Stimmen Sie Sartres These zu, dass sich Gefühle aus Handlungen aufbauen?

4 Antworten

Auf gar keinen Fall kann ich dem zustimmen... Es ist eher andersherum.. Handeln wird durch die Gefühle beeinflusst

Gefühle sind die Worte der unbewussten Gedanken.. Erst ist der Gedanke da, und damit das Gefühl welches im folgenden darüber entscheidet wie wir die Situation bewerten und dementsprechend unsere Handlung ausrichten

Würde das Handeln über die Gefühle bestimmen, würden wir handeln und müssten uns danach ansehen was unser Körper gemacht hat.. Wir würden nur die Vergangenheit sehen können nicht die Gegenwart da jedes Handeln vor dem ersten unbewussten Gedanken darüber kommt es hätte jedoch den Vorteil wertneutral zu handeln ^^ da die Werte erst durch das Urteil mit den Beweismittel, welche die Gefühle bringen gefällt wird

Lg,

Lacrimis

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Selbst aktiv beobachtet über viele Jahre; belesen

xoxosofia 
Beitragsersteller
 10.05.2020, 14:42

Hallo erstmal,

ich glaube Sartre meint was anderes. Das beste Beispiel ist dafür das Verliebtsein, nehmen wir an du verlebst dich in jemanden. Das passiert nicht einfach so. Davor musst du die Person kennenlernen oder dich mit ihr auseinandersetzen. Dies ist eine Handlung. Demnach folgen Gefühle laut Sartre auf Handlungen.

Lacrimis27  10.05.2020, 14:47
@xoxosofia

Ja, das habe ich soweit verstanden ^~^

Aktion - Reaktion - Aktion - Reaktion

Gedanke - Handlung - Ged. - Hand. Also ja, auf jede handling folgt auch ein neuer Gedanke und damit ein neues Gefühl aber die Handlung welche ein neues Gefühl bringt, wäre ohne den Gedanken/das Gefühl erst gar nicht begangen worden ^^ die Handlung ist immer ein Nachzügler zum Gefühl.. Wir reagieren auf die Gefühle doch zuerst war das Gefühl - die Aktion, der Impuls zur Handlung die Reaktion, die Schöpfung.

Wenn du dominosteine aufbaust, und umkippt, so siehst du das alles eine kettenreaktion ist angefangen bei der Idee und dem Gefühl das dies eine gute Idee ist die Freude bringt - gefolgt von der Handlung dies umzusetzen und zu stoßen - und schon hast du eine ewige kettenreaktion in gange gesetzt welche anhält bis du stirbst

Hast du dazu irgendwelche Textquellen?

Kurze Recherchen meinerseits liefren kein ergebnis zu irgendwelchen Aussagen Satres bezüglich Gefühlen aus Handlungen.

Finden konnte ich auf anhieb nur Texte, die meinen, dass der Mensch an sich in jeder Hinsicht frei sei.

https://www.brgdomath.com/philosophie/anthropologie-tk11/sarte-und-das-thema-der-freiheit/

Demnach könnte man Gefühle nicht als ausrede für Entscheidungen nutzen.

Man könnte sogar schlußfolgern, dass Gefühle erst dadurch entstehen, dass wir bestimmte Entscheidungen treffen.(Das wäre dann die Entstehung von Gefühlen aus Handlungen).

Das ist allerdings ohne Garantie und nur in diese Aussage basierend auf der verlinkten Quelle hineininterpretiert. Für genaueres bräuchte ich umfassendere Textquellen.

Woher ich das weiß:Recherche

xoxosofia 
Beitragsersteller
 10.05.2020, 10:48

okay, aber warum bauen Gefühle denn auf Handlungen auf? Das hab ich nicht so richtig verstanden. Außerdem frage ich mich wie das denn bei Gefühlen wie das Verliebtsein oder den Hass funktionieren soll?

Destranix  10.05.2020, 10:50
@xoxosofia
aber warum bauen Gefühle denn auf Handlungen auf?

Ich könnte dir jetzt meine Schlußfolgerung erläutern, aber das wäre wenig sinnvoll, da es dir ja um die Schlußfolgerung Satres geht.

wie das denn bei Gefühlen wie das Verliebtsein oder den Hass funktionieren soll?

Für diese Gefühle würden nach meiner Schlußfolgerung dieselben regeln gelten wie für alle anderen Gefühle auch.

Hallo Sofia,

dabei handelt es sich um eine spannende Frage, die in der Psychologie auch unterschiedlich verstanden wird... Beispiel: Eine Person ist lustlos bzw. fühlt sich sehr ausgelaugt und schwach, kann sich nicht aufraffen etwas zu tun und bleibt den ganzen Tag im Bett.

Jetzt ist das unterschiedlich verstehbar: War die Person lustlos, was dazu führte dass sie nichts tut oder hat sie nichts getan und wurde deshalb lustlos?

In der Psychologie lassen sich solch reinen kausalen Zusammenhänge nicht stellen. Wir wissen z.B., dass Depressive weniger Freunde haben. Jetzt weiß man aber nicht, ob jmd. depressiv wurde, WEIL er keine Freunde hat oder ob die fehlenden Freunde nur eine Konsequenz der Depression ist.

Sartre ging noch ein Stück weiter und sagte, dass wir "an sich" gar keine Emotionen haben. Die sind nicht einfach da, sondern sie sind eine Konsequenz dessen, dass wir uns überhaupt mit der Natur auseinandersetzen. Beispiel: dass Du ungeschickt bist, weißt Du nicht einfach so, sondern Du erfährst Deine Geschicktheit erst, wenn Du z.B. mal eine Fahrradkette aufspannst. Dass Du jmd. hasst kannst Du nur erfahren, indem Du Dich mit der Person auseinandersetzt. Es gibt keinen reinen Hass in Dir, sondern nur Hass in Bezug zu etwas.

Und natürlich sind alle unsere Entscheidungen durch Gefühle beeinflusst. Mehr noch: so etwas wie eine rationale Entscheidung gibt es gar nicht. Wir wissen, dass nichts heute rein rational ist - bereits der begriff "Fakt" heißt übersetzt "gemacht/ erzeugt"... Zumindest ist das erkenntnistheoretisches Grundwissen... Das heißt sowohl jedes Individuum sucht sich seine Informationen und rationalen Entscheidungskriterien anhand eines subjektiven Innenlebens zusammen, als auch die Wissenschaft hat das Problem, dass sie VOR einer Untersuchung schon festlegen/ mutmaßen muss, welche Methoden/ Untersuchungsschritte gemacht werden müssen, um ein Ergebnis zu erlangen...

Dazu habe ich dieses hier noch gefunden: http://www.muenster.de/~laus/texts/ha/sartre.pdf

"Gefühle determinieren nicht meine Entscheidungen und Handlungen, sondern bauen sich erst aus Handlungen auf, der Gradwert eines Gefühls ist erst nach Vollzug einer Handlung bestimmbar."

(das ist aber vom Autor des deutschen Textes, nicht das Original von Sartre)

Ich sehe dies auch ein wenig kritisch. Allerdings lassen sich dazu passende Beispiele finden: ich weiß nicht, wie eine bestimmte (mir völlig neue) Speise schmeckt und was für ein Gefühl dies bei mir auslösen wird. Ich muss sie probieren (Handlung). Erst danach weiß ich, wie sie mir schmeckt - erst dann habe ich das dazu gehörige Gefühl.

Worauf bezieht sich das? Anscheinend auf diesen Text:

""L'homme est d'abord un projet qui se vit subjectivement, [...] rien n'existe préablement à ce projet; rien n'est au ciel intelligible, et l'homme sera d'abord ce qu'il aura projeté d'être. Non pas ce qu'il voudra être. Je peux vouloir adhérer à un parti, écrire un livre, me marrier, tout cela n'est qu'une manifestation d'un choix plus originel, plus spontané que ce qu'on appelle volonté" (S.23f)"

Hier steht aber nichts von Emotionen.

Sartre spricht lieber von einem Entwurf (projet) als vom Willen (volonté), er betont die Spontaneität der Entscheidungen (die zudem origineller seien als der Willen).

Ich kenne aber kein Beispiel, das zu dem Satz ganz oben (mit den Emotionen) von Sartre selbst geschrieben wurde. Sartre vertritt einen deutlichen Freiheitsgedanken (und lehnt den Determinismus offenbar ab).

Und weil wir wissen, dass wir frei sind, wissen wir auch, dass wir verantwortlich sind, und das macht uns Angst (nächster Abschnitt). Daher kommt es zur "mauvaise foi", wir versuchen, diesem Gefühl zu entkommen (échapper). Das ist sehr treffend beschrieben, finde ich.


OlliBjoern  10.05.2020, 21:40

Auch Sartres Text mit dem "projet" halte ich für zutreffender als den deutschen Text mit den Gefühlen (auf welchem Text von Sartre dies nun auch immer basiert?!).

Wir sind nicht so, wie wir mal sein wollten, wir sind das Ergebnis unserer Entwürfe (Projekte). Und wir sind auch das Ergebnis spontaner Entscheidungen.

Den Satz mit den Gefühlen halte ich für "halb richtig", das Gegensatzpaar scheint mir so nicht ganz zu stimmen. Gefühle können zu Handlungen verleiten, umgekehrt können Handlungen auch Gefühle auslösen (siehe oben) - meiner Ansicht nach.

Da habe ich wieder eine "kompatible" Ansicht.