Stimmt es, dass man das Christentum eigentlich nicht verlassen kann, wenn man einmal getauft ist?

13 Antworten

Jein.

Was die eigene Verantwortung für eine christliche Lebensgestaltung betrifft, nein. Man kann sich durchaus auch von der Kirche / Christentum trennen.

Wenn man es sich später wieder anders überlegt, kann man wieder in die volle Gemeinschaft der Kirche aufgenommen werden (Reversion), man wird aber nicht mehr erneut getauft und gefirmt, da beide Sakramente in der Seele eine sogenanntes "Prägemal" verleihen, das unauslöschlich ist. Salopp gesagt: Einmal katholisch, immer katholisch.

Insofern muss deine Frage doch mit Ja beantwortet werden, zumindest was die spirituelle Folge durch die Taufe betrifft.


RStroh  26.08.2023, 08:24

Was ist Deiner Meinung nach, wenn man evangelisch oder freikirchlich getauft ist?

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wolfruprecht  27.08.2023, 22:25
@RStroh

Bei den meisten evangelischen Kirchen wird davon ausgegangen, dass deren Taufe gültig ist, da dort die trinitarische Taufformel verwendet wird.

Bei den Freikirchen muss man genauer hinschauen, ob gültig getauft wurde, da manche freikirchlichen Gemeinden nicht die trinitarische Taufformel verwenden, sondern lediglich "auf den Namen Jesu taufen". In diesem Fall wird die Taufe nicht als gültig angesehen und dann katholisch getauft (und ggf. gefirmt etc.).

Fraglich ist auch manchmal die Taufintention bei den Freikirchen. Falls es da Zweifel gibt, wird katholischerseits "bedingt" getauft, falls die "erste" Taufe ungültig gewesen sein könnte. Aber eine richtige "Wiedertaufe" gibt es nicht. Die Zweifel der Taufintention können dadurch entstehen, da die sogenannte "Glaubenstaufe" manchmal vom Verständnis her nicht das neue Leben in Christus vermittelt, sondern nur als Gehorsamsschritt und nur als äußeres Zeichen der Umkehr / Bekehrung zu Jesus Christus verstanden wird. Das Taufverständnis vieler Freikirchen ähnelt vom Verständnis her mehr der Taufe des Johannes zur Umkehr und Buße, als dem katholischen Verständnis der Vermittlung des neuen Lebens in Christus.

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RStroh  28.08.2023, 06:32
@wolfruprecht

Danke für die klare und ausführliche Antwort. Das hilft mir, die katholische Sicht besser zu verstehen.

In welchem Verhältnis steht die Ansicht der 'Vermittlung' des Glaubens zu folgender Aussage des Johannesevangeliums:

Allen aber, die ihn aufnahmen, denen gab er das Anrecht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben; die nicht aus dem Blut, noch aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind.

Johannes 1:12‭-‬13 SCH2000

https://bible.com/de/bible/157/jhn.1.12-13.SCH2000

Dort wird die Wiedergeburt an den Glauben geknüpft. Ist das ein Widerspruch oder die andere Seite der Medaille?

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das kann jeder sehen wie er will und entsprechend handeln wie er will

nur weil mir jemand als Baby einen Pott Wasser über den Kopf geschüttet und einige Worte dazu gemurmelt hat, daraus ergibt sich für mich gar nichts - es ist im übrigen auch geschehen, ohne mich um meine Meinung zu fragen

wir alle sind irdische Wesen - Behauptungen, ich würde aufgrund dem, was sie Taufe nennen, unwiderruflich irgendwohin gehöre, ist lediglich die Behauptung eines ebenso nur irdischen Wesens, das über mich nicht bestimmen kann

Da gibt es zwei Seiten. Einerseits prägt die Taufe ein ewiges, unauslöschliches Siegel ein. Dieses kann nicht rückgängig gemacht werden. So gesehen kann man das Christentum nicht verlassen. Andererseits können wir uns jederzeit abwenden von Gott, vom Glauben, von der Kirche. Das sind aber Dinge, die sehr schwere, sehr ernste Konsequenzen haben. Gerade weil wir durch die Taufe Gott auf ewig gehören, dürfen wir uns nicht ungestraft abwenden von ihm, seiner Kirche, seiner Offenbarung. Die Taufe beinhaltet eine Pflicht für uns.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Praktizierender Katholik. Lese viel zu Glaubensfragen.

Bodesurry  16.05.2023, 14:13

Die Taufe allein bewirkt, mit dem Blick auf das ewige Leben nach dem Tod, gar nichts. Es braucht ein bewusstes Ja des Menschen zu Gott/Jesus. Ferner den Willen, so zu leben wie Gott es möchte.

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marcWestKing 
Beitragsersteller
 16.05.2023, 14:06

Ich habe keine Angst vor dieser „Strafe“, da ich nicht an Gott glaube. Es gibt ihn meiner Meinung nach nicht.

Und mal im Ernst. „Verehre mich oder brenne auf ewig in der Hölle“ - klingt sowas für dich wirklich nach einem liebenden Gott? Also, für mich klingt das eher nach einem Tyrannen, der mich erpresst.

Ist nicht böse gemeint, mich interessiert einfach ernsthaft deine Meinung.

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Athanasius71  16.05.2023, 14:54
@marcWestKing

Da es dich interessiert, möchte ich kurz antworten. Gerade weil Gott die Liebe ist, kann er nur Gemeinschaft haben mit Menschen, die in ihrem Inneren und Herzen auch Liebe sind, und zwar reine, selbstlose heilige Liebe. Also kein überzuckertes Friede, Freude, Eierkuchen Gerede, sondern echte Liebe, wie Gott selbst sie hat. Alle anderen Menschen kann er zur Gemeinschaft mit ihm, welche der Himmel ist, nicht zulassen, sie würden die Harmonie zerstören. Schon allein dieser Ausschluss aus dem Himmel wird aber dann eine Qual sein.

Gott erpresst uns nicht. Er bietet uns ein unendlich kostbares Geschenk an. Dafür müssen wir aber etwas tun. Wer dies nicht will, kann das Geschenk nicht erhalten. Es liegt an uns selber.

Der Glaube zeigt uns den Weg den wir gehen müssen, um dieses Geschenk zu erhalten. Es ist eine Anleitung. Wer sie nicht nutzt, macht sich unwürdig.

Gott ist auch Gerechtigkeit. Weil alle Menschen seine Kinder sind, wird er alles Unrecht, das Menschen einander zugefügt haben, bestrafen. Das ist keine Tyrannei, sondern Gerechtigkeit. Wo das Recht herrscht, da muss das Unrecht bestraft werden.

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marcWestKing 
Beitragsersteller
 16.05.2023, 15:06
@Athanasius71

Und wer das Geschenk nicht annimmt/braucht, wird dafür hart bestraft?

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Athanasius71  16.05.2023, 16:04
@marcWestKing

Das Geschenk ist die ewige Glückseligkeit im Himmel. Wer es nicht annimmt erhält diese nicht. Was glaubst du, wie wird wohl die Ewigkeit aussehen, ohne Glückseligkeit? Hart bestraft werden die Sünder, was nur gerecht ist.

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Athanasius71  16.05.2023, 16:19
@marcWestKing

Das ist ein weites Feld. Es ist das Gegenteil von Liebe und Heiligkeit. Meistens besteht sie darin, dass ich mein Ego über die anderen Menschen stelle, oder über Gott. Also Egoismus, Ichfixiertheit, die nicht an die anderen Menschen denkt. Außerdem alles was Gott beleidigt. Das näher auszuführen würde aber hier den Rahmen sprengen.

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Zicke52  16.05.2023, 17:22
@Athanasius71

Für ein Geschenk muss man nichts tun, sonst ist es kein Geschenk.

Erpressung ist für mich das Gegenteil von Liebe. Und ja, der abrahamitische Gott erpresst, da hat marcWestKing recht.

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Athanasius71  16.05.2023, 21:58
@Zicke52

Jedes Geschenk darf an Bedingungen geknüpft werden. Im Fall von grobem Undank kann es zurück gefordert werden.

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Zicke52  17.05.2023, 08:48
@Athanasius71

Wieso Geschenk zurückfordern, wenn man es doch gar nicht angenommen hat?

Grober Undank? Ich habe Gott nichts getan. Und auch kein Geschenk verweigert, ich habe nämlich weder Geschenk noch Schenker gesehen.

Und selbst wenn: Ein Geschenk zu verweigern ist kein grober Undank. Undank wäre es, das Geschenk anzunehmen und dann den Schenker schlecht zu behandeln.

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Athanasius71  17.05.2023, 14:36
@Zicke52

Wenn das Ihre Einstellung ist, dann hat dieses Gespräch nicht den geringsten Sinn.

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Umgekehrt - die Taufe kann nicht retten: Ist die Taufe notwendig zur Errettung?

Der christliche Glaube ist eine persönliche Entscheidung. Christ wird man, wenn man an den Gott glaubt, der sich uns in der Bibel offenbart und das stellvertretende Opfer vom Kreuz von Jesus Christus zur Vergebung unserer Sünden für sich in Anspruch nimmt.

Das bedeutet, dass wir alle in Worten, Taten und Gedanken sündigen und deshalb Gottes heiligen, reinen und gerechten Maßstab verfehlen und eigentlich nicht zu ihm kommen können. Deshalb ist Gott in Jesus Christus selbst Mensch geworden, um stellvertretend für unsere Sünden zu sterben. Wenn wir darauf vertrauen, sieht uns Gott als reingewaschen von aller Schuld an und wir dürfen uns seine Kinder und Freunde nennen. Das ist wirklich wunderbar!


Bodesurry  16.05.2023, 18:06

Genau so ist es. Die Taufe als solche bringt in Bezug auf die Rettung - das Leben nach dem Tod im Paradies - gar nichts.

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Ja, natürlich kann man das Christentum verlassen. Genauso wie man zum Glauben finden kann, kann man vom Glauben abfallen. Sobald man nicht mehr an den christlichen Gott glaubt, ist man kein Christ mehr.

Die Taufe hat nur die Bedeutung, die man ihr beimisst, also für Ungläubige keine. Ausserdem ist es idiotisch, in die Babytaufe irgendeine Verpflichtung für den Getauften hineinzuinterpretieren, da der zu dem Zeitpunkt ja gar nicht entscheidungsfähig ist.

Kirchenmitgliedschaft ist wieder eine andere Sache und unabhängig vom Glauben. Es gibt ungläubige Kirchenmitglieder und gläubige Nichtkirchenmitglieder.