Sind Kritik am Verhalten und Forderungen gegenüber jungen Menschen nicht mehr zeitgemäß??


07.03.2021, 10:09

Ich wünsche allen Freundinnen und Freunden der heutigen Guten-Morgen-Frage einen angenehmen Sonntag.

Leider hatte ich vergessen, die Moderation zu bitten, meine Höflichkeitsergänzung zu akzeptieren - deshalb war sie wieder verschwunden

24 Antworten

Von Experte Spielwiesen bestätigt

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Guten Morgen, liebe Freunde (und auch Nichtfreunde)

Wenn ich das richtig sehe, bezieht sich die heutige Gugumo auf GF (korrigiert mich bitte, wenn ich da falsch liege. Allerdings würde ich diese Frage dann nicht nur auf junge Menschen begrenzen, denn sie betrifft alle Altersgruppen. Und es soll sich jetzt hier nicht an bestimmte Personen richten, sondern ist eine ganz allgemeine Ausführung.

  • Es gibt Kritiker, die sachlich und konstruktiv kritisieren
  • Es gibt "Kritiker", die grundsätzlich Alles kritisieren (/Personen oder hier als Beispiel auch GF als Plattform) - nur um kritisieren zu können
  • Es gibt "Kritiker", die ganz gezielt immer wieder einen bestimmten Personenkreis "kritisieren" (man nennt es auch Stalking)
  • Es gibt Kritiker, die sich gerne in der Wortwahl vergreifen

usw. usw.

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Im Umkehrschluß reagieren dann auch die betroffenen Personen entsprechend. Gerade bei Jugendlichen habe ich die Erfahrung gemacht, dass sie eher dazu bereit sind, Kritik an sie anzunehmen als oftmals ältere Menschen. Da spielt sicher u. A. auch die mehr oder weniger vorhandene Lebenserfahrung eine Rolle.

Kritik, sachlich, respektvoll / höflich und konstruktiv geäußert, bekommt generell in der Regel nun mal besseres Erfolgserlebnis als Kritik, welche auf Unsachlichkeit / Beleidigungen usw. aufbaut. Dazu gehört m. E. aber auch, dass man sich bei Kritik auf "Augenhöhe" befindet (Gegenseitige/r Respekt / Achtung sind hier die Schlagworte) - Kritik von "oben herab" kommt ganz sicher nicht so gut an.

Kritik war in der Vergangenheit und ist auch in der Gegenwart und Zukunft zeitgemäß, erforderlich und wird es auch bleiben. Kritik ist zwingend notwendig - ohne Kritik wären wir auf Dauer gar nicht lebensfähig.

In der Moderation sind ständig alle Arten der Kritik, zu sehen und zu bearbeiten. Was da teilweise zu erleben ist - da sträuben sich schon die Fußnägel.

GF steht Kritik allgemein sehr tolerant gegenüber (ob nun auf die Plattform selbst oder auf User bezogen), solange eben auch die Richtlinien eingehalten werden.

Manchmal haben die User auch den Eindruck, dass eine Kritik unberechtigt gelöscht wurde. Das kann durchaus mal passieren - schließlich sind wir alle Menschen und machen Fehler.
Es kann aber ebenfalls durchaus sein, dass eben diesen Usern das entsprechende Hintergrundwissen fehlt, die zur Löschung geführt haben.

Schon witzig, dass gerade die Menschen, die selbst nicht kritikfähig sind, am meisten zu kritisieren haben...... (unbekannter Verfasser)

So, genug für heut - sonst wird´s noch ein Buch daraus, schließlich könnte man da Abhandlungen ohne Ende schreiben.
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Arnstaedter2 
Fragesteller
 07.03.2021, 12:33

Recht herzlichen Dank - schon für diese Antwort hat sich die Frage gelohnt.

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iQPlawopf  07.03.2021, 17:31

Guten Tag, lieber kleinerfeuriger Drache - grisu,

ich möchte sagen, dass Du Dir wahrlich sehr viel Mühe gegeben hast und eine schöne - feurige Antwort - zu Papier gebracht hast.:-))

Ganz besonders gefällt mir auch der Spruch von Dir;

' Zeige einem schlauen Menschen einen Fehler und er wird sich bedanken.

Zeige einem dummen Menschen einen Fehler und er wird Dich beleidigen.

Besser kann man dies wahrlich nicht ausdrücken, soviel auch zur berechtigten Kritik.

Noch einen schönen Abend für Dich lieber - grisu - wünscht Dir Deine Freundin Plawöpfchen

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PlueschTiger  08.03.2021, 15:45
Manchmal haben die User auch den Eindruck, dass eine Kritik unberechtigt gelöscht wurde. Das kann durchaus mal passieren - schließlich sind wir alle Menschen und machen Fehler.

Liegt leider auch an dem Mangel dessen was man "Transparenz" nennt. Es würde weit weniger Vorwürfe geben wenn klar geschrieben würde warum man das oder dies gelöscht hat und nicht nur einen Verweis auf die Richtlinien gibt und bestenfalls den entsprechenden Punkt daraus. Wie soll ein User aus seinen Fehlern lernen, wenn er nicht erfährt was der Fehler war, erst recht wenn der Moderator auch Fehler machen kann?

Zudem kommt noch der Punkt den du vorher ansprichst, "Der Ton macht die Musik". Wenn von Plattformseite von oben herab unhöflich entgegnet wir, braucht man kein Verständnis erwarten.

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Wenn man mal davon ausgeht, dass die Sozialisierung zuhause und im nahen Umfeld stattfindet, dann wundert es nicht, dass viele Menschen kritikunfähig sind.

Wir haben uns als Kinder gegenseitig sozialisiert- aber wir hatten auch noch die Möglichkeiten dazu- Platz zum Spielen, Toben, Klettern, Fahrrad- und Rollschuhfahren, ein Wäldchen mit Sandboden zum Knickern, einen Bahndamm mit Bäumen zum Baumhäuser bauen...usw. usf.

Wir haben zusammen gebaut, gestritten uns gekloppt, und wieder vertragen, haben Wettrennen und Wettbewerbe ausgetragen, Glanzbildchen getauscht- und das alles ohne ständig von den Eltern beobachtet, bewertet und beschützt zu werden. Wenn da ein Kind mit einem Loch im Kopf nach hause kam, wurde ein Handtuch drauf gedrückt und irgendwer fuhr damit zum Arzt- es wurde nicht gefragt: Wer hat Schuld"

Da hieß es: Tragt eure Sachen untereinander aus!

Nur wenn es aus dem Ruder lief, griffen die Eltern ein.

Leider war es damals auch so, dass die Eltern grundsätzlich erstmal dem Lehrer oder anderen Erwachsenen glaubten, wenn das Kind ein Fehlverhalten begangen hat. Bei einem Ar...lo..lehrer hatte man also keinerlei Chance jemals auf einen grünen Zweig zu kommen.

Heute wird ein großer Teil Kinder vom TV erzogen und lernt "Sozialverhalten" aus irgendwellchen sinnfreien Kinderserien. Das kann doch nur nach hinten losgehen! Sich draußen austoben, wo geht das denn noch?

Frustrationstoleranz kann man auch nicht lernen, wenn alles immer und jederzeit zur Verfügung steht. Ein Nein gilt als Affront oder als Zurückweisung.

Klar ist eine Schelle kein Erziehungsmittel, aber alles durchgehehn lassen, ebensowenig.

Kritik an der Sache, respektvoll rüber gebracht, wird von Kindern und Jugendlichen durchaus wohlwollend umgesetzt- wenn sie denn wohlwollend gemeint war, und nicht das Kind als Person herabgesetzt wurde.

Aber mal ehrlich- ein Lehrer, der vor einer (viel zu großen) Klasse unausgelasteter Kinder steht, die ihren natürlichen Bewegungsdrang ständig unterdrücken müssen, wie will der Ruhe in eine so große Kinderschar bringen? Und dann stacheln sich die Kids auch noch gegenseitig hoch...

Und solange manche Eltern das Fehlverhalten ihrer Kinder anderen anlasten und nicht zuerst mal bei sich selbst gucken, haben Lehrer keine Schnitte!

Wir hatten eine Klassenlehrerin, die uns gezeigt hat, dass sie uns als Menschen mag, uns respektiert und schätzt- und wir, die schlimmste Klasse der ganzen Schule, haben diesem zierlichen, immer leise sprechenden Persönchen, den allerhöchsten Respekt gezollt und "ihr aus der Hand gefressen..."

Diese Frau hatte pädagogische Fähigkeiten, von denen die meisten Lehrer nur träumen können!

Klar, waren wir bei ihr auch laut, aber sie hat es mit leiser Stimme geschafft, uns immer wieder zurück zu holen.

Hier noch ein Spruch meines Papas:

Wie ein Kind handelt und spricht, ist Vaters und Mutters Gesicht...


Arnstaedter2 
Fragesteller
 07.03.2021, 20:46

Vielen Dank für deine Auseinandersetzung mit der Problematik.

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Guten Tag!

Bisher hat sich seit dem alten Sokrates jede Generation das "Recht" zugeschrieben, besser und reifer und was auch immer zu sein als die ihr Nachkommende, die man dann aller möglichen Untugenden bezichtigt hat von Wollust bis Materialismus und Oberflächlichkeit usw. - aber das ist auch unfair.

Kritik ist aus meiner Sicht dann okay, wenn sie gerechtfertigt ist und nicht nur in plumpes Ausspielen von Generationskonflikten ausartet. Niemand ist besser und niemand ist unantastbar, nur weil er älter ist - ich habe auch schon sehr ekelhafte ältere Leute erlebt, vor denen ich dann keinen Respekt mehr hatte, obwohl ich eigentlich als einer, der unter älteren Leuten beim Opa aufwuchs wirklich Achtung vor dem Alter habe. Und die Meisten, die sich heute anmaßen junge Leute oft wegen relativer Belanglosigkeiten zu verdammen, waren als Kind und Jugendliche sicher nicht besser, sie geben's nur aus welchem Grund auch immer nicht zu. Neulich habe ich in den Unterlagen zum Beispiel einige lustige maschinengeschriebene Kindheitserinnerungen meines 1932 geborenen Großonkels gefunden - Onkel Rudi muss ein richtiger Lauser gewesen sein, der sich selbst auch so bezeichnet hat. So war er aber später immer noch und sehr nachsichtig/gütig gegenüber uns Kindern und Jugendlichen. Ich glaube, er ist selber immer ein Stück weit Kind geblieben.

Aber das nur am Rande, ich möchte zitieren.

Meine Frage ergibt sich aus der Tatsache, dass heutzutage die Ursache für Fehlverhalten oder ungenügende Leistungen in erster Linie beim Lehrer gesucht werden. Sachliche Kritik am Jugendlichen wird abgelehnt

Das kann ich zu 100 Prozent bestätigen. Hatte beruflich bedingt bis ca. 2019 auch in Schulen zu tun und mit einigen Lehrern darüber hinaus nette, teils noch immer bestehende Kontakte entwickelt. Da wurde mir so etwas oft erklärt und es gab wirklich äußerst unangenehme Schilderungen. Treibende Kraft dahinter sind zumeist Eltern, die ihre Kiddies in Watte packen wollen und die Schuld, egal um was dass es letztlich geht, immer woanders suchen - meistens beim Lehrer/Rektor oder im Kiga beim Erzieherpersonal, selten bei anderen Kindern oder anderen Eltern. Aber man muss auch sagen, dass mancher Lehrer/Erzieher sich nicht immer wie ein Pädagoge benimmt und die Wurzel vieler Probleme weder beim Schüler noch beim Lehrer/Erzieher allein liegt, sondern bei beiden und darüber hinaus noch bei den Eltern und dem allgemeinen Umfeld - es ist ein geschlossener Kreislauf. Da gesteht sich dann keiner gern Fehler ein, weil so etwas immer Gesichtsverlust bedeutet und jeder meint es besser zu wissen. Aber ich verstehe was du meinst; in meiner Schulzeit (Jahrgang 1990/91) war es Usus, dass der Lehrer was gerügt hat, in der Wahl seiner Mittel nicht so zimperlich war wie heute, meist auch daheim anrief, wo es auch wieder Krach gab und man sich dann im Normalfall Gedanken gemacht und wirklich Besserung gelobt hat, auch wenn man vielleicht ein Lauser gewesen ist.

Heute liegt das Problem eher an einer Erziehung, die auf selbstgefällige Kinder nach dem Schema "meine kleine Prinzessin/mein kleiner Prinz" hinarbeitet und den Kindern jede Kritikfähigkeit, die bei uns die Meisten noch hatten, aberkennt. Was man Kindern lang genug einredet glauben sie mangels Eigenerfahrung irgendwann - und wenn die Eltern ihnen zu verstehen geben, die Krone der Schöpfung zu sein, glauben sie das auch. Entsprechend führen sie sich auf. Vor zehn Jahren gab es mal im Bayrischen Rundfunk eine satirische Kolumne über "Kinderzimmer-Osamas", ich glaube von Klaus Schamberger, den der Eine oder Andere vielleicht noch kennt ("Treffpunkt Franken") - das traf den Kern der Sache wirklich gut, besser wurde es seither aus meiner Sicht eigentlich nicht.

Aber wie sang Peter Cornelius schon? Genau: "Es wird immer sei' wie's immer war" - ein starker Song mit echter Aussage.

Schönen Sonntag!

https://www.youtube.com/watch?v=TS_6-jCnaTI

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Arnstaedter2 
Fragesteller
 07.03.2021, 12:35

Ich danke dir recht herzlich für deine tiefgehende Antwort.

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Guten Morgen liebe Gugumanten,

es gibt Jugendliche, die wollen in der Komfortzone verharren. Sie sind auf sachliche Kritik durch Lehrkräfte und Erwachsene angewiesen. Jugendliche suchen Vorbilder, denen sie nacheifern können und wollen. Leider kommen aufbauende Auseinandersetzungen im Elternhaus häufig zu kurz. Sozialkompetenz kann nicht erst in der Schule vermittelt werden.

Auch ich habe hier auf GF durch Jugendliche schon Kritik einstecken müssen. Das nehme ich in Kauf.


Arnstaedter2 
Fragesteller
 07.03.2021, 10:22

Vielen Dank für deine Antwort - jede Form der sachlichen und höflichen Kritik sollte akzeptiert werden. Manche sehen aber bei Kritik, dass sie die Anderen kritisieren und bei Selbstkritik kritisieren sich die Anderen selbst.

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Ich würde Fehlverhalten und ungenügende Leistungen nicht zusammen stecken.

Fehlverhalten einer Person liegt meist an dem Umfeld und den Personen, in dem sie lebt und umgeht. Da kann ein Lehrer nicht unbedingt viel ausrichten, um Fehlverhalten zu korrigieren.

ungenügende Leistungen haben mehrer Ursprünge, sei es Faulheit, kein Interesse oder das die Person das Thema nicht versteht und nicht mehr mitkommt, etc. Natürlich wird hier meist der Lehrer zur Rechenschaft gezogen, da er dafür sorgen sollte, das jemand seinen Unterrichtsstoff versteht. Nicht jeder hat die Mittel sich Nachhilfe leisten zu können. Aber der Lehrer ist nicht allein Schuld an der Situation.

Dennoch finde ich Kritik und Selbstreflexion wichtig im Umgang mit Kindern und Jugendlichen. Nicht nur damit sie weiter wachsen, sondern auch damit sie sich selbst und ihr handeln überdenken und an sich arbeiten.


Arnstaedter2 
Fragesteller
 07.03.2021, 09:42

Danke für deine Gedanken - ich habe Fehlverhalten oder ungenügende Leistungen als Beispiele für eventuelle Kritik gesehen - wollte keinen Zusammenhang darstellen.

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