Totale Selbstzweifel wegen Lehramtspraktikum?

3 Antworten

Um Klassen unterhalb der letzten Klassen des Gymnasiums effizient unterrichten zu können braucht man eine natürliche Autorität. Wenn dir das fehlt ist das Klassenmanagement schwierig bis manchmal unmöglich. Probleme eine Gruppe zu beherrschen kann man im übrigen mit 45 noch genauso haben wie mit 19. Wenn du grundsätzlich Probleme empfindest dabei, dass die Schüler dir aufmerksam folgen und im Unterricht einigermassen ruhig sind wäre es besser ein anderes Berufsziel zu wählen. Wenn du später noch Probleme mit Klassenmanagemnt hast wirst du spätestens innerhalb eines Beamtenverhältnisses auf Probe oder auf Wiederruf gekündigt!

Für Lehramt ist es übrigens egal ob du das Fach Geschichte auf Lehramt studierst oder allgemein. Ich würde es eher allgemein studieren um mehr Möglichkeiten zu haben. Mit einem Studienabschluss in Geschichte könntest du dich zum Beispiel für den höherne Auswärtigen Dienst bewerben wo derzeit Nachwuchs fehlt. In der Sparte Germanistik könntest du eventuell in den Journalismus (begrenzte Aussichten) und ab Vollendung des 20. Lebensjahres oder auch Abschluss des Studiums ein Volontariat bei einer Zeitung absolvieren.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Das Gespräch mit der Schulleiterin war sicher eine ganz blöde Situation für dich und kann einen auch wirklich runterziehen.

stelle meine Eignung zum Lehrer zum ersten Mal generell in Frage Das ist erklärlich, aber dein Faux-pas war ein Fehler, der dir nicht so schnell wieder passieren wird. Kein Grund, deine Eignung in Frage zu stellen.

Meine Erfahrungen mit Praktikanten waren die, dass ich immer auf einen ausreichenden Altersunterschied Wert gelegt habe. Und der ist zwischen einem 19-jährigen und 9. und 10. Klässler nicht groß genug. Ich würde darum bitten, nur in den Klassen 5 und 6 eingesetzt zu werden.

Ansonsten: versuch dein Praktikum, so gut es geht, durchzuziehen. Und das nächste - evtl. an einer Grundschule - kann schon ganz anders aussehen und du kannst deine Erfahrungen vom FSJ einfließen lassen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Korkik05 
Beitragsersteller
 19.02.2025, 21:40

Danke für deinen Kommentar! Ich tüftele gerade auf jeden Fall so an meinem Stundenplan, dass ich vor allem 5tis/6tis habe. Irgendwann und spätestens auch im Praxissemester werde ich ja auch Stunden mit den Älteren haben und mir fehlt einfach gerade so die Zuversicht, dass ich z.B in den 2-2,5 Jahren plötzlich viel mehr Autorität habe/anders aussehe. Ich arbeite aber auf jeden Fall dran.

salome77  27.02.2025, 20:09
@Korkik05

Das finde ich keine gute Idee. Den Problemen aus dem Weg zu umgehen macht es nicht besser und es wird auch nicht besser. Du wirst nicht plötzlich mehr Autorität haben, nur weil Du älter bist.

Das mit dem Verschlafen ist einfach blöd gelaufen. Du weißt ja selbst, du hast einen Fehler gemacht, dir ist klar, dass du in Zukunft zusehen musst, dass sowas nicht noch einmal passiert (zumindest nicht in so einer „Bewährungsprobe“), und du verstehst, warum es das unangenehme Gespräch nach sich zog. Und während du all das in Zukunft nicht vergessen solltest, solltest du dir darüber jetzt auch nicht noch weiter einen Kopf machen. Shit happens und Erfolg kommt nicht daher, dass man niemals Fehler macht, sondern dass man wenn man Fehler macht, aus diesen lernt.

Das ist ja jetzt nur das Praktikum, und du bist in Ausbildung. Das heißt, wie in jedem anderen Beruf auch: Du darfst Fehler machen, du darfst noch ausbaufähiges Selbstbewusstsein / Autorität haben, du darfst noch Sachen lernen müssen, du darfst verschiedene Dinge (auch im Umgang mit Schülern und Kollegen) ausprobieren. Wenn du das jetzt innerhalb des Praktikums tust, und später im Referendariat, dann wirst du trotzdem ein guter Lehrer sein, wenn du es dann richtig sein wirst. Und wenn du aufgrund der Ereignisse nun unreparierbar den Ruf des unfähigen Praktikanten an dieser Schule hast, dann wisse, dass dir tausende andere Schulen in der Bundesrepublik zur Verfügung stehen. Wir anderen, die andere Berufe in Ausbildungsbetrieben gelernt haben, haben uns dort auch nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert. Macht an sich erstmal nichts, denn man wird sowieso nicht für den Rest seines Berufslebens dort feststecken.

Was die Autorität betrifft: ich fürchte, da kannst du nicht viel mehr tun als Warten. Natürliche Autorität kommt mit dem Alter, oder genauer gesagt: mit Lebenserfahrung, und die braucht Zeit. Dem musst du jetzt noch mindestens (!) 10 Jahre Zeit geben (zum Glück dauert Lehramt ja auch eine Weile). Was ich bis dahin aber an deiner Stelle nicht versuchen würde ist, auf Teufel komm raus die Autoritätsperson heraushängen zu lassen. Jugendliche merken das.

Und was deine grundsätzlichen Zweifel am Beruf betrifft: Ich bin zwar keine Lehrerin, aber man hört ja dies und das, und ich würde sagen, dass man für den Beruf auf jeden Fall Idealismus und Leidensfähigkeit braucht. Es ist einer dieser Berufe, in denen deine „Kunden“ (=Schüler) deine Dienste weder wollen noch zu schätzen wissen und die ganze Welt (=Eltern und die gesamte Gesellschaft) meint zu wissen, wie du deinen Job besser machen müsstest und dass du überbezahlt bist und jedes Jahr 3 Monate Urlaub hast. Damit muss man umgehen können, ist nicht für jeden was.