Team Motorbremse oder Bremspedal?
Guten Morgen,
in der Fahrschule wurde mir damals beigebracht, möglichst viel die Motorbremse zu nutzen, um die "normale" Bremse des Fahrzeugs zu entlasten.
Wenn ich heute so darüber nachdenke, könnte man genauso für das Bremspedal argumentieren. Die Betätigung entlastet den Motor.
Hinzu kommt, dass ein paar neue Bremsscheiben günstiger sind als ein neuer Motor.
Vielleicht rührt meine Unklarheit daher, dass ich nicht genau weiß, wie die Motorbremse funktioniert. Es muss dort doch bei Nutzung einen Verschleiß geben?
Empfehlt ihr Motorbremse oder Bremspedal?
Das Ergebnis basiert auf 11 Abstimmungen
9 Antworten
Vielleicht rührt meine Unklarheit daher, dass ich nicht genau weiß, wie die Motorbremse funktioniert.
Vermutlich genau das. Bei der Motorbremsung geht man ganz weg vom Gas und dadurch schließt die Drosselklappe. Da der Motor aber noch eingekuppelt ist, wird er durch das Fahrzeug mitgeschlecppt, also in Drehung gehalten. Dabei versucht er Luft anzusaugen, was aber aufgrund der geschlossenen Drosselklappe nicht funktioniert. Dadurch wird ein starkes Vakuum im Ansaugtrakt und im Zylinder erzeugt und genau dieses Vakuum bremst dann den Motor ab. Dabei entsteht jedoch kein Verschleiß, weil die Bremsung keine mechanische Reibung erzeugt. Letztlich wird die kinetische Energie auch in Wärme umgewandelt. Die steckt aber nicht in den erhitzen Bremsscheiben, sondern in der erwärmten Luft, die aus dem Auspuff kommt.
Bei Dieselmotoren funktiuoniert die Motorbremse lange nicht so gut wie bei Benzinmotoren, da die keine Drosselklappe haben.
zum Beispiel indem man die Drosselklappe steuert oder das Druckgefälle erhöht?
Wenn die Drosselklappe zu ist, ist sie zu. Mehr zu als zu geht nicht. Insofern kann man da auch nicht mehr rausholen, als wenn man einfach vom Gas geht.
Meine Erfahrung ist eine andere. Beim klassischen Saugdiesel (W 123, W 124, 190 D) ging man fast mit dem Kopf durch die Scheibe, wenn man bei etwas zu hoher Geschwindigkeit in den 2. Gang zurückschaltete, so hoch war die Motorbremswirkung, die aber beim Saug-Diesel durch die hohe Verdichtung der angesaugten Luft und nicht durch ein Vakuum erzeugt wurde. Nutzfahrzeuge hatten zusätzlich eine Drosselklappe im Abgassystem, die bei Schiebebetrieb bergab geschlossen werden konnte, z.B. durch einen Fußschalter mit dem linken Fuß. War aber nur außerhalb von geschl. Ortschaften zulässig, weil es so laut war. Die Lkw-Bremsspuren im Kies der Bremsberge an Paßstraßen zeigten, wie wichtig das werden konnte, wenn die Bremstrommeln glühend heiß wurden, die Bremswirkung plötzlich weg war und hinten 20 Tonnen schieben.
Ich fahre sehr vorrausschauend und vermeide unnötiges bremsen. Die Motorbremse und damit die Schubabschaltung zu nutzen spart ebenso Kraftstoff. Jede Nutzung des Bremspedals ist Energieverschwendung die jedoch nicht immer vermeidbar ist.
Der Verschleiß der an einem Motor im Schubbetrieb auftritt ist wesentlich geringer als der Verschleiß der an der Bremse auftreten würde wenn gebremst würde.
Bei Hybrid und Elektroautos kommt hinzu das es auch noch die Rekuperation gibt, man gewinnt Energie zurück, beim Einsatz der Bremse würde diese verloren gehen.
Mit meinem älteren Golf V hatte ich immer sehr viel die Motorbremse genutzt und mich regelmäßig gewundert, wieso andere am Berg permanent auf der Bremse stehen, während ich im 3. Gang gerollt bin und nicht bremsen musste.
Mittlerweile fahre ich ein modernes Auto von 2021 und mein Motor möchte 0W-20 Öl, also gefühlt schon Wasser :D Eine Motorbremse ist praktisch nicht mehr spürbar. Selbst wenn ich noch einen Gang runter schalten würde, spürt man so ziemlich nichts. Das erzeugt nur Verschleiß beim schalten. Von daher muss ich leider einsehen: Die anderen waren offenbar nicht zu blöd, was ich immer dachte, sondern fuhren bereits ein Fahrzeug, was genau wie mein Auto nun nicht mehr wirklich über eine Motorbremswirkung verfügt.
Mit dem Motorrad hat man hingegen eine sehr starke Motorbremse, die man permanent nutzt. Sobald man das Gas loslässt, bremst sie als ob ein starker Retarder aktiv wäre. Das macht aber um so mehr Spaß.
Empfehlt ihr Motorbremse oder Bremspedal?
Klar für die Motorbremse, allerdings nicht auf Krampf. Wie ich gerade schon sagte: Wenn ich nun mit 60 den Berg runter rolle und in den 2. Gang schalte, dann erzeuge ich beim modernen Auto nur sinnlosen Verschleiß. Das ergibt dann wiederum keinen Sinn.
Ich brauche in keinem "Team" zu sein, um situationsgerecht zu handeln. Für beides gibt es seine Berechtigung. Im 40to, den ich 2 Jahre gefahren habe, nutzte ich die Motorbremse regelmäßig, weil diese Bremse sehr effektiv ist.
In meinen Automatik-Fahrzeugen eher nicht.
Super! Danke für die Erklärung!
Wenn man dadurch keinen mechanischen Verschleiß hat, könnte man die Motorbremse verstärken und kontrollierbar machen, zum Beispiel indem man die Drosselklappe steuert oder das Druckgefälle erhöht?