Übertreibt die KITA?

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Hallo!

Ich glaube, du musst dir nicht soo viele Gedanken machen wegen diesem Gespräch. Ich habe den Tonfall, in dem die Dinge gesagt wurden, jetzt natürlich nicht mitbekommen, aber die Sätze, die du zitierst, müssen einem nicht unbedingt ein schlechtes Gefühl machen.

Ich arbeite selber als Erzieherin - und solche Dinge werden eigentlich sehr oft gesagt, so in dem Rahmen. Also, dass ein paar super Sachen angesprochen werden, und auch ein paar, die noch verbessert werden könnten.

Klar - das mit den Hausschuhen hätten sie dir sagen sollen, sobald die erste Mitarbeiterin das bemerkt. Hattest du das Gefühl, sie wussten das schon längere Zeit?

Dass 2 1/2 jährige auch manchmal vom Essen aufstehen, oder sich auch mal auf den Boden legen und ein bisschen auf Trotz machen, finde ich persönlich a) völlig normal, und b) sogar ein bisschen zum Grinsen. Ich glaube, ich hab die "kleinen Rebellen" immer schon mindestens so gerne gemocht wie die "Braven" - auf jeden Fall hat man immer beide Sorten in jedem Jahrgang. Und es ist eigentlich nicht der Auftrag der Kita, sie alle zu bedingungslosem Gehorsam zu drillen.... Eher, ein Gefühl dafür zu wecken, warum es für alle gemütlicher ist, wenn man beim Essen ruhig beisammensitzt, statt rumzuhampeln.

Auf jeden Fall ist das Lernen, dass man sich manchmal in eine Gruppe einfügen sollte, einer der Punkte, die Aufgabe der Kita sind, nicht deine.

Umgekehrt ist es tatsächlich hilfreich für ihn, wenn du ihn unterstützt, mehr und mehr sich selbständig anzuziehen - auch, wenn das am Anfang natürlich länger dauert, als wenn du es selber machst. Du kannst es ja in Stress- oder Eile-Situationen machen, aber schaff auch genug Gelegenheiten, wo er Zeit hast, es (mit deiner Anleitung) in Ruhe selber zu üben.

Noch zu dem Autounfall: Klar, es ist möglich, dass die Situation für ihn so was wie ein Mikrotrauma war. Das ist aber kein Drama - alle Menschen erleben im Laufe ihres Lebens emotional belastende Situationen. Mindestens 70% der Traumata brauchen keinerlei Therapie, sie "heilen von selber aus", wenn der Betroffene nachher Sicherheit und Begleitung erlebt. Das fördert die Resilienz.

Anzeichen für ein Trauma wären, wenn er zu weinen anfängt, sobald das Thema zur Sprache kommt, wenn er Vermeidungsverhalten zeigt (wie z.B. nicht mehr in ein Auto steigen zu wollen), wenn er plötzlich schlecht schläft, Alpträume hat oder so etwas. Das kann auch erst ein Weilchen nach dem Ereignis auftreten.... Aber solange du soetwas nicht bei ihm bemerkst, musst du dir glaube ich keine Sorgen machen!

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – sowohl eig. Erfahrung als auch Ausbildung in Gewaltfreier Ko

So wie du es schilderst ist euer Sohn ein ganz normales Kind und deine Einstellung zur Erziehung finde ich gesund. Ich habe viele Elterngespräche geführt und zwei Dinge sind mir bei der Selbstreflektion aufgefallen.

  1. Man sucht immer irgendetwas negatives oder irgendetwas was besser laufen könnte und denkt, daß es dadurch besser wird, daß man es anspricht. (Auch die Entwicklung der Kinder in Details zu vergleichen ist eigentlich nicht professionell und wird natürlich trotzdem gemacht, gerade wenn man Punkte sucht um ein Elterngespsräch vorzubereiten).
  2. Wenn wir mit dem Verhalten eines Kindes nicht zurecht kamen, schaltet sich fast automatisch die Perspektive ein, "vielleicht ist ja gerade irgendetwas zu Hause?". Oftmals stimmt das ja auch aber manchmal war es auch einfach eine Ausflucht. Gerade wenn man selbst nicht weiter weiß, sucht man händeringend nach einer Erklärung. Ich vermute mal daß die Erzieher manchmal genau an diesem Punkt standen mit eurem Sohn. Und so wie es aussieht gibt es gerade einfach keine plausible Erklärung und keine der Strategieen der Erzieher fruchtet. Das passiert.

Also bleib locker, und nimms nicht persönlich.

Es ist doch die Aufgabe und Pflicht der Kita auf solche Dinge zu achten und sie anzusprechen wenn sich dein Kind in manchen Dingen sehr vom Rest der Kinder unterscheidet.

Das ist nicht übertrieben sondern soll ja so laufen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – 3 Kinder, nebenberuflich in der Säuglingspflege tätig

Er ist 2,7 Jahre alt.... Wenn ich an die Arbeitszeit im Kindergartenbereich zurückdenke.... da waren so einige 3Jährige (und etwas darüber) nicht anders.

Man darf ja auch eines nicht vergessen, egal wie früh ein Kind bereits in den Kindergarten kam (in eurem Fall U3 Betreuung), egal wie viel ein Kind in dem Alter "schon" kann.... die typischen Entwicklungsphasen durchlaufen alle Kinder. Manche deutlicher als andere.

Es ist normal das ein kleines Kind über ein prägendes Ereignis spricht.... und das dann über einen individuellen Zeitraum hinweg. Egal ob Feuerwehreinsatz, Geschwisterchen, jemand ist gestorben, es gab einen Unfall..... etc pp

Und zu dem "während der Essenszeiten im Kindergarten aufstehen" ..... meine Güte, das Kind ist noch nicht mal 3 Jahre alt. Nur weils bereits seit längerem in die Tagesbetreuung geht heißt es nicht das da nun stets alle dort herrschenden Tischregeln befolgt werden (können). Edit: Dennoch muss dann eben die Betreuung die das Essen grade beaufsichtigt bzw. im Gruppenraum anwesend ist, handeln. So das das herumlaufende Kind die Nahrung weiter aufnehmen kann und die anderen Kinder nicht beim Essen gestört werden.

Und zu deinem innerlichen Gefühl. Ich denke, so geht es vielen Eltern. Sogar mir ging es so als mir damals eine Erzieherin meines damaligen Kindergartenkindes Beobachtungen mitteilte und dann noch etwas sagte das für mich (selbst staatlich anerkannte Erzieherin) einerseits selbstverständlich ist - andererseits aber als Mutter nicht umsetzbar war wenn ich mich zeitgleich an die dort herrschende Kleiderregelung halten wollte. Nur als Beispiel. Das "blöde innere Gefühl" ist normal.

Aber: Letzten Endes muss ja angesprochen werden wenn etwas auffällt oder "ungünstig" ist. Allein schon zur reinen Information über den aktuellen Stand des Kindes. Lieber so, als das absolute Gegenteil.

Er steht auf beim Essen, setzt sich nicht immer unbedingt sofort wieder hin wenn man ihn dazu auffordert.

Klarer Fall von falscher Erziehung. Solche Erzieher gibt es, die immer nur rufen und dabei lauter werden. Würde das einer meiner Kids machen, so gehe ich hin und hole das Kind und setze es hin, wenn es nach 2 maliger Aufforderung nicht kommt. Das ist kein Punkt für ein Elterngespräch. Jedenfalls nicht bei mir

Er provoziert die Situation gerne. Legt sich wohl als einziges Kind auf den Boden obwohl die Kinder schon angefangen haben zu essen.

Scheint keinen Ablauf zu haben bei denen. Bei uns hat das Kind aufgaben und keine Zeit sich hinzulegen. Wir gehen in den Essraum, die holen sich Teller und besteck und setzen sich hin. Vorher gehts bei mir nicht weiter. Wenn einer auf dem Boden liegt kommt der Gruppenzwang bei mir. Nicht ich rufe das Kind zur Ordnung, sondern die anderen fangen an zu meckern weil sie Hunger haben. Und spätestens wenn die Lieblingsbuddys nörgeln kommt das Kind. Gruppenzwang halt. Auch keine Thematik die bei mir ins Elterngespräch kommt. Ich habe manchmal Kinder die bocken und nicht wollen. Aber ich sag mal so, wer nicht essen will muss auch nicht essen. Am gedeckten Tisch ist noch keiner verhungert.

Er würde viel zu unselbstständig für sein Alter im Gegensätze zu anderen Kindern sein, weil er seine Jacke und seine Schuhe nicht selbstständig anziehen kann und er deshalb super frustriert sein würde.

Okay.... aber in dem Alter muss man das noch nicht können. Das wäre bei mir im Elterngespräch wenn das Kind 4 oder 5 Jahre alt ist. Dann hätte man ein Problem. Aber nicht mit fast 3 Jahren.

Er schreit herum... 

Aha.... Tja im Kindergarten normal. Wäre bei mir auch kein Grund für ein Elterngespräch

Mach dir keinen Kopf. Achte in Zukunft selber aufs Schuhwerk. Ansonsten ist das alles nicht der Rede wert was die da von sich geben. Manchmal sind Erzieher so. Es gibt Erzieher und es gibt 100%ige Erzieher bei denen alles nach Chema F gehen muss und einem strengen Regelwerk unterliegt. Es kann sein dass die von oben Druck bekommen.

Es ist auch so, dass die Wokeness in die Kitas einzieht. Vieles was die Eltern heute falsch machen landet gleich als Fall vor dem Jugendamt. Schuhe zu eng? Könnte Kindeswohlgefährdung sein, Jugendamt klingelt demnächst. Man kann nur den Kopf schütteln wohin sich das bewegt. Es sind jetzt viele Sachen, da frage ich mich, warum mischt man sich da ein. Aber es wird vom Träger erwartet. Ich hatte ne Mutter, die war mit dem Kind in der Garderobe. Die Mutter hatte es eilig und motzte das Kind an es solle sich mal etwas beeilen, es trödele so sehr. Das Kind bockte daraufhin und einer meiner Kolleginnen sah das. Das zog gleich einen Anpfiff nach sich inklusive gelben Zettel fürs Jugendamt. Also immer drauf achten das Schuhe und Co vollständig da sind und passend. Andere Dinge einfach abnicken. Meistens liegts an den Regelungen in der Kita die von oben kommen. Ein Kind mit 2 Jahren muss sich noch nicht selbständig anziehen können.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich arbeite seit über 20 Jahren mit Kindern und Jugendlichen