Stimmt es das Borderliner das Verlangen haben ihr Gegenüber 10 x stärker zu kränken wenn sie sich von dieser Person verletzt/verarscht fühlen?

3 Antworten

Jaein.

Borderliner können extrem impulsiv werden was bedeuten kann, dass sie wenn du sie krängst ausflippen. Das kann schon sowas sein wie "ich finde die Hose steht dir gar nicht" und die werfen was nach dir oder schlagen dich also im Ernst jetzt.

Es kann aber auch passieren das die dann einfach aus der Situation flüchten oder garnicht reagieren. Je nachdem in welcher Stimmung sie gerade sind und wie stark es sich gerade äußert.

Um das jetzt mal extrem zu vereinfachen bis zu einem Punkt wo es schon fast wieder gelogen ist, Borderliner können sehr temperamentvoll sein und haben oft Stimmungsschwankungen, wenn du die kränkst ist das so ein wenig wie gegen ein Wespennest zu schlagen und entspannt weg zu gehen.

Vielleicht passiert nichts, vielleicht verfolgen dich gleich hunderte richtig wütende Wespen die dein Blut sehen wollen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Soziale Arbeit an der Hochschule München.

Ulkemiaxo 
Beitragsersteller
 20.09.2024, 01:12

Okay danke für deine Antwort

Haben sie im Nachhinein in der Regel ein schlechtes Gewissen wenn die ersten Impulse sich mit der Zeit wieder beruhigen oder sind das ähnliche Züge wie von Narzissten und sie sind eher unsensibel

blitzwurf  20.09.2024, 01:15
@Ulkemiaxo

Das kommt auf die Person an. Borderliner leiden oft unter Wahrnehmungsstörungen und haben generell öfter mal Probleme im zwischenmenschlichen Bereich.

Aus meiner Praxiserfahrung heraus kann ich sagen man, sollte besser keine Entschuldigung erwarten, aber stellenweiße sehen die auch Fehlverhalten ein, anders als Narzissten die dann oft wütend werden.

Menschen mit der Borderline Symptomatik können sehr leicht/schnell aggressiv reagieren. Im Grunde nur in verstärkter Form, wie wohl jeder reagiert. Insofern ist ihre aggressive Reaktion generell ein Problem der Menschheit.

Nicht nur "Borderliner" können sich verletzt oder verarscht fühlen. Deshalb ist diese Sache nicht auf sie beschränkt. Oft steckt ein sehr ernstes Trauma hinter dieser psychischen Auffäligkeit, der Borderline-Persönlichkeit. Dieses Trauma kann man in gewisser Weise wie eine Wunde verstehen, die noch nicht verheilt ist, weil sie extrem ist. Und wer wird nicht noch aggressiver, wenn man einer Wunde nochmal Schmerz zufügt?

Es ist nicht leicht, mit seelisch verletzten Menschen wirklich behutsam umzugehen, weil leider auch diese Behutsamkeit von ihnen eher als Angriff auf ihr Selbstbewusstsein aufgefasst werden kann; das Selbstbewusstsein ist einerseits sehr in Mitleidenschaft gezogen, ("du musst mich nicht behandeln, als sei ich verrückt oder bösartig, deine Behutsamkeit zeigt mir, dass du Angst vor mir hast und damit möchtest du ausdrücken, dass ich gefährlich oder wirkich beängstigend bin ..."), andererseits ist die extreme Abwehr weiterer Verletzung in aggressiver Form auch ein eigentlich positiver Schutz: "Das lass ich kein 2. Mal mit mir machen"! Dies zeugt davon, dass sie sich zumindest im Augenblick der Aggression nicht passiv, depressiv, ergeben, hinnehmend, hilflos benehmen, wie beim initialen Trauma, das sie zutiefst verletzte! Ich denke, ihre überschießende Wut und Aggression ist auch eine Art Rache ("da verletzt mich schon wieder einer, aber dem zeig ich es jetzt".

Oft sind sie auch oder gerade gegenüber Menschen, die es eigentlich gut mit ihnen meinen, so heftig. Weil sie von diesen eben erwarten, dass sie von ihnen aus ihrem Leid befreit werden. Und beim kleinsten Anlass, der vom Borderliner als Vertrauensbruch aufgefasst wird, kommt die Wut erst recht extrem auf den anderen nieder. Weil u.U. auch schon eine gemäßigte und gerechtfertigte Kritik als Vernichtungsversuch der labilen Borderline Persönlichkeit von ihr aufgefasst wird.

Na gut. Das ist eine teilweise die Erklärung, warum sie sich mitunter so extrem aggressiv verhalten.

Manchen Borderlinern ist im Nachhinein bewusst, dass ihre Aggression unangemessen war. Aber sie können eben auch nicht so hoppla hopp "aus ihrer Haut". Ihnen zu helfen, sich selbt zu zügeln, bedarf sehr viel Verständnis und Liebe/Zuneigung, zumindest unbeugsame Empathie und Loyalität; was nicht heißen soll, dass man ihre "Ausraster " tolerieren soll; nur, dass die Gründe verstanden werden. Und dass man ihn als Mensch an- und ernst nimmt, der meistens vollkommen unschuldig an dem ihm zugefügten Trauma ist.

Eine Heilung auch mit umfassender fachlicher, psychologischer, psychiatrischer Hilfe ist langwierig und für Therapeut und Klient sehr anstrengend und zeitaufwändig.

Glück haben Borderliner, wenn sie von einem Menschen ausdauernd Liebe erfahren, und in so einer Beziehung mehr und mehr Vertrauen gewinnen, die eine aggressive Reaktion obsolet machen. ;-)


Ulkemiaxo 
Beitragsersteller
 20.09.2024, 02:03

Krass, danke dir für deine Mühe und die ausführliche Erklärung 🙏

Ich beschäftige mich in der letzten Zeit ziemlich stark mit der Thematik und möchte Borderliner besser verstehen können

Goldlaub  20.09.2024, 02:06
@Ulkemiaxo

Auch im Internet kann man mit den Suchbegriffen "Borderline-Persönlichkeit oder -Symptomatik hilfreiche Informationen bekommen.

palusa  20.09.2024, 02:52
Glück haben Borderliner, wenn sie von einem Menschen ausdauernd Liebe erfahren, und in so einer Beziehung mehr und mehr Vertrauen gewinnen, die eine aggressive Reaktion obsolet machen. ;-)

Nein. Glück haben Borderliner, wenn sie es schaffen, ihre eigene psyche in den Griff zu bekommen.

Es ist nicht die Aufgabe des Partners, auf eierschalen zu laufen, in dem (nahezu immer vergeblichen) Versuch, emotionale Ausbrüche zu vermeiden.

Goldlaub  20.09.2024, 10:40
@palusa

Da hast du selbstverständlich recht. Es muss eine eigene Initiative der Borderliner kommen.

Aber wie bei Kindern , denen es auch nicht abgenommen werden kann, ihre Wut, ihren Zorn, ihre Frustration zu zügeln, ist eben eine Halt gebende Beziehung, Geduld, und Liebe sehr hilfreich.

Nicht alle Kinder haben solche Beziehungen. Und die, die es haben, haben sie nicht initiiert. Sie haben Glück.

palusa  20.09.2024, 11:29
@Goldlaub

... Hast du gerade das Verhältnis zwischen einem Kind und seinem Elternteil mit einer Partnerschaft zwischen zwei Erwachsenen verglichen? Das ist auf mehrfache Weise ungesund. Du beschreibst da ein Abhängigkeitsverhältnis. Ein machtungleichgewicht und aufopferung.

Was gegenüber dem eigenen Kind richtig und wichtig ist, in einer Partnerschaft aber fehl am Platz.

Goldlaub  20.09.2024, 13:28
@palusa

Nein. Auch eine Partnerschaft beruht in Teilen auf Fürsorge, oder nicht?

Wenn nicht, worin besteht dann deiner Ansicht nach ein Unterschied zwischen Partnerschaft und einer "unpartnerschaftlichen" Beziehung?

Bedeutet für dich Partnerschaft Aufopferung?

palusa  20.09.2024, 14:40
@Goldlaub
Nein. Auch eine Partnerschaft beruht in Teilen auf Fürsorge, oder nicht?

Ja aber beidseitig. Nicht einseitig.

Wenn nicht, worin besteht dann deiner Ansicht nach ein Unterschied zwischen Partnerschaft und einer "unpartnerschaftlichen" Beziehung?

In der Gegenseitigkeit. Was unter anderem bedeutet, dass Fürsorge beidseitig sein sollte. Wenn einer alles so einrichtet, dass es für den anderen perfekt ist, ist das das genaue Gegenteil von beidseitig.

Bedeutet für dich Partnerschaft Aufopferung?

Nein. Im Unterschied zum Eltern sein.

Aber du setzt hier gerade das narrativ in die Welt, man könne mit einem Menschen mit Borderline eine einigermaßen normale Beziehung führen, wenn man nur genug Sicherheit vermittelt. Und das ist Unsinn. Angefangen damit, dass du drei Stunden angeschrien werden kannst, weil der Hermes-Bote nicht gekommen ist.

Borderline ist nicht Borderline. Es gibt verschieden starke Ausprägungen und Persönlichkeit und Therapiestand spielt eine Rolle.

Was Borderline üblicherweise bedeutet ist eine stärkere und intensivere Gefühlswelt. Das kann dazu führen, dass ein verletzter Mensch mit Borderline wild um sich schlägt. Den Impuls dazu kennen wir, glaube ich, alle. Borderline kann dazu führen, dass das sofort und konsequent umgesetzt wird.

Das kann zu, sagen wir, extremen Reaktionen führen. Das ist, meines Wissens nach, aber kein so rationaler Gedanke, wie du es gerade beschreibst. Mehr so eine völlige emotionale Eskalation, ohne wirklich überhaupt nachzudenken.