Stress und großer Druck in Physiotherapie Ausbildung?

2 Antworten

Ich bin seit 1990 u.a. in diesem Beruf, war auch Berufsfachschullehrer und Praxisbetreuer, war Fachl. Leiter in einer REHA-Klinik mit Praktikanten.

  • Viel zu viele Therapeuten sehen sich als Einzelkämpfer, haben kein Minderwertigkeitsgefühl, aber oft die Angst, dass ihre durch die Überforderung entstandene methodische Schlamperei durch Beobachter aufgedeckt wird. Deshalb wollen sie keine Praktikanten bei ihrer Therapie haben. Deshalb lässt man die Praktikanten einfach allein therapieren, auch weil sie ja frische Schüler sind und oft noch Anatomie und Krankheitslehre pauken, also häufig sogar noch mehr wissen.
  • Es dreht sich also wenig um dich persönlich. Außerdem benotet dich dein Betreuer und niemand aus der Praxis!
  • Dein schriftlicher Praxisbericht ist wichtig. Alles sollte fachlich so durchdacht sein, dass die Nah- und Fernziele ganz im Sinn der individuellen Möglichkeiten des Patienten sinnvoll sind. Denn MERKE > Nur ein zufriedener, ja glücklicher Patient hat Heilungschancen! UND er wird wieder zu dir als Therapeutin kommen WOLLEN. Das MUSS dein Ziel sein! Und NUR wenn dir dies auf Dauer, auf Jahre hin gelingt, wirst du jahrzehntelang den Beruf ausüben können und wollen!
  • BEISPIEL FÜR DICH: Eine ängstliche Praktikantin fühlte sich mit einer lebensmüden internistischen Patientin überfordert. Diese lehnte die geplanten Mobilisationen ab. Die Praktikantin musste viel weniger machen, wollte abbrechen, weil sie es als sinnlos bewertete. Ich selbst therapierte weiter schweigend mit ernster Miene fachlich haargenau unter Beobachtung der Praktikantin und ging dann hinaus. Anschließend tröstete mich die Praktikantin, dass die Patientin keine Behandlung mehr von mir wolle, weil ich "zu anstrengend und gefühllos" für sie sei. Sie wolle daher wieder und immer nur von ihr behandelt werden. Ich solle mich bitte nicht ärgern. Da lachte ich und sagte: Sehr gut! Das war mein Ziel! Und ab jetzt therapieren Sie nur noch so weiter, dass es die Patientin mindestens zufrieden macht und Sie DESHALB erfreut: Die Endorphine steigen, das Immunsystem ändert sich, wir werden uns nicht wundern, wenn da irgendetwas gesunden würde, wenn Sie die Patientin so oft wie möglich behandeln. DAS schreiben Sie im Detail in Ihren Praxisbericht, denn diese angeblich betont soziale Tätigkeit macht eine hervorragende Physiotherapeutin und jede Therapie aus!
  • Sei immer vorsichtig und pass immer auf, dass du fachlich nichts Falsches machst, frage bei deinen Praxisanleitern oder beim Betreuer nach, dann therapierst du automatisch richtig! Über- oder Unterforderung des Patienten ist kein Maßstab, da es ebenso viele Bequeme wie Masochisten gibt! Vergiss mögliche (bisweilen aus Angst gelogene) Schmerzen nicht. Du selbst wirst als "Opfer" deiner Mitschüler allmählich lernen, was sich wie anfühlen kann. Aber fasse die Menschen auch als Physiotherapeutin immer bewusst an: Palpation ist ein grundsätzlicher mitmenschlicher Kontakt. Richtige Berührung heilt bereits.

Hoffentlich hilft dir mein schnelles Geschreibsel bereits. Viel Kraft und Erfolg!

Leider steht und fällt in den Praxisblöcken sehr viel mit den dort Beschäftigten bzw dem jeweiligen Mentor.

In meinem ersten Praktikum (offiziell Pädiatrie, meine Patienten waren aber 70+) war das höchste der Gefühle, dass ich 30 min am Anfang mitlaufen durfte. Ansonsten blieben nur heiße Rolle und etwas mit den Patienten über den Flur laufen.

Mein letztes Praktikum (Neuro) war dagegen einsame Spitze. Feste Ansprechpartner, Praktikantenunterricht und auf der Frühreha wurde ohnehin immer im Doppelbesetzung gearbeitet. Der Rest bewegte sich dazwischen.

Auch als fertiger Therapeut wird man nie 100% perfekt sein. Deswegen fand ich Rückmeldungen immer extrem wichtig.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – ex Physio, FaMi beschäftigt im Medizincontrolling eines KH

Sonnenschein929 
Beitragsersteller
 03.05.2024, 12:52

Ja, das stimmt schon dass das sehr viel von den Praktikumsbetreuern abhängt....aber hat jmd vielleicht Tipps dass einen die Druck nicht so zu Kopf steigt? Weil ich habe wie gesagt nahezu täglich Kopfschmerzen und auch Probleme mit zwanghaftem Verhalten.....das macht mich einfach traurig, weil ich so nicht glücklich bin

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