ich habe gewonnne" ist es zwar auch so, dass das in der Vergangenheit liegt aber laut der Definition der Zeitform bezieht sich das immer noch auf die Gegenwart
Earnest hat Recht. Das ist einfach falsch und scheinbar aus dem Englischen übernommen.
Das ist falsch. Du scheinst das englische Present Perfect im Hinterkopf zu haben.
Ich wusste nicht das dazwischen ein Unterschied gemacht wird da ja beides in der vergangenheit liegt. Vielen dank für die Antwort!
Das Deutsche hat zwei Vergangenheitsformen:
- Präteritum: Ich gewann
- Perfekt: Ich habe gewonnen
Für die meisten Sprecher sind diese beiden in den meisten Situationen gleichbedeutend: Schriftlich verwendet man in der überwältigenden Mehrzahl aller Fälle Präteritum, in Romanen und anderen Erzählungen sogar so gut wie ausschließlich.
Mündlich hängt es ein bißchen von der Region ab, aber im Süden wird Präteritum so gut wie nie verwendet, mit der möglichen Ausnahme von Modal- und Hilfsverben, die nur im allertiefsten Süden im Perfekt vorkommen („Das habe ich nicht gewollt“, „Ich bin damals noch Schüler gewesen“), aber ab Bayern bereits im Präteritum vorkommen. Je höher Du in den Norden kommst, umso häufiger wird das Präteritum auch in der gesprochenen Sprache.
Im Norden beobachtet man auch eine inhaltliche Differenzierung zwischen Präteritum und Perfekt: Letzteres wird verwendet, wenn ein Gegenwartsbezug vorliegt. In dieser nördlichen Sprachverwendung würde also gelten:
- Vor zwei Jahren wurde ich zu einem Casinobesuch eingeladen und konnte auf Firmenkosten zocken. Ich gewann sogar einen Haufen Geld dabei, aber eigentlich interessiert mich das Spiel nicht wirklich.
- „Warum bist du heute so spendabel?“ — „Gestern war ich zufällig im Casino und habe dort durch Anfängerglück einen Haufen Geld gewonnen“
Im ersten Fall hat der Gewinn keinen Gegenwartsbezug (er war ein einmaliges und konsequenzloses Vorkommnis in der Vergangenheit), im zweiten Fall ist jedoch der Gewinn die direkte Ursache für eine gegenwärtige Handlung.
In manchen Typen von Texten, z.B. journalistische und essayistische (zu letzteren zählen auch manche Antworten auf GF) kann man das Perfekt in diesem Sinn auch schriftlich verwenden. Ich stamme aus dem allertiefsten Süden und hörte in meiner Jugend kaum jemals ein Präteritum in der spontanen Rede, aber später zog ich in eine norddeutsche Großstadt und wurde mit dieser Konvention konfrontiert. Sie gefiel mir sehr, und daher habe ich mir die Verwendung des „Schriftperfekts“ bewußt antrainiert (siehst Du, was ich hier getan habe?).
Es sind zwei verschiedene Vergangenheitsformen. Die eine in der Verlaufsform, die andere ist bereits abgeschlossen. Genau genommen markieren sie also zwei verschiedene Punkte auf dem Zeitstrahl in der Vergangenheit. „Ich gewann“ ist der Zeitpunkt, an dem du gerade dabei warst zu gewinnen. Also der Augenblick, in dem es geschah. „Ich habe gewonnen“ wäre eine allgemeine Aussage über den abgeschlossenen Vorgang des Gewinnens.
Das ist am Beispiel „gewinnen“ vielleicht etwas schwerer nachzuvollziehen als zB bei dem Wort „essen“.
“Ich aß“ ist der Moment in der Vergangenheit, in dem du gerade dabei warst, zu essen. „Ich habe gegessen“ ist ein Moment in der Vergangenheit, an dem dein Teller bereits leer war, weil du gegessen hast.
Umgangssprachlich wird das beides oft gleichgesetzt bzw. einander angenähert. „Ich gewann“ oder „Ich aß“ wird einfach selten genutzt, weil es für viele altmodisch klingt.
Auch du scheinst dich am englischen Modell zu orientieren. Dort gibt es in der Tat einen bedeutenden Unterschied zwischen "I ate" und "I have eaten". Das ist im Deutschen aber nicht so.
Die Formulierungen in Präteritum bzw. Perfekt beziehen sich im Deutschen nicht auf unterschiedliche Zeitstufen.
Der einzige Unterschied liegt in der Sprachebene - worauf du am Schluss deines Beitrags auch hingewiesen hast: "Ich gewann" oder "Ich aß" ist in der Tat recht selten geworden...
Hm... Ich muss gestehen, ich habe noch nie so intensiv darüber nachgedacht. Mir war - das erklärt vielleicht meine Annahme - lediglich ein Teil eines Sprachverständnistests in unserer Praxis im Kopf, bei dem die Kinder den Satz „Er hat gegessen“ verstehen und zeigen sollen. Zur Auswahl stehen 4 Bilder, auf einem davon - dem Zielbild - ist das Kind fertig mit dem Essen und liest neben seinem leeren Teller sitzend ein Buch. Auf einem der Ablenkerbilder isst er gerade, auf dem dritten bringt die Mutter das Essen gerade erst an den Tisch und auf dem vierten macht das Kind was ganz anderes. Dadurch habe ich mich vermutlich verleiten lassen zu meiner oben genannten Annahme. 🤔
Hätte keine Perfektere Antwort erwarten könne. Danke!