Über Fleischkonsum aufklären?
(Achtung: Lang) ;-)
Hey ihr Lieben,
Ich bin nun seit einigen Jahren Vegetarierin, versuche neuerdings auch mich überwiegend vegan zu ernähren. Außerdem habe ich im Rahmen meines Tiermedizin Studiums auch ein vierwöchiges Schlachthof Praktikum absolviert - Nicht gerade "schön", aber sehr wertvoll.
Nun - der Großteil meiner Familie ist so gut wie zu jeder Mahlzeit Fleisch. Vor allem mein jüngere Bruder, er ist um die 17 Jahre. Um ihn geht es auch, denn dem Rest meiner Familie isst ihr Fleischkonsum schon irgendwie bewusst. Ihm aber nicht.
Er isst pro Tag gut und gerne mal eine ganze Packung Salami - "Für die Proteine." Dabei ist die Salami außerdem so die billigste die man bekommen kann.
Nun, ich habe schon früher versucht irgendwie darauf hinzudeuten dass solche Mengen Fleisch zu konsumieren erstens, nicht gesund ist, und zweitens, meiner Meinung nach auch unethisch.
Bevor hier jetzt irgendjemand denkt ich möchte ihn dazu zwingen meine Meinung zu teilen: Nein. Jeder kann Fleisch konsumieren, auch so viel wie er meinetwegen möchte. Das einzige, was ich mir wünschen würde ist dass man sich wenigstens ansatzweise bewusst ist woher das Fleisch stammt.
Sobald ich auch nur das Wort "Fleischkonsum" ausspreche, rastet mein Bruder förmlich aus. Ich weiß nicht wieso. Ich habe ihm mehrfach klargemacht dass er gerne so viel Fleisch essen darf wie er möchte. Ich hatte erwartet dass man mit 17 schon reif genug ist, um sich mit solchen Themen auseinander zu setzen. Aber nein, er wird sofort beleidigt und fängt an, sarkastische Anmerkungen zu machen (Oh, ja, das ist dein armes Schwein, musst du jetzt weinen? Schmeckt aber so gut!" So etwas halt ;-))Aber ich finde er sollte sich wenigstens mit der Haltung der Tiere oder dem Schlachtprozess auseinander setzten. Auch das hatte ich (vor meinem Studium) selbständig getan. Aber er sieht dass nicht ein, weil es doch so viel gemütlicher ist sich nicht mit den toten Tieren auseinander zu setzen... verstehe ich. Finde ich aber irgendwie egoistisch. Dass ein Tier sterben muss nur damit du was auf dem Teller hast? Die Proteine kann man heutzutage auch von anderen Quellen bekommen.
Nun, meine Frage...wie bringe ich ihm so etwas vorsichtig näher? Oder wie findet ihr so einen übermäßigen Fleischkonsum? Es ist nicht so als würde ich mich jetzt großartig darüber aufregen, ich habe besseres zu tun haha, aber schade finde ich es irgendwie schon.
Danke schonmal für alle Antworten!
Ergänzung: Es geht mir keine falls darum, meinen Bruder zu irgendeinem Ernährungsstil zu zwingen. Es geht mir darum, ihn vorsichtig aufzuklären - sofern er das möchte. Deswegen war meine Frage nicht, wie ich ihn überreden kann, sondern wie man jemanden so ein heikles Thema vorsichtig näher bringt. Denn seine Ernährung ist ungesund. Das ist ein Fakt. Dennoch möchte ich betonen, dass meine eigentliche Frage eher war, was ihr von so einer Situation und Fleischkonsum generell haltet. Und bitte bleibt respektvoll.
Das Ergebnis basiert auf 29 Abstimmungen
14 Antworten
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Ich kann deinen Wunsch nachvollziehen, dass sich dein Umfeld mit Fleischkonsum an sich auseinandersetzt. Ich finde es aber nicht zielführend, das mit Zwang durchsetzen zu wollen.
Lass ihn sein Fleisch essen, vielleicht denkt er selbst ja irgendwann darüber nach oder steht einer Unterhaltung diesbezüglich offen gegenüber.
Und wenn nicht: Damit ist er nicht alleine, du und ich werden es aber nicht ändern können.
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Naja, jemanden stetig mit einem Thema zu konfrontieren, über das er partout nicht nachdenken möchte, ist nicht unbedingt die Definition von "nicht aufzwingen wollen".
Was du ihm ja nicht aufzwingen möchtest, ist eine fleischlose Ernährung. Sehr wohl möchtest du aber von ihm, dass er sich damit auseinandersetzt - und das möchte er offensichtlich nicht.
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Finde ich aber irgendwie egoistisch. Dass ein Tier sterben muss nur damit du was auf dem Teller hast?
...und genau an dieser Stelle ist es eben keine sachliche Aufklärung auf Augenhöhe mehr, sondern manipulativ und emotionale Erpressung. Darauf mit entsprechender Abwehr zu reagieren, spricht für eine gesunde innere Haltung und hat absolut nicht mit dem Thema zu tun.
Nun, meine Frage...wie bringe ich ihm so etwas vorsichtig näher?
Mit Respekt. Und das kann eben auch bedeuten, zu respektieren, dass er andere Entscheidungen trifft, als Du selbst.
Oder wie findet ihr so einen übermäßigen Fleischkonsum?
Nicht gut. Und wenn Schlachthäuser Glaswände hätten, würden sicherlich viele Menschen kein Fleisch mehr essen. Ändert für mich aber nichts daran, dass ich die Lebensweise anderer respektiere, auch wenn sie nicht meiner entspricht.
Ich habe viele Jahre als Vegetarier gelebt und war bewusst bei Schlachtungen dabei, bevor ich wieder Fleisch gegessen habe. Ich weiß also, was das bedeutet, kaufe nur aus einer Quelle, bei der die Haltung und Schlachtung meinen Anforderungen entspricht und empfinde eine entsprechende Wertschätzung für das Fleisch. Aber ich erwarte eben auch nicht, dass das alle anderen so sehen.
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Sehr schön. Ich weiß, dass meine Frage teilweise nicht gerade gut formuliert ist. Diese Gedanken würde ich natürlich ihm nicht sagen - Wie betont, es geht mir um eine generelle Aufklärung. Nicht um Abschreckung oder gar Manipulation...und ich hoffe, dass in meiner Antwort deutlich genug geworden ist, dass ich seine Entscheidung respektiere? 😩
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Wie betont, es geht mir um eine generelle Aufklärung. Nicht um Abschreckung oder gar Manipulation
Ich wage zu behaupten, dass ohne die Fähigkeit zur Verdrängung kein Mensch mehr Fleisch essen oder an seine Haustiere verfüttern würde.
Viele Menschen wollen also gar nicht aufgeklärt werden. Sie könnten die Informationen ja ganz leicht selbst bekommen, wenn sie es nur wollten. Und Aufklärung ist in diesem Fall eben gleichbedeutend mit Abschreckung. So ein Gespräch bedeutet den Verlust einer Selbstverständlichkeit, nämlich der täglichen Portion Fleisch auf dem Teller. Du magst gute Absichten haben, aber die ist eben leider von Deiner Zielgruppe nicht erwünscht.
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Das verstehe ich. Vielleicht ist es mir aufgrund meiner Erfahrung nicht verständlich, wie jemand es abschreckend finden kann dass man dort gerade ein totes Tier isst...denn meiner Meinung nach ist es ja offensichtlich. Ich verstehe was du meinst, danke.
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Ich würde deinen Bruder in Ruhe lassen, denn er hat - wie du sagtest - noch nicht die Reife für so eine Diskussion. Außerdem ist es doch ziemlich "uncool" sich von seinem Geschwisterchen sagen zu lassen, was gut und was schlecht ist. Da kannst du noch so tolle Argumente haben - er wird da jetzt ordentlich dagegen halten.
Es ist traurig, aber das Objektivieren von Fleisch macht es überhaupt erst möglich, dass Menschen so viel Fleisch verzehren können. Ich behaupte, dass die, die ihre Tiere selbst schlachten, immerhin noch den Wert dahinter erkennen.
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Ich esse nicht oft Fleisch, aber wenn dann versuche ich an Biofleisch zu kommen, auch wenn es 4x so teuer ist wie das konventionelle.
Ich würde sagen, dein Bruder ist automatisch in Abwehrhaltung, sobald du damit anfängst, weil er glaubt du willst ihn zum Vegetarier machen und weil er wohl doch noch zu unreif für das Thema ist. Ich sehe es wie du: wer Fleisch isst, erst recht Billigfleisch, sollte sich darüber im Klaren sein wie es "produziert" wird.
Ich an deiner Stelle würde den Bruder mal eine lange Zeit mit dem Thema in Ruhe lassen und es in ein paar Monaten oder Jahren noch mal versuchen. Mach mal einen Ausflug auf den Schlachthof mit ihm.
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weil ich versuche, soweit wie möglich und praktisch durchführbar, auf Tierqualerzeugnusse zu verzichten.
Du bist Tierärztin oder willst das werden?
Gut.
Ist es deiner Meinung nach besser, ein Tier an Altersschwäche oder an Krankheiten sterben zu lassen, oder ist es besser, das Tier zu schlachten. Bist ja immerhin Vegetarierin. Für dich werden Tiere genutzt. Und die werden irgendwann alt.
Tot ist es sowieso in beiden Fällen. Ist die Summe das Leides im Schlachthof höher oder niedriger?
Wenn du dort gearbeitet hast: hast du viel ungenießbare Bestandteile zum Verzehr freigegeben? Oder kommt das nicht in die Wurst?
Was wurde gemacht, wenn ein Tier mit Medikamenten "vollgepumt" war?
Und belästige deinen Bruder nicht mit deinem: "Fleischkonsum". So wie du es machst, ist es "besserwisserisch".
In Indien verrecken viele alte "heilige" Kühe, weil sie davongejagt wurden und dann Müll fressen müssen.
https://www.n-tv.de/wirtschaft/Wir-brauchen-mehr-Menschen-die-Rindfleisch-essen-article23617204.html
Danke für deine Antwort. Mich wundert es nur, woher so viele denken ich würde ihm etwas aufzwingen wollen 😩 Habe ich nicht oft genug das Gegenteil beteuert?