Übersetzung "De Bello Gallico" Korrektur?
Guten Mittag,
ich habe ein Teil des Textes aus Caesars "De Bello Gallico" Buch IV 23 übersetzt und habe es mit anderen Übersetzungen aus dem Internet verglichen. Dabei waren jedoch so viele Unterschiede zwischen meiner Übersetzung und den Ergebnissen, sodass ich mich wundere was ich denn alles nicht beachtet habe. Ich würde mich über Hilfe sehr freuen.
Text:
His constitutis rebus nactus idoneam ad navigandum tempestatem tertia fere vigilia naves solvit equitesque in ulteriorem portum progredi et naves conscendere et se sequi iussit.
a quibus cum paulo tardius esset administratum, ipse hora diei circiter quarta cum primis navibus Britanniam attigit atque ibi in omnibus collibus expositas hostium copias armatas conspexit.
cuius loci haec erat natura atque ita montibus angustis mare continebatur, uti ex locis superioribus in litus telum adigi posset.
hunc ad egrediendum nequaquam idoneum locum arbitratus, dum reliquae naves eo convenirent, ad horam nonam in ancoris exspectavit.
Übersetzung:
Nachdem diese Angelegenheiten beschlossen worden waren, segelte er die Schiffe ab, um zu einem geeigneten Zeitpunkt durchzufahren und den dritten Wachposten fast zu erreichen, und er befahl, dass die Reiter im entfernteren Hafen vorrückten, die Schiffe befuhren und ihn folgten.
Als er von denen ein weniger langsamer geleitet wurde, erreichte er selbst mit den ersten Schiffen ungefähr an der vierten Stunde des Tages Britannien und erblickte dort bei allen Hügeln die bewaffnet aufgestellten Truppen der Feinde.
Dessen Ort befindet sich bei dieser Natur und auch das Meer grenzt die engen Berge so ein, dass aus weiter oberen Gegenden die Waffe zu der Küste hineingetrieben werden konnte.
Um zu diesen vorzurücken hielt er den Ort keineswegs für geeignet und bis die übrigen Schiffe dort zusammenkommen, wartete er an der neunten Stunde bei den Ankern.
Vielen Dank im Voraus
LG
2 Antworten
His constitutis rebus nactus idoneam ad navigandum tempestatem tertia fere vigilia naves solvit equitesque in ulteriorem portum progredi et naves conscendere et se sequi iussit.
Nachdem diese Angelegenheiten geregelt worden waren, bekam er zufällig günstiges Wetter zum Segeln, etwa zur dritten Nachtwache, und so setzte er die Schiffe in Bewegung und befahl, dass die Reiter zum weiter entfernten Hafen vorrücken, die Schiffe besteigen und ihm folgen.
A quibus cum paulo tardius esset administratum, ipse hora diei circiter quarta cum primis navibus Britanniam attigit atque ibi in omnibus collibus expositas hostium copias armatas conspexit.
Während von diesen ein wenig langsamer verrichtet wurde, erreichte er etwa um die vierte Stunde des Tages mit den ersten Schiffen Britannien und erblickte dort auf allen Anhöhen aufgestellte bewaffnete Truppen der Feinde.
Cuius loci haec erat natura atque ita montibus angustis mare continebatur, uti ex locis superioribus in litus telum adigi posset.
Es war die Beschaffenheit dieser Gegend und daher von engen Bergen war das Meer umschlossen, so dass aus den oberen Stellen auf das Meeresufer Wurfgeschosse abgeschossen werden konnten.
Hunc ad egrediendum nequaquam idoneum locum arbitratus, dum reliquae naves eo convenirent, ad horam nonam in ancoris exspectavit.
Er hielt diesen Ort in keiner Weise zum Vorrücken/Einmarschieren für geeignet und wartete, solange die übrigen Schiffe dorthin zusammenkommen würden, und lag bis zur neunten Stunde vor Anker.
Sunt quaedam emendanda, si plus scire cupiveris, fac e me quaeras nuntium mihi mittens.
"equitesque in ulteriorem portum progredi et naves conscendere et se sequi iussit" und er befahl, dass die Reiter zum weiter entfernten Hafen vorrücken, die Schiffe besteigen und ihm folgen.
Aber das Kopfverb "iussit" ist doch Perfekt und die Infinitive "progredi, conscendere, sequi" sind doch Präsens. Dadurch ist hier ja eine Gleichzeitigkeit vorhanden, wodurch man die Infinitive im Präteritum (also vorrückten, bestiegen, folgten) wiedergeben muss oder nicht? So habe ich das nämlich in der Schule gelernt...
Mach es am besten so, wie es dein Lateinlehrer verlangt. Mein Lateinlehrer ist da wohl entspannter und würde dies nicht als Fehler ansehen, da es sich um einen noch auszuführenden Befehl handelt. Im Lateinischen wird hier das historische Präsens verwendet, um eine gewisse Spannung beim Leser zu erzeugen, die jedoch in der deutschen Übersetzung im Imperfekt verloren geht. Die fatale Übersetzungspraxis der deutschsprachigen Altphilologie verfälscht dabei den lateinischen Urtext. Zum Glück gibt es heute auch immer mehr junge Lateinlehrer, die ihre Schüler nicht mit einem starren Denkschema bei der Übersetzung quälen und ihnen die Freude an Latein nicht durch solche starren und oft auch unnötigen Regularien total vermiesen. Sprache ist ein komplexes Gebilde und eröffnet einen großen Interpretationsspielraum. Dies gilt auch für Latein, wenn auch manche Altphilologen in ihrem Starrsinn Latein wie eine tote Wissenschaft betreiben wollen und sich dann noch wundern, warum fast niemand mehr Latein lernen will.
Gerade bei iubere ist oft eine deutsche Übersetzung mit Infinitiv stilistisch besser als ein dass-Satz. Es ist nichts Unanständiges einen AcI NICHT mit einem dass-Satz zu übersetzen, manchmal - zum Beispiel bei den Verben des Veranlassens, Erlaubens, Verbietens und Befehlens - ist die Wahl einer Infinitivkonstrultion oft sogar dem dass-Satz vorzuziehen - und so sparst du dir auch das Tempus-Problem im dass-Satz ...
Übersetze am besten: "... und er befahl den Reitern, zum weiter entfernten Hafen vorzurücken, die Schiffe zu besteigen und ihm zu folgen."
Ja da hast du Recht... Ich danke dir sehr für deine Hilfe! Das habe ich dringend gebraucht.
Beim Infinitiv Präsens handelt es sich NICHT, um ein historisches Präsens! Vielmehr steht hier ein Infinitiv Präsens, weil die Nachzeitigkeit bei Verben des Veranlassen,des Erlaubens und des Verbietens im AcI nicht ausgedrückt. Das Problem der "richtigen" Tempuswahl kann man elegant umschiffen, indem man hier für die Übersetzung einen Infinitiv wählt oder "soll(t)(en)" im dass-Satz ergänzt. Das erleichtert auch die Entscheidung zwischen Präsens und Präteritum.
Alles klar vielen Dank! Das werde ich machen
tertia vigilia = in der dritten Nachtwache, da segelte er ab. Den Rest habe ich noch.nicht gelesen,evtl späte4
Ich danke dir wirklich sehr! Eine Frage hätte ich noch: Könntest du beim ersten Satz den folgenden Teil: equitesque in ulteriorem portum progredi et naves conscendere et se sequi iussit. als AcI übersetzen. Unser Lehrer meinte nämlich, dass im ersten Satz der Klausur also in diesem ein AcI vorhanden ist. Es ist auch nicht schlimm, wenn du es nicht machen würdest. Dankbar bin ich trotzdem für die Antwort.